Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 5/2003
Mai 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelhof bald eine Investruine?
Waldputzaktion war voller Erfolg
Sonntagsspaziergang der Grünen mit den "stachligen" Müggelheimern
Von Gummimädchen und Break-Dancern
Menschenkette gegen Schönefeld
Nachbarschaftshilfe & Co. von Agentur vermittelt
Angerfest mit Festumzug und Winzernächten
Das neue Waffengesetz
Reisebericht aus Äthiopien II
Mini-Sternwarte in Müggelheim
Neu-Zittau besteht 250jähriges Ortsbestehen
Sportlergrößen im Müggelheim
Frühlingswanderung in Müggelheim
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Mini-Sternwarte in Müggelheim

Amateur-Astronomen vermessen die Mondberge

Er war noch jung, als die Leidenschaft bei ihm geweckt wurde. Sven Anderson war gerade 10 Jahre alt, als ihm sein Vater ein Astronomiebuch aus Polen mitbrachte. Bei einer Führung durch die Archenhold Sternwarte Mitte der 70-er Jahre erfuhr er von den Kinder-Arbeitsgemeinschaften, die es dort gab. Seitdem ist der Müggelheimer unter die „Sternengucker“ gegangen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Martina Haupt betreut er eine kleine Amateursternwarte auf seinem Grundstück am Wiesbacher Weg.

Martina Haupt (li.) und Sven Anderson an ihrem großen Refraktor.

Martina Haupt fing erst spät mit ihrem Hobby an. 1998 wünschte sich die heute 35-Jährige ein Astronomiebuch für Einsteiger. „Ich wollte, wenn ich abends von meinem Balkon aus die Sterne bestaunte, einfach wissen, was ich da sehe“, sagt sie lachend. Mit dem Buch und dem dazu gehörenden Einsteigerteleskop entwickelte das ganze eine Eigendynamik.

„Diese Weite, die Grenzenlosigkeit, sind das Faszinierende an der Sternenwelt. Und zu wissen, da ist etwas, was wir Menschen nicht lösen können“, erklärt Sven Anderson ihre gemeinsame Leidenschaft für die Astronomie. Für den Astronomen stellen sich dabei viele Fragen, wie zum Beispiel: Welcher Komet hat den Staub hinterlassen den wir als Meteorschauer sehen? Wann ist der Sternschnuppenregen wo auf der Erde zu sehen und wie stark wird er sein? Wie viele Sternschnuppen bekommt man in einer bestimmten Zeit zu sehen? Bei der Beantwortung der letzten Frage helfen übrigens auch viele Amateurastronomen, die sich in der Nacht auf freies Feld begeben und die Meteore zählen.

In der eigenen Sternwarte, die die beiden seit 1997 haben, steht ein 200 mm-Spiegelteleskop. Durch eine Luke in der schwenkbaren Kuppel schauen sie in den Himmel hinauf. Mit Kamera und Bildschirm ausgestattet, können die Ergebnisse direkt auf einen Computer übertragen und berechnet werden. „Wenn es im Winter zu kalt ist, schließen wir einfach ein Laptop an und steuern das Teleskop vom warmen Haus aus“, sagt Sven Anderson. Doch gerade in den lauen Sommernächten kommt auch bei eingeschworenen Astronomen die Romantik nicht zu kurz. Denn manchmal ist es auch schön, einfach im Mondschein unter dem Sternenhimmel spazieren zu gehen, oder auf einer Wiese liegend die Sternschnuppen zu zählen.

Die kleine Sternwarte am Wiesbacher Weg. Fotos: Jacobius

Wenn es wissenschaftlich zugeht, haben sich die beiden Amateur-Astronomen auf die Positionsbestimmung von Kleinplaneten, die Mondbahnkorrektur und die streifende Sternenbedeckung spezialisiert. Da sich der Mond in einer Stunde etwa um seinen eigenen Durchmesser am Himmel weiterbewegt, bedeckt er entlang seiner Bahn Sterne. Den ungefähren Zeitpunkt dieser Sternenbedeckung kann man vorausberechnen. Ungenauigkeiten ergeben sich unter anderem durch Berge und Täler, die den Mondrand gestalten. Da diese Oberflächenstruktur noch nicht vollständig erforscht ist, bildet jede Sternenbedeckung ein neues Mosaiksteinchen auf dem Weg der Monderkundung. Besonders interessant finden die beiden Astronomen streifende Sternbedeckungen, die sich am Nord- oder Südrand des Mondes ereignen. Wenn man am richtigen Ort auf der Erde steht, kann man durch seine Beobachtungen die Mondberge genauer vermessen, als man es bisher mit Satelliten konnte. Aber auch über die Sterne kann man einiges erfahren, ihren Durchmesser bestimmen, oder Doppelsterne erkennen, die mit dem bloßen Augen nicht zu sehen wären.

Auf jeder Reise, die die beiden Müggelheimer planen, sind Teleskop, Kamera - und Funkgerät mit dabei. Denn beide sind zugleich auch Amateurfunker. Was beides miteinander zu tun hat? „Sowohl in der Astronomie als auch bei der Funkerei spielen unter anderem unsere Sonne, Erscheinungen in der Erdatmosphäre, das Erdmagnetfeld und sogar unser guter, alter Erdmond eine wichtige Rolle“, erläutert Sven Anderson. Man trifft übrigens häufig auf Amateurastronomen, die lizensierte Funkamateure sind oder umgekehrt auf Funkamateure die sich für Astronomie interessieren.

In ihren Urlauben suchen der Funkmechaniker und die Chemielaborantin bevorzugt dunkle Ecken. Die Ecken, die andere tunlichst meiden, sind für die Himmelsbeobachtungen genau richtig. „Aber alleine würde ich mich in manche Gegenden auch nicht trauen“, räumt Martina Haupt ein. Doch Tatsache ist, dass es ihnen in Berlin letztlich viel zu hell ist.

Abgesehen davon, ist die Beobachtung der Gestirne auch vom Wetter abhängig. Meist nur wenige Tage im Monat eignen sich dafür. Dann gilt es aber Sterne mit solch abstrakten Namen wie 17493, 2000YQ29 oder 2001JM1 zu vermessen, oder auch die Kometen Hoenig, Zulu und Zerlina. Für die erste Amateuraufnahme von „Foerster“ bekam das Duo übrigens von der Wilhelm-Foerster- Sternwarte einen Preis, den „Berliner Mondatlas“. Außerdem wurde die Aufnahme als Bild der Woche veröffentlicht.

Ab und zu veranstaltet das Paar einen Tag der offenen Tür in ihrer Sternwarte, zu dem Kinder und Erwachsene herzlich willkommen sind. Zwar kann man tagsüber nur die Sonne bewundern (durch einen entsprechenden Filter) aber auch die ist sehr sehenswert. „Der Filter muss sein, sonst verbrennt man sich die Netzhaut. Schon der Mond ist durch das Teleskop so hell, dass man mit den Augen kneisten muss“, erklärt Martina Haupt.

Den nächsten Tag der offenen Tür werden wir im Müggelheimer Boten ankündigen. sip