Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 5/2003
Mai 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelhof bald eine Investruine?
Waldputzaktion war voller Erfolg
Sonntagsspaziergang der Grünen mit den "stachligen" Müggelheimern
Von Gummimädchen und Break-Dancern
Menschenkette gegen Schönefeld
Nachbarschaftshilfe & Co. von Agentur vermittelt
Angerfest mit Festumzug und Winzernächten
Das neue Waffengesetz
Reisebericht aus Äthiopien II
Mini-Sternwarte in Müggelheim
Neu-Zittau besteht 250jähriges Ortsbestehen
Sportlergrößen im Müggelheim
Frühlingswanderung in Müggelheim
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Frühlingswanderung in Müggelheim

Frühlingswanderung in Müggelheim Entlang der Großen Krampe und des Langen Sees

In meine neue Empfehlung für eine Wanderung durch Müggelheim möchte ich gleichzeitig einige historische Begebenheiten einflechten.

Wir beginnen diesmal am Krampenburger Weg bei der Feuerwehr. Dieses dunkle Klinkergebäude mit Schlauchturm und den roten Toren wurde 1926 fertig gestellt. Zuvor erfolgte schon 1922 die Gründung der „Freiwilligen Feuerwehr”. Bei Feueralarm rückten sie mit handbetriebenen Löschfahrzeugen aus. Sie wurden von Bauernpferden gezogen, die von den Bauern reihum zur Verfügung gestellt werden mussten.

Wir gehen den von Linden gesäumten Weg hoch. Die Pflasterung des Krampenburger Weges erfolgte Ende der 50er Jahre. Zuvor war der Weg sandig. Bei starkem Regen schwemmten die Wassermassen tiefe Rinnen in den abschüssigen Weg. Die Linden wurden nach der Pflasterung gepflanzt. Auf der Höhe der „Bergkuppe”, da wo sich links, bis Ende der 80er Jahre die Gaststätte Krampenmühle befand, genauer auf dem Brachgelände hinter dem Zaun, stand bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Bockwindmühle. Der letzte Müller hieß Schenk. Er hatte einen Schimmel, den er vor seinen Wagen spannte um das gemahlene Korn auszufahren.

Wir gehen weiter den Krampenburger Weg hoch, bis auf der linken Seite zwei gemauerte Torpfeiler sichtbar werden. Früher trugen sie je einen blechernen, hellblauen Torflügel. Das blaue Tor stand aber meistens offen. Hier beginnt der Hallgarter Steig, den wir hinunter gehen. Dieses Siedlungsgebiet ist die Heim und Gartensiedlung, kurz „Heiga” genannt. Der gewundene Weg war ganz früher mit Süßkirschen gesäumt, später wurden beidseitig Rotfichten gepflanzt, die sich zu prächtigen Bäumen entwickelten. In seiner Geschlossenheit war es ein sehr schönes Gehen dort hinunter. Auch im Winter, wenn die tief verschneiten Zweige sich abwärts bogen. Unten, auf ebenem Niveau angekommen, folgen wir weiter dem Hallgarter Steig. Man kann hübsche Häuser und Gärten betrachten. Eines der ältesten Häuser ist gleich rechts unterhalb des abschüssigen Weges, es war im Baustil aus der Gründerzeit. Jetzt ist es im Umbau. Nach etwa 100 Metern öffnet sich ein Areal. Man sieht rechts, dass sich ein hoher Hang, gleich hinter den Grundstücken befindet. Kleine Häuser stehen unter Bäumen. Aus diesem Hang sprudelte einst die „Hartwig Quelle”. Das ist jetzt mehr als 80 Jahre her. Das Quellwasser wurde aufgefangen, in Flaschen abgefüllt und auch im Sommer an Ort und Stelle ausgeschenkt. Die vielen alten Obstbäume in diesem Gebiet wurden zum Teil als Tischträger abgesägt, die anderen Obstbäume sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Man sprach sogar von einer „Heilquelle”. Hartwig warb mit dem Slogan: „Mensch sei helle, trink Hartwig Quelle”.

Wendet man sich nach links, dem Weg folgend, befindet sich dort ein Grundstück direkt am Wasser, während alle andere Grundstücke an der Wasserseite, eine breite Uferpromenade frei halten mussten. Diese Uferpromenade war ebenfalls mit vielen Obst- und sogar Walnussbäumen, im grünen Rasen, bepflanzt. Jeder Grundstücksbesitzer hatte das Anrecht auf eine halbe Bootsstegseite und eine kleine Badestelle war auch da. Diese Promenade ist an zwei Seiten mit einem Tor versehen und nur Vereinsmitglieder haben Zugang. In dem direkt am Wasser befindlichen Grundstück standen die Abfüllräume, das Pumpenhaus, das Wohnhaus und eine große Steganlage. Das Pumpenhaus war der Schlüssel zum Ganzen. Hier stand eine große Kolbenpumpe, die unterirdisch das Krampenwasser hoch auf den Hang pumpte, wo es aus einer gefassten Öffnung sprudelte. Das war die Hartwig Quelle!

Wir gehen weiter und können hier, nun schon in der Tabbertschen Siedlung, kleine Wasserparzellen mit leider nicht immer schönen Bootsschuppen oder kleinst Wochenendhäuschen sehen. Ach hier hat man nur wenig Aussicht auf die Große Krampe. Auf der rechten Seite befinden sich sehr schöne Häuser und Gärten. Wege und sogar eine Holztreppe sind die Zuwegung zu dem Siedlungsgebiet vom Rinntaler Steig aus.

Beide Siedlungen mit der abfallenden Hanglage entstanden, nachdem die Firma „Tabbert Mörtelwerke” ihre Schürftätigkeit hier eingestellt hatte.

Noch gehen wir auf dem Hallgarter Steig bis zum Ende der Siedlung. Der Weg führt über auslaufende Hügelchen, direkt am Ufer der Großen Krampe weiter. Weit neigen sich einige Bäume dem Licht entgegen, über das Wasser. Erlen, Eichen, Kiefern und ab und zu mal eine Eberesche oder auch Holunder begrünen den geschwungenen Uferweg. Eine ehemals beliebte Badestelle mit weißem Sand und flachem Ufer wurde blockiert und bepflanzt, der Weg führt im Bogen wieder zum Uferweg. Dann der schöne Birkenweg, welcher zu jeder Jahreszeit einen sonnigen und heiteren Eindruck vermittelt. An seinem Ende befindet sich ein großes Sandfeld. Hier wurde zu DDR Zeiten ein Düker (dicke Rohrleitung auf dem Grund eines Gewässers) durch die Große Krampe zum jenseitigen Ufer verlegt. Offensichtlich wird jetzt hier gebadet.

Hier könnten Radfahrer nach rechts auf die asphaltierte Straße abbiegen und dort flott in Richtung Krampenburg fahren. Der Uferweg wird hier zwar unwegsamer, aber dafür kann man unbehelligt von Autofahrern, die nach Krampenburg oder zum Zeltplatz „Kuhle Wampe” wollen, gemächlich wandern. Immer wieder schweift der Blick auf das Wasser ab, das sich hier schon deutlich weitet. Schließlich endet der Weg und man muss am Zaun des Zeltplatzes auf die Straße. Beidseitig wird hier im Sommer gezeltet. Es gibt mehrere Camping-Vereine und ihre Mitglieder haben nicht nur Genießerrechte sondern auch Pflichten.

Schnell ist man durch die Gasse gelaufen. Links in der großen Bucht liegen ganzjährig die Wohnboote, auf denen Wasserfreunde schon zu DDR Zeiten einen geruhsamen Urlaub machen konnten. Die Straße führt direkt zu dem eingezäunten Gelände der ehemaligen Gaststätte Krampenburg. Für Wanderer ist das kleine Tor unverschlossen. Ein Rundgang zur Landzungenspitze bietet schöne Aussichten über das Wasser. Die eingezäunte Ruine der Krampenburg ist ein trauriger Anblick. Der Weg vom Start bis hier her ist etwa 4,5 km lang. Jetzt führt der Weg etwa 10 Meter auf der Straße zurück, biegt dann aber nach links zum Uferweg am Langen See ab. Der einstige Promenadenweg, wurde in den Jahren nach der Inflation, etwa 1929 bis 1933 gebaut. Unter der Leitung der Wohlfahrt wurden damals Arbeitslose zur Arbeit herangezogen. Heute ist der Weg in einem schlechten Zustand, krumm und schief liegen die Kantensteine, Wurzeln und Unebenheiten fordern beim Laufen die ganze Aufmerksamkeit. Trotzdem ist es eine schöne, wild romantische Uferlandschaft. Anders als am Krampenufer, welches eher düster wirkt, ist es am Langen See sonnig, heiter, aber windig. Man blickt über die ab und zu ausgeholzten Bäume und die in Lahnungen (Schutzmaßnahme aus Holzpalisade) gefassten neuen Schilfanpflanzungen auf das Wasser. Sportboote und ab und zu auch Lastkähne sind zu sehen. Wildenten, Blässhühner, Haubentaucher und Schwäne sind zu sehen und auch zu hören. Nach etwa zwei Kilometern kommt eine überdachte Sitzgelegenheit, ein Pilz.

Nur etwas weiter in der bisherigen Richtung, machen wir einen kurzen Schlenker nach links über die kleine Landzunge, die „Hirtenwiese”. Diese Hirtenwiese war Gemeindeeigentum. Die Gemeindehirten und zum Schluss auch der Nachtwächter Schummert, konnten hier ihr Vieh weiden, Heu machen und einen kleinen Acker bewirtschaften. In der Nachkriegszeit führten einige Siedler ihre Ziegen oder Schafe hierher zum Weiden. Etwa in den 60er Jahren wurde dort ein Zeltplatz errichtet. Jetzt wirkt er verwildert und leider liegen Flaschen und andere „Hinterlassenschaften” von wilden Campern herum.

Wir gehen zurück zum Pilz. Der geraden, von alten Birken gesäumte Waldweg führt uns in Richtung Müggelheim zurück. Wir überqueren die Asphaltstraße, vorbei an lichten Lärchen und düsteren Kieferndickungen bis das Gelände im Altkiefernwald ansteigt. Immer noch geradeaus, auf der ebenen Fläche führt dann ein kleiner Pfad nach links zum Krampenburger Weg. Insgesamt ist die Wanderung etwa 8,5 km lang. Ich hoffe, es wird Ihnen gefallen. MS