Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 04/2004
April 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schloss Köpenick öffnet am 27. Mai
Wilde Schweine unterwegs
Gute Beteiligung beim diesjährigen Waldputz
Unterwegs mit dem Bus X69
Sportlergrößen: Der Schwimmer Michael Nickel
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„Mai kühl und nass, füllt den Bauern Scheun‘ und Fass”

Sicherlich hat jeder schon von den jahrhundertealten Bauernregeln gehört. Haben die heute noch ihre Berechtigung? Etwa hundert Jahre lang wurden Wetteraufzeichnungen gemacht und man hat festgestellt, dass zum Beispiel der Spruch: „Wie das Wetter zu Frühlingsanfang, so ist es den ganzen Sommer lang” tatsächlich zu etwa 75 Prozent zutrifft.

Ein Hof um Sonne oder Mond (Bild) deutet auf kommendes schlechtes Wetter hin.

Natürlich können nicht alle Bauernregeln, die auf sorgfältige Beobachtungen in örtlichen Landwirtschaftsgegenden zurückgehen, überall gelten. Aber immerhin, das Ergebnis ist erstaunlich und wenig widersprüchlich. Wenn eine Bäuerin aus Norddeutschland feststellt: „Fliegen Möwen ins Land dann folgt Sturm” , das ist für das Binnenland nicht interessant. Dafür aber: „Helles Morgenrot gibt einen schönen Tag”, oder „Dunkles Morgenrot bringt Regen.” Man könnte die Sprüche endlos weiter zitieren, aber ich wollte Sie zu eigenen Beobachtungen und auch vielleicht zu Vergleichen mit den alten Bauernregeln anregen. Zu beobachten gibt es viel und der Himmel ist immer interessant. Hier zeigen uns die Wolken wie das Wetter sich entwickelt. Natürlich können wir immer nur einen sehr kleinen Bereich des Wettergeschehens wahrnehmen.

Aber wie entsteht das Wetter? Das Wetter ist von vier Größen abhängig, die sich gegenseitig beeinflussen. Die Sonne als Quelle von Licht und Leben bestimmt mit ihrer Strahlungsenergie den Zustand der Erde und ihrer Lufthülle. Die Erde sorgt durch ihre speziellen geometrischen und astronomischen Verhältnisse für die typischen Eigenschaften des Wetters und des Klimas. Ohne die Atmosphäre, das luftige Kleid, das die Erde umgibt, gäbe es keine Pflanzen und Tiere, keinen blauen Himmel, kein laues Sommerlüftchen, keine Wolken und keine feurigen Sonnenuntergänge. Dazu greift die Erdoberfläche mit ihren Bergen und Tälern, Ozeanen, Seen und Flüssen, Eiskappen und Wüsten auf das Wettergeschehen ein.

Der Motor ist also die Sonne, ohne sie fände nichts statt auf unserer Erde. Sie schickt ungeheure Energiemengen gegen die Erde. Diese prallen nicht direkt auf sie, sondern die Energie durchquert erst die Atmosphäre. Zum Glück für das Leben auf unseren Planeten sorgen Wärmetransport und Verdunstung für unsere Atmosphäre.

Weitere wichtige Faktoren sind die Stellung unserer Erde zur Sonne, die Erdumdrehung, die Neigung der Erdachse und eben die Lufthülle. Weil die Natur nun einmal bestrebt ist, immer wieder ein Gleichgewicht herzustellen, setzt sich der riesige Energieüberschuss am Äquator in Bewegung, um in den Polargebieten für Ausgleich zu sorgen. Die horizontalen Luftströmungen und die Meeresströmung sind der Antrieb dazu. Die vertikale Luftströmung entsteht durch die Schwerkraft, welche die Luftmassen sozusagen zur Ordnung zwingt. Die beiden Transportsysteme funktionieren miteinander und sind neben anderen Prozessen dann auch die Voraussetzung für das Zustandekommen vom Wetter. Die unterschiedliche Erwärmung wird durch Luftbewegungen ausgeglichen, wir spüren das als Wind. Unter dem Einfluss der Schwerkraft drückt die Luft auf den Boden. Der Luftdruck wird geringer, je höher man auf einen Berg steigt. Steigt die Luft nach oben, bewegt sie sich also vom Boden weg, dann erleichtert sie diesen praktisch, weshalb der Druck abnimmt. Wird warme Luft durch kalte ersetzt, steigt der Druck. Wird kalte Luft von warmer verdrängt, sinkt der Luftdruck. Leider ist es hier nicht möglich, dieses interessante Thema ausführlich und komplett darzustellen, statt dessen will ich als Anregung zur Wetterbeobachtung kurz schildern, was wir bei einem Wetterwechsel sehen.

Warmlufttransport. Stellen Sie sich einen herrlichen, wolkenlosen Tag vor. Erste Anzeichen, dass sich das Wetter ändern wird, geben dünne weiße Wolken in großer Höhe, die Cirren. Sie künden vom Heranziehen wärmerer und feuchter Luft. Der Warmlufttransport hat also eingesetzt. Die Flugzeuge, die noch vor einer Stunde als kleine glitzernde Objekte vor dem tiefblauen Himmel zu sehen waren, ziehen plötzlich weiße Fahnen hinter sich her, die Kondenzstreifen. Langsam breiten sie sich aus und sind nach einiger Zeit von einer natürlichen Cirruswolke nicht mehr zu unterscheiden. Immer mehr Cirren erscheinen und überziehen den Himmel allmählich mit einem weißen Schleier. Noch ist die Sonne zu sehen, jedoch mit einem diffusen Rand. Das Barometer zeigt an, das der Luftdruck zu fallen beginnt. Die weißen Wolken werden allmählich grau, die Sonne ist nur noch schemenhaft zu sehen. Schon kurze Zeit später sucht man sie vergebens und der Himmel ist mit einer einförmigen Wolkenschicht überzogen.

Die Untergrenze der Wolken ist wesentlich tiefer gesunken. Der Südwestwind wird kräftiger, die Luft wird wärmer. Plötzlich fallen die ersten Regentropfen und bald regnet es stärker, der Luftdruck sinkt sehr schnell. Heftiger Südwestwind und starker Regen, aber warme Luft. Die Wolken sind dunkel grau und sehr tief. Dann werden die Regentropfen kleiner, der Luftdruck zeigt auf dem Barometer, dass er kaum noch fällt. Der Wind lässt nach. Plötzlich zeigt sich am westlichen Horizont ein heller Streifen, der rasch größer wird. Die Warmluft ist am Boden angekommen. Wie von Zauberhand verschwinden die grauen Wolken, gleichzeitig dreht der Wind von Südwest auf West. Die Sonne scheint vom hellblauen Himmel. Kleine weiße Wolken, in unterschiedlichen Höhen, ziehen friedlich dahin.

Merksatz: Ein Tief, das über uns hinwegzieht, bringt zunächst Warmluft, später Kaltluft. Je größer der Temperaturunterschied zwischen den Luftmassen, desto intensiver die Wettererscheinung.

Kurzerklärung Tiefdruckgebiet: Aufsteigende Luft kühlt ab und bildet Wolken. Erddrehung verwirbelt Luft gegen den Uhrzeigersinn. Ein „Tief” ist ein Gebiet, in dem druckärmere und damit leichtere Luft aufsteigt. Gelangt die warme, feuchte Luft in höhere Lagen, kühlt sie ab. Das Wasser kondensiert und es entstehen Wolken und Regen.

Hochdruckgebiet: Kalte Luft sinkt nach unten. Die Erddrehung verwirbelt sie im Uhrzeigersinn. Ein „Hoch” ist ein Gebiet, in dem komprimierte Luft aus oberen Schichten der Atmosphäre in einem Wirbel nach unten sinkt. Weil die dabei erwärmte Luft mehr Wasser aufnehmen kann, lösen sich die Wolken auf.

Ich hoffe, dass ich Sie ermuntern konnte, sich mehr mit dem Thema Wetter zu befassen. Eigene Beobachtungen und Vergleiche mit den alten Bauernregeln, oder mit dem aktuellen Wetterbericht, der ja manchmal auch nicht stimmt, wären doch ganz interessant? MS