Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 04/2004
April 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schloss Köpenick öffnet am 27. Mai
Wilde Schweine unterwegs
Gute Beteiligung beim diesjährigen Waldputz
Unterwegs mit dem Bus X69
Sportlergrößen: Der Schwimmer Michael Nickel
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Ruhe und Bewegung

Gedanken zum Jahresmotto aus dem Umweltkreis in der evangelischen Kirchengemeinde Müggelheim

Die Unterscheidung von Ruhe und Bewegung scheint im normalen Leben als selbstverständlich. Doch sie gehören auch zusammen als die zwei Seiten eines Polaritätspaares. Polare Paare sind zu allen Zeiten und bei allen Völkern als solche erkannt und in Mythen und Symbolen dargestellt worden. Als bildhafte Gestaltung des Polaritätsgedankens haben die Chinesen ihr Yin und Yang geschaffen, eine kreisrunde Scheibe, die durch eine Wellenlinie in zwei gleich große Teile geteilt ist. Die eine Hälfte ist schwarz, die andere weiß, aber die schwarze Hälfte zeigt in sich noch einen weißen Kreis, die weiße einen schwarzen, um anzudeuten, dass jeder Pol noch einen Anteil des Gegenpols birgt, eine Bürgschaft für die Zusammengehörigkeit. Doch nie darf man mit den Polen eine Bewertung verbinden.

Man kann der Polarität nicht entgehen, sie liegt offenbar zutiefst im Schöpfungsplan. Machen wir uns klar: „Was wir Tag und Nacht, Entstehen und Vergehen, Wachen und Schlaf, Bewegung und Ruhe, Mann und Weib benennen, sind die Zersetzungshälften des in sich selbst befruchteten Ureinen“ (Ludwig Klages). Bewegung und Ruhe sind Teile des täglichen Lebens. Wenn ein Augenblick vergeht, tritt ein neuer an seine Stelle. Wir erwachen morgens, stehen auf, waschen uns, ziehen uns an, frühstücken... Nichts steht still. Bewegung gehört zum Leben.

In der Tat leben wir in einer Welt der Polaritäten. Die Sehnsucht überwundener Polarität bleibt ein Traum; wir sehen nur den Ausweg, in beiden Bereichen heimisch zu werden. Polarität ist bei Goethe eine der Hauptvokabeln der allgemeinen Natursprache. Sie lässt sich nicht streng definieren. Goethe drückt es in Bildern aus: „Mit leisem Gewicht und Gegengewicht wägt sich die Natur hin und her, und so entsteht ein Hüben und Drüben, ein Oben und Unten, ein Zuvor und Hernach, wodurch alle Erscheinungen bedingt werden“. Jede Bewegung geht aus einer Ruhe hervor und führt letztendlich wieder zur Ruhe hin. Insbesondere wir Menschen sind Wesen, die von der Ruhe in die Bewegung, aber auch von der Bewegung in die Ruhe streben. Die Spannung zwischen beiden Polen erhält unser Leben. In unserem heutigen Gesellschaftsgefüge wird die Bewegung oft überbetont. Mobilität wird verlangt! Die Ruhe als notwendiger Gegenpol wird meist vernachlässigt. „Man muss beim Begriff der Polarität an zwei Sachverhalte denken, die aufeinander angewiesen und unvertauschbar sind, an eine Hälftenhaftigkeit, an ein Gegenüberstehen zweier Wesenheiten in Spannung und Widerstreit, die aber als Teile eines übergeordneten Ganzen auch voller Harmonie und Untrennbarkeit sind – denn jede verlöre ihr Dasein ohne die andere“ (Eberhard Buchwald).


Kirchenkonzerte starten in neue Saison

Die sommerlichen Konzerte in der Dorfkirche Müggelheim beginnen am 15. Mai findet um 18 Uhr. Das Eröffnungskonzert wird von der Musikschule Erik Enseleit aus Berlin-Steglitz mit Chor- und Instrumentalmusik gestaltet. Dann finden dort bis zum 18. September quasi alle zwei Wochen musikalische Abende statt. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei. Alle beteiligten Künstler verzichten auf ein Honorar zugunsten des von der Kirchengemeinde initiierten Hilfsprojektes in Äthiopien. Dafür wird am Ausgang um eine Spende gebeten.

Arbeitsgruppen der Kirchengemeinde

Die Kinder unserer Gemeinde

Vielleicht ist auch Ihnen schon aufgefallen, dass donnerstags besonders viele Kinder in unserer Müggelheimer Kirche ein- und ausgehen.Dann kommen sie zur Christenlehre, die ergänzend zum schulischen Religionsunterricht für die Kinder der 1. bis 6. Klassen angeboten wird. In der Christenlehre hören die Kinder biblische Erzählungen und denken gemeinsam darüber nach, wie die Erfahrungen der Menschen von vor 2000 Jahren auch für unser heutiges Leben eine Orientierung sein könnten.

Häufig feiern die Kinder auch mit allen Gemeindemitglieder einen Familiengottesdienst. Solche besonderen Gottesdienste werden von den Kindern und den Eltern selbst gestaltet. In den Ferien machen wir gemeinsame Fahrten in die nähere Umgebung von Berlin. Dann haben wir Zeit, um zu wandern, Boot zu fahren, zu singen und zu spielen und um uns mit einem Thema intensiver als in einer Christenlehrestunde auseinander zu setzen. Während dieser Fahrten sind immer ein paar Jugendliche von der Jungen Gemeinde dabei. Mit ihnen macht das Geländespiel erst richtig Spaß und wenn die Kinder danach hungrig und müde ins Quartier zurückkommen, stellen sich die Jugendlichen noch in die Küche und bereiten das Essen zu. So entsteht ein Kontakt zwischen den Jüngeren und den Älteren und für viele Kinder ein Anreiz, ebenfalls nach der Konfirmation in die Junge Gemeinde zu gehen.

Intensive Themenarbeit für Groß und Klein ermöglichen einmal jährlich die Familienrüstzeiten. Im März 2004 hieß das Thema: „Kräuter in der Bibel”. Dazu wurde nicht nur in der Bibel gelesen, sondern auch Salböl hergestellt, der Duft verschiedener Kräuter gewonnen, nach biblischen „Rezepten” gebacken und gekocht. Das Brot und die Linsensuppe haben richtig gut geschmeckt. Außerdem vermittelte Pfarrer Menthel ein anschauliches Bild über das Leben Hildegard von Bingen.

So haben wir alle sehr viel miteinander erlebt und eine Menge gelernt. Besonders erstaunt es uns immer wieder, wie interessant und modern die alten, biblischen Geschichten noch heute sind.

Und es ist schön, mit den vielen neuen Eindrücken in den gewohnten Alltag zurückzukehren und uns am Donnerstag wieder in der Kirche zu treffen, Erinnerungen auszutauschen, neue Fragen zu diskutieren, die nächste Rüstzeit zu planen. Wenn Sie nun neugierig geworden sind, dann überlegen Sie nicht lange und kommen einfach einmal vorbei. Wir freuen uns sehr! Simona Behrendt (Katechetin)


Kirchentermine im Mai

Gottesdienste
Sonntag, 2.5., 10 Uhr: Jugendgottesdienst - Frau Behrend und Junge Gemeinde
Sonntag, 9.5., 10 Uhr: Abendmahlsgottesdienst - Pfarrer Menthel
Sonntag, 16.5., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfarrer Menthel
Donnerstag, 20.5. (Himmelfahrt), 10 Uhr: Konfirmandengottesdienst - Konfirmanden und Pfarrer Menthel
Sonntag, 23.5., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfarrer Schmidt
Pfingstsonntag, 30.5., 10 Uhr: Gottesdienst Vikarin Schwedusch-Bishara
Pfingstmontag, 31.5., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfarrer Menthel

Gemeindekirchenrat: Di., 4.5., 19.30 Uhr
Junge Gemeinde: montags, 19 Uhr, Kirchstraße 4 in Köpenick
Treff der älteren Generation: Mi., 5.5., 14 Uhr bei Frau Damm, Alt-Müggelheim
Konfirmandenkurs: 7.-9-5. Kurs B in Alt-Buchhorst
Umweltkreis: Dienstag 18.5., 20 Uhr bei Familie Jacobius, Darsteiner Weg 36a
Bibelgesprächskreis: 25.5., 20 Uhr, Kirche Müggelheim
Kreistänze und Meditation: Donnerstag 6.5., 19.30 Uhr, Gemeindesaal Alt-Schmöckwitz 1


Serie zum Kirchweih-Jubiläum (II:)

Exkursion zu den Kirchen der Kolonistendörfer - heute Friedrichshagen

von Dr. Bärbel Kovalevski

Nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1741 richtete sich das Interesse des preußischen Königs, Friedrich II., auf den inneren Ausbau des Landes durch eine weitreichende Ansiedlungspolitik für Einwanderer aus verschiedenen deutschen Ländern. Die Kolonisten sollten mit ihren speziellen Kenntnissen neue landwirtschaftliche und handwerklicher Produkte einführen und damit die Wirtschaft beleben. So entstanden die neuen Dörfer Müggelheim 1747, Gosen 1752, Friedrichshagen und Neuzittau 1753.

Die Christophoruskirche mit Turmspitze vor 1972.

Natürlich standen in den ersten Jahren der Aufbau der Höfe, die Bewirtschaftung des Landes, die Einrichtung des Spinnerei-, Fischer- und Schiffahrtsbetriebes im Vordergrund. In Preußen gab es seit 1717 die allgemeine Schulpflicht und den Kolonisten wurde der Bau eines Schulhauses und die Anstellung eines Schulmeisters genehmigt. Doch der Bau der Kirche, das religiös-geistige Zentrum einer Gemeinde, wurde in den Dörfern sehr unterschiedlich realisiert.

Nur wenige Jahre vor der Einweihung der Müggelheimer Kapelle im Jahre 1804, wurde im Jahre 1800 in Friedrichshagen die Dorfkirche eingeweiht, zuerst noch ohne Dachreiter-Turm und Glocken. Es war ein langgestreckter Saalbau mit Rundbogenfenstern und Rundbogentür aus Feldsteinen. Diese kleine Dorfkirche hatte das bis dahin benutzte Bethaus abgelöst, welches den Kolonisten aus Böhmen, der Pfalz und Württemberg zum Gottesdienst gedient hatte. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Friedrichshagen zu einem Kur- und Ausflugsort, in dem sich Intellektuelle und Pensionäre aus Berlin bevorzugt niederließen. Die Dorfkirche wurde zu klein und entsprach auch nicht mehr den Ansprüchen nach einer repräsentativen Kirche für eine aufblühende Gemeinde. So beschloss die Gemeindevertretung 1898 den Bau einer neuen Kirche, die am 14. Juni 1903 eingeweiht wurde. Sie erhielt den Namen „Christophorus-Kirche“ zur Erinnerung an den legendären Fährmann, der das Jesuskind auf seinen Schultern durch den Fluss trug und daher zum Schutzpatron der Fischer und Fahrensleute wurde. In Friedrichshagen gab es ja lebhaften Fährverkehr, der vielleicht den Grund für diese Namensgebung abgab. Der Architekt Jürgen Kröger entwarf einen einschiffigen Zentralbau, dessen breites Netzgewölbe auf mächtigen Rundpfeilern ruht und der durch Emporen an den Seiten gegliedert ist. Eine Vorhalle bietet Platz für den Einbau von Räumen für verschiedene kirchliche Einrichtungen. Auch heute beherrscht der mächtige Backsteinbau auf dem Marktplatz das Ortsbild von Friedrichshagen.

Am Beginn des 19. Jahrhunderts verstärkten sich die nationalen Tendenzen in den deutschen Ländern, um im Kampf gegen die napoleonische Besetzung und für die Erreichung eines einheitlichen deutschen Reiches Kraft aus den eigenen Traditionen zu gewinnen. Vorbildlich erschien das Mittelalter, in dem der Kaiser und die Kirche die weltliche und religiöse Kraft einheitlich symbolisierten. Nicht die Hinwendung zum Vorbild der Antike mit seinen humanistischen Ideen schien jetzt ausreichend zu sein, sondern die Wiederentdeckung nationaler Geschichte und Kunst. Die Kunst der Gotik galt daher als patriotisches Symbol und setzte sich als Vorbild nach 1815 in breitem Maße auf allen Gebieten der Architektur und der Bildenden Kunst durch. Später ergänzt durch das Vorbild der Kunst der Renaissance und des Barock, so daß am Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus fast alle vergangenen Kunstepochen für neue Bauaufgaben benutzt wurden, wie zum Beispiel beim Bau von Rathäusern, Banken, Bahnhöfen, Postämtern.

Beim Neubau der zahlreichen Kirchen in den sprunghaft anwachsenden Städten wurde vorwiegend auf den gotischen Stil zurückgegriffen, wie bei der Friedrichshagener Kirche. Und so zeigt das äußere Erscheinungsbild auch jene abgewandelten Formen des Mittelalters, wie man sie von den märkischen Kirchen kennt. An der Südseite befindet sich das mächtige Hauptportal mit einem darüber befindlichen spitzen Blendgiebel auf der Wandfläche, die von einer großen Fensterrose durchbrochen ist. Über diesem Doppelportal befindet sich ein Mosaikbild, das Elisabeth Pöschke um 1963 geschaffen hat. Es zeigt den Hl. Christophorus und im Hintergrund die Müggelsee-Landschaft.

Ein kräftig wirkender breiter Staffelgiebel bekrönt die Südfassade. An der Westseite zur Bölschestraße sind zwei weitere Portale mit Schmuckgiebeln, deren Fresken kaum noch zu erkennen sind. Sie werden flankiert von dem Glockenturm mit glattem Satteldach, das er nach dem schweren Sturmschaden von 1972 erhielt, als der 64 m hohe spitze Turm schwer beschädigt war und abgenommen werden musste.

Beim Eintritt in die Kirche ist man beeindruckt von der Klarheit und Weiträumigkeit, die dieser Raum vermittelt. Aus Platzgründen hatte man die Kirche so bauen müssen, dass der Altarraum sich im Norden und nicht wie üblich im Osten befindet. Ursprünglich war die Kirche nach mittelalterlichem Vorbild mit Freskenmalereien geschmückt, die 1947 bei einem Brand teilweise zerstört und dann übermalt wurden. Heute schmücken die Nordseite drei erhaltene Rundfenster mit Glasmalerei. Der Blick wird darunter auf den mächtigen, breiten Altartisch und das Altarretabel gelenkt, die, wie die Kanzel und die Taufe aus Rüdersdorfer Kalkstein bestehen. Im Mittelfeld dieser dreigliedrigen Altarwand ist die Kreuzigungszene dargestellt. Links vom Kreuz kniet Maria Magdalena, sie küsst in demütiger Trauer die Füße des Gekreuzigten, hinter ihr stehen Maria und Johannes. Rechts vom Kreuz befindet sich eine Gruppe von vier Frauen und zwei Männern, die in Trauer um das Geschehene verharrt. Kanzel, Taufbecken, die Felder an den Emporen tragen Schmuckelemente, die kräftig gestaltete Ornamente zeigen, die eher an romanische Vorbilder erinnern, so zum Beispiel bei der Verwendung des Flechtwerks. Die gleichmäßige Wiederholung zeigt, dass hier serienmäßig hergestellte Formen benutzt wurden. Im 19. Jahrhundert entwickelten Baumeister und Ingenieure Verfahren zur Vereinfachung und Verbilligung der Herstellungskosten auf vielen Gebieten des Bau- und Kunsthandwerks auf die man stolz war. Der hohe Grad der Normierung aber, zum Beispiel im Ornament des Schnitz- oder Stuckwerks, ergab eine Gleichmäßigkeit, die glatt und langweilig wirkt gegenüber den originalen Vorbildern der Gotik, deren zahllose kleine Unebenmäßigkeiten, die bei der Herstellung jedes einzelnen Stückes per Hand entstanden, jedem seine Charakteristik verliehen. Diese Perfektion durch Technisierung des Kunsthandwerks unterscheidet die Neugotik von ihrem Vorbild, der Gotik des Mittelalters. Der Ideenreichtum und die neue Auffassung alter Bild- und Formvorstellungen, die in den Schöpfungen der Meister des 19. Jahrhunderts zu finden sind, machen aber auch diese Bauten zu interessanten Objekten kunsthistorischer Begegnungen.

Literatur: Fred Schulze, Christophorus-Kirche Berlin-Friedrichshagen. Ev. Kirchgemeinde Berlin-Friedrichshagen, 2003.