Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 04/2004
April 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schloss Köpenick öffnet am 27. Mai
Wilde Schweine unterwegs
Gute Beteiligung beim diesjährigen Waldputz
Unterwegs mit dem Bus X69
Sportlergrößen: Der Schwimmer Michael Nickel
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 

Unterwegs mit dem Bus X69

Ausflugstipps entlang unserer neuen Buslinie

von Gisela Winkelmann

Abgesehen davon, dass seit dem 1. April neue VBB-Tarife gelten (Schülertickets sind um 8,3 Prozent gestiegen, Ausbildungstickets um 5,7 Prozent im Monat), dürften sich die Müggelheimer schon an die neue Linienführung der BVG-Busse gewöhnt haben. Mit dem X69 sollen die Fahrgäste seit dem 14. Dezember immerhin sieben Minuten eher am S-Bahnhof Köpenick ankommen, als mit dem 169er. Doch für die meisten Müggelheimer endet die Fahrt auch wirklich dort. Wir haben für Sie einmal über den „Tellerrand” hinausgeschaut und sind bis zur Endstation mitgefahren, auf der Suche nach netten Ausflugszielen, die mit dem neuen Bus einfach erreicht werden könnten.

Kontrastreich: Bockwindmühle im Schatten der Hochhäuser Marzahns.

Ohne umzusteigen kommt man mit dem X69 jetzt bis zum Schloss Biesdorf. Die Fahrt geht vorbei an gepflegten Einfamilien- und Miethäusern mit blühenden Vorgärten - man glaubt sich fast ins Ländliche versetzt (dabei liegt doch Müggelheim hinter uns. . .) Größere Freiflächen und Wäldchen gestalten die Landschaft rechts und links der Buslinie. Das ländliche Idyll wird nur unterbrochen von Tankstellen, einer Auto-Niederlassung oder dem Einkaufscenter Biesdorf.

Am Elsterwerdaer Platz muss man aussteigen, um das 1868 erbaute Biesdorfer Schloss und den dazu gehörenden Schlossgarten zu besichtigen.

Der Schlossgarten ist im Süden von einem kunstvollen schmiedeeisernen Zaun, im Osten von einer treppenähnlichen Mauer umsäumt. Auf den Pfeilern der Mauer wurde ein „mehreckiges Dach” angebracht. Das Schloss im neoklassizistischen Stil mit Turm, vielen Säulen und vielen typischen Details, entstand auf dem Gelände eines ehemaligen Rittergutes. Zu den Besitzern der Turmvilla zählten unter anderem Werner und Wilhelm von Siemens. Das Schloss, dem die Architekten Walter Gropius, Walter Schmieden und später Theodor Astfalck sein einst markantes Aussehen verliehen, ging 1927 in den Besitz der Stadt über und ist seitdem permanent vernachlässigt worden. Ein Brand im Jahr 1945 vernichtete das Obergeschoss, das bislang nicht wieder aufgebaut wurde. Seit 1979 stehen der alte Herrensitz und der Schlosspark unter Denkmalschutz. Das Gebäude wurde in den vergangenen Jahren als Freizeiteinrichtung und seit 1994 als sozio-kulturelles Zentrum genutzt. Trotz Bauarbeiten, die Sanierung soll voraussichtlich 2007 abgeschlossen sein, können im Schloss Keramik-, Computer-, Gymnastik- und Malkurse belegt werden. Der Schlosspark mit altem und zum Teil seltenem Baumbestand wurde vor wenigen Jahren liebevoll rekonstruiert. Hier finden in den Sommermonaten auf Freilichtbühnen Konzerte und ander beliebte Veranstaltungen statt. Initiator ist die Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf e.V.

Wir fahren zwei Stationen weiter mit dem X69: Rapsweg. Das modernste Unfallkrankenhaus Europas steht hier und ist, mit seinen vielen Spezialabteilungen, von Müggelheim aus nun direkt zu erreichen. Um sicher zu gehen, dass Kinder keinen „Badeunfall” erleiden, können die Kleinen ab sechs Jahren auch im Krankenhaus-Schwimmbad schwimmen lernen. Die ehemalige Wasserspringerin Dorit Heilmeier trainiert dort schon Kinder seit 20 Jahren. In zehn Unterrichtsstunden haben es immerhin 98 Prozent der kleinen Wasserratten geschafft, die begehrte Prüfung fürs Seepferdchenabzeichen abzulegen. (Infos Mo.-Fr., 18-19 Uhr unter Tel.: 567 25 46) Leider fährt der Expressbus an den Wochenenden nur bis zum Elsterwerdaer Platz, so dass man für zwei Stationen in den A190 umsteigen müsste, um zum Krankenhaus und somit zum kleinen Schwimmbecken zu kommen. Aber auch ein Spaziergang ist für die meisten durchaus zumutbar.

Weiter geht die Fahrt mit unserem „Xer” nach Alt-Marzahn. Die Kontraste könnten kaum größer sein. Zu Füßen der hoch emporragenden Häuser ist der alte Dorfkern erhalten geblieben. Eingeschossige Bauernhäuser, Häuser im Jugendstil, eine spätgotische Kirche mitten drin, Remisen und ein kleines Museum in der ehemaligen Dorfschule Marzahns belegen die alten Wurzeln dieses Bezirkes. Schafe und Ziegen im Gehege erfreuen nicht nur die Kinder. Auf einem Hügel steht seit zehn Jahren eine funktionstüchtige Bockwindmühle. Dort werden täglich bis zu 1000 Kilo Mehl gemahlen. „Glück zu!”, mit diesem Müllergruß wird der Besucher an der Mühle empfangen, bevor es die schmalen Holzstiegen hinauf geht. Der freundliche Müller Jürgen Wolf hat seit 1994 schon mehr als 160 000 „Mahlgäste” durch seine Mühle geführt. Er erläutert: „Wir sind eine Bildungsstätte. Es kommen Schulklassen und andere Interessierte. Im vergangenen Jahr haben wir das 100. Brautpaar auf der Marzahner Mühle getraut, nach mittelalterlichem Brauch wird dazu Brot und Wein gereicht.” Vor einigen Jahren pflanzte Müller Wolf auf dem Mühlberg wieder Weinstöcke an. Aus den Trauben wird ein lieblicher Wein gekeltert. Übrigens besaßen die Mühlen in früheren Zeiten ähnliche Privilegien wie die Kirchen. So galt beispielsweise das Recht auf Asyl. Führungen mit Anmeldung unter Tel.: 545 89 95.

Wer Freunde und Verwandte in Marzahn-West hat, oder einfach nur Freude an Gegensätzen hat, fährt bis zur Endhaltestelle Köthener Straße. Auf der Fahrt durch das Plattenbaugebiet sind originelle Fassaden mit haus-in-haus-Motiven und anspruchsvolle Sanierungen der Häuserblöcke zu sehen. Allmählich verschwindet das Grau in Grau des Wohngebietes Von Müggelheim bis zur Endhaltestelle Köthener Straße braucht der X69 (ohne Stau) exakt 57 Minuten. Also schnuppern Sie auch mal über den S-Bahnhof Köpenick hinaus . . .