Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 10/2005
Oktober 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Es "saut" sich was zusammen in Müggelheim
Müggelheimer wurde Sieger bei der Waldarbeitermeisterschaft
Parforce-Jagd: Ja, wo rennen sie denn?
Schlechte Wahlbeteiligung in Müggelheim
Gelungenes Fest in der Schule
Kinderbauernhof: Ein Paradies für Kinder und Tiere
Alter Pächter, neuer Pächter und ein dreiseitiger Vertrag?
"Petri heil" auch unter den Augen des Gesetzes
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
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Heimatverein
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 

Ja, wo rennen sie denn?

Berlins einzige Parfoce-Jagd übertraf sich diesmal selbst

von Simone Jacobius

Es soll die schönste Schleppjagd seit ihrer Einführung 1996 gewesen sein. Das meinen zumindest diejenigen, die regelmäßig dabei sind. Regelmäßig heißt in diesem Fall einmal jährlich. Eingeführt wurde die Parforce-Jagd anlässlich unseres Dorfjubiläums 1997. Diesmal nahmen zwar „nur“ 26 Reiter an dem sportlichen Ereignis teil - die Ponys fehlten in diesem Jahr - doch für die Zuschauer waren viel mehr Stopps eingerichtet, an denen sie das malerische Bild von rot befrackten Reitern auf schön geschmückten Pferden verfolgen konnten.

Reiter und Hundemeute beim Einmarsch in Müggelheim: Die Jagd ist vollbracht. Foto: Behrendt

Sechs volle Kremser machten sich auf den Weg, ebenso wie erstmals eine geführte Gruppe von 25 Radfahrern. Nachdem sich die Himmelsschleusen schon in der Nacht geöffnet hatten, war zwar noch alles etwas matschig, aber wenigstens von oben trocken.

Etwa 15 Kilometer misst Berlins einzige Schleppjagd in den Wäldern um Müggelheim. Für einen Reiter „das Größte, was es überhaupt gibt”, weiß Jagdherr Helmut Jäger vom Reitsportverein Köpenick. Alljährlich ist er dabei, doch in diesem Jahr passierte das Unfassbare: er wurde unsanft aus dem Sattel gehoben. Als sein Pferd stolpert, wurde der 70-Jährige zu Boden geschleudert und konnte dem Pferd nur noch hinterher laufen. Auch der 19-jährigen Grit Schlagmann aus Müggelheim ging es nicht besser. Dennoch will sie auch im nächsten Jahr dabei sein, sei doch so eine Parforce-Jagd ein „einmaliges Erlebnis”.

Per Funk hielten Zuschauer und Reiter Kontakt, so dass auch alle gleichzeitig an den Stopps ankamen. Hauptstopp war wieder in den Seddinbergen, wo die Reiter eine kleine Springvorführung gaben. Bevor es weiter Richtung Müggelheim ging, konnten sich alle erst einmal stärken. Für Pferde und Hunde (die 21 Brandenburger Bracken sind eine Neuzüchtung aus Beagle und französischem Rehhund) gab es erst auf dem Moritzhof den verdienten Lohn: Äpfel und Pansen.

Anlass für die Parforce-Jagd war auch in diesem Jahr wieder das traditionelle Erntefest. Zwar fiel der Markt nach Meinung vieler Besucher wieder sehr bescheiden aus, doch das Kulturprogramm machte so einiges wett. Kinder nebst Anhang waren von „Ulf & Zwulf” begeistert. Spaßig umschifften die beiden Profis die Ungeduld der Kinder, als es mit der Technik noch nicht so richtig klappte: „Jetzt habt ihr ein Jahr lang auf uns gewartet, da kommt es doch auf die paar Minuten auch nicht an”, meinte das Duo in Anspielung auf ihren geplatzten Auftritt beim letzten Erntefest.

Auf Begeisterung stieß auch wieder das Ponyreiten etwas abgeschieden von all dem Trubel. Seitdem Ponys und Streichelzoo auf das Grundstück von der Arztpraxis Miermeister verlegt worden sind, sind die Tiere ruhiger und Ross und Reiter haben gemeinsam mehr Spaß.

Auf Begeisterung stieß auch das Programm für die Erwachsenen. Am Sonnabend spielte die Gruppe „Fandango” Tanzmusik vom Feinsten. Am Sonntag traten auf der einen Bühne „The Voices” und auf der anderen Seite „Schirokko” auf. Bis 22 Uhr herrschte eine Superstimmung auf dem Dorfanger.


Eine ungewöhnliche Radtour

von Hans-Joachim Schmidt

Erstmalig in diesem Jahr begleiteten nicht nur Kremser die Parforce-Jagd. Nachdem der Morgen nicht Radfahrer freundlich begann, zeigte das Wetter doch Einsicht und ließ den Regen gegen 10 Uhr versiegen. So bestieg eine muntere Schar aus Familien aller Altersklassen nach der Hubertusandacht die Stahlrösser, um den Jägern zu folgen.

Es war ein ungewohntes Bild, mit welcher majestätischen Ruhe die Reiter ihre Hundemeute in die Mitte nahmen und Müggelheim in Richtung Försterei verließen. Wir folgten ihnen bis zum Wald und fuhren dann über teilweise sehr holprige Waldwege zum ersten Treffpunkt, in der Nähe des Parkplatzes kurz vor Gosen. Nach einigen Minuten tauchten dann auch die Kremser auf und alle warteten gemeinsam auf die Ankunft der Jagdgesellschaft. Kurze Zeit darauf hörten wir das Gebell der Hundemeute. Es war schon imposant, als die Fährtenleger aus dem Wald auf die Lichtung ritten, kurz darauf gefolgt von den Hunden und ihren Verfolgern. Während einer etwa viertelstündigen Verschnaufpause erklang das Halali der Hornbläser, was dem Auftritt der stolzen Reiter ein besonderes Bild verlieh. Nacheinander brachen alle zum zweiten Etappenziel – dem Seddinberg – auf.

Unterwegs kreuzten die Jäger unseren Weg, so dass wir die Gelegenheit hatten sie in voller Aktion zu erleben. Es war äußerst beeindruckend, mit welchem Tempo die Meute durch den Wald hetzte und die Jäger ihnen nachsetzen mussten, um sie nicht zu verlieren.

Jetzt begann der „Anstieg“ zum Seddinberg. Ein mit einer Gangschaltung ausgerüstetes Rad war hier natürlich enorm von Vorteil. Aber den Gipfel erreichten alle – auch wenn die letzten der Gruppe ihre Räder schoben. Oben erwartete uns ein Imbiss, der gern angenommen wurde. Nach einiger Zeit kamen auch die Jäger oben an. Als sich alle Beteiligten wieder erholt hatten, zeigten uns die Reiter ihr Können auf der langgestreckten Lichtung und nahmen bravourös die dort befindlichen Hindernisse.

Jetzt hieß es wieder auf zur Jagd. Wir folgten den Reitern bergab in Richtung Seddinsee. Manchmal war es etwas schwerer mit dem Drahtesel auf den Waldwegen, aber die letzten zwei Kilometer zur Badestelle in der Nähe des Windwalles ließen sich dann ganz gut fahren. Hier angekom-men bildeten alle Begleiter ein Spalier durch welches Hunde und Jäger den Weg ins Wasser nahmen. Nachdem sich alle etwas abgekühlt hatten, ging es auf zur letzten Etappe in Richtung Müggelheim. Unser Weg führte nochmals über den Seddinberg, an der Försterei vorbei zum Anger zur Abschlussveranstaltung. Hier hatten alle Radfahrer dann insgesamt gut zehn Kilometer in den Beinen. Aber keiner fühlte sich überanstrengt. Allen Teilnehmern hat diese außergewöhnliche Radtour mit ihren tollen Eindrücken und ihren bestimmt unvergesslichen Erlebnissen sehr gefallen. Deshalb wird die Perforce-Jagd bestimmt auch im nächsten Jahr von Radfahrern begleitet werden.

Meine Frau und ich würden uns freuen auch Sie im nächsten Jahr begrüßen zu können.