Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 04/2007
April 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Vom Traum zum Albtraum
Skireise der Grundschule nach Tschechien
Mopsfidel ins 25jährige Jubiläum
Rauchfreie Zonen in Müggelheims Gaststätten
Aktuelles aus dem BVBB
Frohe Ostern!
Daniela Dahn in Müggelheim
Reflexion eines Newcomers
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Heimatverein
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Unsere Perle im Müggelland

Osterwanderung entlang der Krummen Lake

von Marianne Schäfer

Ich hoffe, dass Sie schönes Wetter zu diesem Spaziergang haben. Wir beginnen die Wanderung an der Ecke Staudernheimer - / Duchrother Straße. Gleich gehen wir rechts den Waldweg entlang und überqueren den aufgeschütteten, ersten Sumpfarm der Krummen Lake, der völlig trocken ist. Gehen weiter gerade aus durch den Wald und überqueren den zweiten Sumpfarm, der rechts und links des aufgeschütteten Weges einige Wasserlöcher mit schwarzbraunem Moorwasser hat. Hier biegen wir links ab.

Ein schmaler, sich windender Waldweg führt parallel neben dem Sumpfarm entlang. Er ist trocken und helles, verblichenes Laub von den hohen Schwarzerlen markiert deutlich den Sumpfbereich. Die Ufer sind leicht geböscht und mit alten Kiefern, auch ab und zu mit ein paar Eichen oder Birken bestanden. Manche Partien des Weges sind mit Waldhimbeeren bewachsen. Ich genieße die friedliche Stille und setze mich auf den Stamm einer gestürzten Birke. Zwei Zitronenfalter flattern umeinander und ich sehe etwa in 50 Metern das Wasser der Krummen Lake schimmern.

In Gedanken sehe ich mich hier als Schulmädel an einem Sommertag entlang gehen. Dieser Sumpfarm lag in der Sonne. An den Ufern wuchsen Moorweidenbüsche und nur wenige kleine Weiden hatten sich in das nasse Moor vorgewagt. Sie hatten blaugrüne kleine Blättchen und ihre narbigen, kurzen und stark verzweigten Stengelchen waren gelbgrün. Das Schönste waren die dicken, halbrunden Moospolster, die beinahe den gesamten Sumpf bewuchsen. Das hellgrüne Sfagnum Moos, deren Spitzen wie kleine Edelweißblüten aussehen und dann das dunkelgrüne Wassermoos, deren einzelne Stengel mit abstehenden Zipfeln bestückt sind, bildet auch kugelige Polster. Barfuß ging ich vorsichtig durch das leicht wippende Moor in Richtung des Wassers. Das Moos war so weich und das braune Wasser, welches bei jedem Schritt meine Füße nässte, war kühl. Je näher ich dem Wasser kam, um so mehr schwankte und wippte das Moor, so dass es vorn am See direkt im Wasser platschte. Aus Angst bin ich vorsichtig zurück zu den Weidenbüschen gegangen.

Laut klopft ein Specht seine Paarungs-Trommelwirbel an einer Kiefer und ich sehe auch alte Baumstämme die ein rundes Loch im Stamm haben, sicherlich eine Spechtbruthöhle.

Vorbei die Vision von damals. Die hohen Stämme der Erlen, welche jetzt den gesamten Sumpf besiedelt haben, sind von der Sonne beschienen. Nur hoch oben entwickeln sich die Baumkronen. Am blauen Himmel zeichnen sich die großen Äste ganz dunkel ab und die feinen Zweige zeichnen ein hübsches grafisches Muster. Einige schon vor Jahren gestürzte, alte Bäume, das Holz modrig und mit Moos bewachsen, liegen auf dem Waldboden. Es ist kaum zu glauben, wie schnell sich diese kleine Waldsee-Landschaft verändert hat. Immer näher komme ich jetzt der Wasserfläche, welche mit in der Sonne hell leuchtendem Schilfgürtel sehr freundlich aussieht. Wenige, wohl die letzten der kapitalen „Plattenkiefern“, welche der Maler Karl Eifler so liebte, stehen noch am Weg.

Dicht am Wasser ist jetzt der Uferbereich mit jungen Bäumen und Büschen wild bewachsen. Schwarzbraune Moorwasserlachen blinken zwischen altem Laub, Wurzeln und Gestrüpp. An dieser Stelle steht ein Hinweisschild: „Bitte benutzen Sie die Wanderwege“. Also biegen wir nach rechts ab. Ein breiter, grüner Weg führt ein Stück geradeaus in den Wald. Ziemlich unscheinbar biegt gleich links ein kleiner Weg ab, welcher schon bald auf einen mit Sand aufgeschütteten Weg durch ein Feuchtgebiet führt. Anfang und Ende sind mit Pfählen für Pferde unpassierbar gemacht.

Nun sind wir wieder auf dem Weg zur Krummen Lake. Rechts steigt deutlich das Gelände an, links liegt das Sumpfgebiet, welches wir umgangen sind. Dieses nimmt seinen Anfang in der Bucht der Wasserfläche, welche dann noch, im Hintergrund zu sehen, die sogenannte Insel umfließt. Wir gehen den schmalen Waldweg in Richtung Krumme Lake.

Wenn wir auf der kleinen Höhe sind, hat man einen wunderbaren Ausblick auf den stillen Waldsee. Hier stehen drei rustikale Holztische und zwei Bänke. Das Schutzhäuschen ist leider nicht mehr da. Man sieht das still und dunkel da liegende Wasser, etwas grün schimmernd an der sandigen Stelle. Das Wasser scheint klar zu sein. Dabei ist es ganz anders. Durch den hohen Baumbestand in Ufernähe wird das Wasser zu wenig besonnt, das Schilfwachstum geht zurück und das Laub der Uferbäume bringt zu viel tote Materie ins Wasser. Die biologische Situation ist aus dem Gleichgewicht. Die Sichttiefe beträgt nur noch 0,60 Meter, etwa 18,5 Meter mächtig ist die Schlammschicht. Baden ist hier unerwünscht und auch nicht empfehlenswert!

Nach einer kurzen Pause an dieser schönen Aussichtsstelle, gehen wir am Wasser den schmalen, mit Wurzeln bewachsenen Weg entlang. Hier endet die Krumme Lake in einem gemischten Schilfgürtel. Junge Halme des kleinen Schilfes treiben schon hellgrün aus. Hohe Kalmusstängel, welche im Winter braune Kolben trugen, entlassen ihre „ Wolle“ aus den ockerfarbenen, aufgebrochenen Kolben. Beim leisesten Windhauch schweben Tausende Samen, in Wolle verpackt, durch die Frühlingsluft. Auch hier tanzen Zitronenfalter. Aber das Hübscheste ist, dass in dieser Ecke viele Frösche quaken, knurren oder quietschen. Ich sitze hier und lasse die Stille und den Frieden auf mich wirken. Hier ist meine Lieblingsstelle. Warm scheint die Sonne, spiegelt sich glitzernd im Wasser und im Hintergrund steht der dunkle Wald.

Auch hier hat sich etwas verändert. Es gibt kaum noch Seerosen und die gelben Mummeln. Noch in den 60er Jahren waren so viele Frösche in dem gesamten Waldseegebiet, das man das Quaken bis weit in den Ort hören konnte. Einige abgesägte, alte Baumstümpfe ragen schief oder auch gerade aus dem Wasser. Hier fiel in den letzten Kriegstagen eine Bombe hinein. Später, als dickes Eis es ermöglichte, sägten Anwohner die geknickten Stämme ab. Man brauchte damals jede Menge Feuerholz. Im zeitigen Frühjahr konnte man hier auch die Hechte beim Laichen beobachten. Es gibt auch keine Hechte mehr.

Unsere Wanderung nähert sich dem Ende. Dunkler Schwarzerlenbestand hat auch hier den letzten Sumpfarm besiedelt. Wir gehen den Weg weiter und biegen dann links auf den aufgeschütteten Sumpfweg ein. Hier liegen links langgestreckte Gräben, welche mit dunklem Moorwasser gefüllt sind. Rechts von diesem Weg war sonst auch noch eine größere Wasserfläche im schwarzen Moorboden. Ideal als Suhle für die Schwarzkittel. Wenn man den Verlauf des Sumpfes verfolgen würde, käme man an die Straße nach Schönhorst. Gleich über der Straße erheben sich Sandberge, die jetzt aufgeforstet sind. Diese Sandberge sind nach der Eiszeit zusammen gewehte Dünen, die das Wasser eines Spreearmes von dem Verlauf des Nebenarmes unterbrochen hat. Dadurch ist aus dem verzweigten Spreegebiet ein Waldsee mit vier Sumpfarmen geworden.

Das die Sumpfarme so drastisch ausgetrocknet sind, ist die Folge einer Brunnengalerie, die etwa in den 70er Jahren angelegt wurde. Das Wasser wird im Wasserwerk Friedrichshagen mit anderem Wasser zu Trinkwasser vermischt. Wir beenden unsere Wanderung, indem wir dem breiten Waldweg geradeaus folgen. Wir befinden uns dann am östlichsten Ortsrand von Müggelheim, gehen links an den Grundstücken entlang und sind wieder am Ausgangspunkt.

Die Wanderung ist etwa 4,5 Kilometer lang und hat etwa drei Stunden gedauert. Auch wenn nicht mehr alles so ist wie es mal war, unsere kleine Perle, das Naturschutzgebiet seit 1925, die Krumme Lake ist immer noch schön.

Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Osterspaziergang!