Gedanken aus Müggelheim
von
Siegfried Menthel
Mit großer Freude habe ich schon vor einiger Zeit entdeckt, dass die Edeka-Kaufhalle von Patrick Leher in Müggelheim fair gehandelten Kaffee im Angebot hat. Die Sorte heißt „Tempelmann’s“ und trägt außer dem Transfair-Siegel auch das Bio-Siegel.
Ja, ich möchte mit diesem Beitrag Herrn Leher nicht nur ausdrücklich für diese Sortimentserweiterung danken, sondern auch dafür werben, diesen Kaffee zu kaufen!
Zugegeben: Er ist teurer als alle anderen Angebote. Das hat aber sein Gutes. Denn mit dem Kauf dieses Kaffees werden die benachteiligten Bauern in den Anbauländern unterstützt, wie auf jeder Packung vermerkt ist.
Vor einigen Jahren hatten wir in Müggelheim drei äthiopische Kirchenpräsidenten in einem Sonntagsgottesdienst zu Besuch. Auf einer Reise nach Skandinavien machten sie bei uns Station. Im Gespräch nach dem Gottesdienst kam die Sprache auch auf Gerechtigkeit Iteffa Gobena – der leitende Geistliche der evangelischen Mekane Yesus Kirche in Äthiopien erzählte, dass er gerade aus Norwegen komme und dort für eine Tasse Kaffee so viel bezahlt habe, wie in seiner Heimat für 30 Kilo Kaffee. Wer steckt sich die Differenz in die Tasche, fragte er.
Genau diese Frage führte 1993 verschiedene gemeinnützige Organisationen wie Unicef, Deutsche Welthungerhilfe, Friedrich-Ebert-Stiftung, Misereor, Brot für die Welt dazu, den „Transfair-Verein zur Förderung des Handels mit der Dritten Welt e.V.“ zu gründen. Dieser Verein importiert in gleichberechtigtem Handel mit Erzeugern in zahlreichen Entwicklungsländern Kaffee, Tee, Honig, Kakao, Bananen nach Deutschland und vertreibt diese Lebensmittel unter einem Gütesiegel („Transfair“, „Fairtrade“). Mit den Gewinnen werden u.a. kleinbäuerliche Genossenschaften (z.B. durch selbstbestimmte Sozialprogramme) gefördert. Im April 1997 schlossen sich Initiativen fairen Handels mehrerer Länder zu Fair Trade Labeling Organisations International (FLO) zusammen. Darin sind derzeit Fairtrade-Gruppen aus 16 Ländern vertreten.
In Äthiopien, dem Heimatland des Kaffees, haben wir bei einer unserer Reisen Kaffeebauern in Mungi besucht, die bitter darüber klagten, dass der Weltmarktpreis innerhalb von fünf Jahren auf ein Drittel gefallen sei. Sie bekämen nur 17 Cent für ein Kilo Kaffee. Davon könnten sie nicht leben. Sie würden trotz guter Ernte und harter Arbeit hungern. Wenn man solches hört, vergeht einem – wieder zu Hause – die Freude am billigen Kaffee.
Die Kaffee-„Kirschen“ (sie sehen tatsächlich rot und rund wie Kirschen aus) brauchen neun Monate, bis sie am Strauch gereift sind. Dann werden sie von Hand gepflückt, an der Luft getrocknet und schließlich werden in einer Art Dreschmaschine die Bohnen aus den Hülsen gelöst. Nachdem sie handverlesen worden sind, werden die grünen Kaffeebohnen verkauft und erst in den Verbraucherländern geröstet und gemahlen.
Ich habe gelesen, dass es in den äthiopischen Urwäldern mehr als 1000 Sorten Kaffee gibt. Neulich wurde darüber berichtet, dass man dort auf eine Kaffeesorte gestoßen sei, deren Bohnen koffeinfrei seien. In Dembidollo auf dem Markt sah ich Häufchen mit Kaffeebohnenhülsen (aus denen die Bohnen ausgedroschen waren) im Angebot. Auf meine erstaunte Frage, wozu man die brauche, hörte ich, dass die armen Leute, die sich keinen Kaffee leisten können, diese getrockneten Hülsen überbrühen.
Der fair gehandelte Kaffee garantiert dem Käufer, dass auch die Kaffeebauern einen fairen Preis bekommen. Wir lösen damit nicht die riesigen Ungerechtigkeiten im Welthandel, aber wir tun einen kleinen Schritt diesem Ziel entgegen, für das zu arbeiten unsere gemeinsame Aufgabe ist.
Dank an Patrick Leher und die Bitte, seine Offerte zu unterstützen.
|