Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 04/2007
April 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Vom Traum zum Albtraum
Skireise der Grundschule nach Tschechien
Mopsfidel ins 25jährige Jubiläum
Rauchfreie Zonen in Müggelheims Gaststätten
Aktuelles aus dem BVBB
Frohe Ostern!
Daniela Dahn in Müggelheim
Reflexion eines Newcomers
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Mopsfidel ins 25jährige Jubiläum

Müggelheimer Zucht „vom Tengrinor“ brilliert mit seinen Möpsen

von Simone Jacobius

Das Gesicht voller Falten, eine schwarze Maske vor den Augen, ein gekringeltes Schwänzchen wie ein Schwein: Die Rede ist hier nicht von einer Karnevalserscheinung. Nein, ich bin zu Besuch bei einer Mopszüchterin, der Mopszüchterin von Müggelheim. Ingrid Koslowski feierte dieser Tage Jubiläum. Und ein beachtliches noch dazu: 25 Jahre lang trägt sie inzwischen den Züchternamen „vom Tengrinor”. Tengrinor ist der höchste See in Tibet. Angefangen hat sie mit Shih Tzus, dann kamen die Shar Peis und seit zehn Jahren ist sie ihren Möpsen verfallen.

Lautes Bellen tönt durch die Hauswand, als ich klingle. Die Hunde haben mich wahrgenommen, Frauchen nicht. Sie wird erst durch die Vierbeiner auf mich aufmerksam. Der Garten - zweigeteilt. Vorne für die Hunde, hinten für die Menschen. Die Terrasse ist fest in Welpenhand. Hier können sich die kleinen tapsigen Möpse sicher in der frischen Luft bewegen. Ins Wohnzimmer dürfen sie nur nach „Einladung”, sonst ist in der Küche Stopp. Gäste werden von den Hunden ausgesprochen freundlich begrüßt - allerdings muss man aufpassen, nicht zu Fall gebracht zu werden, so wie sie kreuz und quer durch die Beine wuseln.

„Ein Mops ist etwas Einmaliges. Er denkt und fühlt wie ein Mensch, er kann gelangweilt gucken oder freudig, er kann Theater spielen und ist ein wundervoller Gefährte und Freund”, schwärmt sie von den kleinen, kompakten Muskelpaketen. Doch mit ihrer Schwärmerei stand sie lange Zeit alleine. Denn das Image der Möpse stand Jahrzehnte lang nicht zum Besten. Es seien „Sofarollen”, die allenfalls als träges, verfettetes Schoßkind alter Jungfern taugen würden. So karikierte Wilhelm Busch den Hund boshaft. Auch das Kinderlied vom Mops der in die Küche kam, und dem Koch ein Ei stahl um dafür mit dem Leben zu bezahlen, trug nicht unbedingt zu einem besseren Image bei. Dabei wussten Adlige seit Jahrhunderten vor allem die Intelligenz der Hunde zu schätzen. Es gibt ihn als Porzellanfiguren und auf unzähligen Gemälden.

Der Mops strahlt selbstbewusste Gelassenheit aus. Er weiß um seinen Wert, ist doch schließlich sein Urahn auf seidenen Kissen im Pekinger Palast geboren worden. Und das einzige Lebensziel, das man ihm mit in die Wiege legte war, den Menschen zu gefallen. So wurde aus dem Mops ein stets gut gelaunter Müßiggänger. Dabei ist es geblieben. Und das seit mehr als 1000 Jahren.

Und in Deutschland ist der Mops inzwischen wieder auf dem Vormarsch. Die innige Nähe zwischen Mensch und Mops brachte Loriot treffend zum Ausdruck: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.” Er besitzt zwei dieser Tiere - einen kaufte er, so wie auch Kim Fischer, bei Familie Koslowski. Und das ist fast schon so etwas wie ein Markenzeichen. Denn viele der von Ingrid Koslowski gezüchteten Tiere wurden ausgezeichnet, sind gekoert (mehrmals mit dem Prädikat „vorzüglich” versehen) oder gar Champions geworden.

Doch worauf achtet eine Züchterin, um Erfolge zu erzielen? „Ich achte auf die Abstammung der beiden Hunde, auf die Schönheit und natürlich die Gesundheit”, erläutert Frau Koslowski. Und dann wären da noch die drei „G‘s”, die ein Züchter haben muss - Glück, Geld und Geduld. Und wenn sie eine vielversprechende Hündin hat, wird die erst spät gedeckt: „Es ist wie bei einem Model, nach einer Geburt leidet einfach die Figur. Dann kann sie keine Preise mehr erlangen.” Deswegen muss beispielsweise Hoffnungsträgerin „Noblesse oblige”, genannt Blessi, noch ein Weilchen auf die prickelnde Erfahrung mit dem anderen Geschlecht warten . . .

Ab einem Alter von 15 Monaten können Möpse eigentlich gedeckt werden, nach einer Tragezeit von 63 Tagen kommen dann die Welpen zur Welt. Ende März erwartet Ehepaar Koslowski den nächsten Wurf - von „Lily Marleen”. Vater ist „Lucky Star o Brian” - genannt Willy. Und wenn die Welpen da sind, werden die dicken Namenbücher gewälzt. Der nächste Wurf fängt auf jeden Fall mir „R” an.

Doch wie ist Ingrid Koslowski überhaupt auf den Hund gekommen? Ein schwerer Reitunfall kostete sie vor 25 Jahren fast das Leben. Schmerzhafte Lähmungen und ein Trauma blieben. Als „Therapiehund” besorgte sie sich die Shih Tzu Hündin „Bea” - und damit nahm ihr neues Leben seinen schönen Lauf. Ein bildhübscher Rüde, den sie während einer Ausstellung sah, „schenkte” sie für ein paar vergnügliche Minuten ihrer Bea. Der erste Schritt zum ersten Wurf war gemacht. Nun begann der theoretische Teil: Das Studieren bekannter Hunde- und Verhaltensforscher, eine Ausbildung zum Zuchtwart, lernen, wie man Ahnentafeln liest und immer wieder Hunde. Zwischendurch arbeitet sie in der Zuchtbuchstelle - dem „Standesamt für Hunde“ und vor zehn Jahren machte sie sogar eine Ausbildung in klassischer Homöopathie, was vor allem ihren vierbeinigen Freunden zu Gute kommt.

Und für ihre Liebe und Fürsorge bekommt sie viel zurück: „Die Tiere schmusen und kuscheln mit mir, sie freuen sich wenn ich komme, sind nie eifersüchtig und nie bösartig. Nichts Menschliches ist den Möpsen fremd. Man kann von ihnen lernen“, erklärt sie.

Seit 20 Jahren wohnt die Familie in Müggelheim. Vorher lebte sie in einer Wohnung in der Stadt, wo das Ausführen der Hunde noch umständlich zu organisieren war. So passierte es schon, dass sie mit drei Erwachsenen und 16 Hunden in einem Trabbi ins Grüne fuhren. Doch ohne Hilfe würde auch Ingrid Koslowski nicht klar kommen. und die hat sie in ihrem Mann „Kolja” gefunden. Er hilft ihr, wo er nur kann, fährt zu anderen Züchtern und zu Ausstellungen. Denn es sollte immer nur einer weg sein, der andere sich um die Hunde kümmern. „Ohne ihn würde ich das gar nicht alles schaffen und dafür danke ich meinem Mann.”

Das Jubiläum haben sie im kleinen geladenene Kreis bei einem zünftigen Brunch im „Café No. 1” gefeiert. Na dann: Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die Zukunft.