Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 11/99  
November 1999 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Gewerbetreibende erbost: Ausbau der Straße 635 ist wichtig

9. November: Erinnerungen und Emotionen

10 Jahre Ökumenische Versammlungen - ihre Bedeutung damals und heute

Der staubige Weg vom Schandfleck zur Grünanlage

Ein Jahr: Wirtschaftskreis zieht Bilanz

Traditioneller Weihnachtsmarkt diesmal an zwei Tagen

Sammelaktion für neue Rettungsstation war illegal

Parkplatzmangel am Friedhof

Vorsicht: Schwarzwild auf Achse

Wahlen '99 - wie wählte Müggelheim?

Neue Infos: wie heht es weiter mit Schönefeld?

Starke Männer lassen Bäume purzeln

Den Straßennamen auf der Spur (Teil III)

Eltern schwangen Pinsel in der Schule

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© 1999 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 08.11.1999

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10 Jahre Ökumenische Versammlungen - ihre bedeutung damals und heute

„Die Ökumenische Versammlung in der DDR 1989 - Aufbruch und bleibende Verpflichtung” war Thema eines Vortrags- und Gesprächsabends mit dem Generalsuperintendenten i. R. Reinhard Richter am 14. Oktober in der Müggelheimer Dorfkirche. Der Einladung des Gemeindekirchenrates und des Umweltkreises in der evangelischen Kirchengemeinde Müggelheim (MüBo 10/99, Seite 12) war eine kleine Schar Interessierter gefolgt.
Reinhard Richter war Delegierter bei den drei Ökumenischen Versammlungen 1988/89 und berichtete von den damaligen Ereignissen und ihrer Bedeutung für die Kirchen und die Gesellschaft in der damaligen DDR. Viele unterschiedliche Kräfte - 19 verschiedene Kirchen, Vertreter von Kirchenleitungen und von Basisgruppen - konnten sich nach einem breiten und vielschichtigen Diskussionsprozess auf gemeinsame Aussagen zu 13 Themenkomplexen einigen. So konnte eine damals anderweitig nicht mögliche Information zu lebenswichtigen Fragen des gesellschaftlichen Lebens erreicht werden. Die erarbeiteten Texte enthalten, was gemeinsam von Gottes Wort her zu den Grundproblemen der Zeit zu sagen ist, sie waren in den weltweiten Konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung eingebunden und sollten Grundlage für Gespräche mit dem Staat sein. Sie stellten eine geistige Kraft dar, die einen wesentlichen Beitrag zur Wende von 1989/90 geleistet hat.
Der Gedanke der Gewaltfreiheit hat es ermöglicht, dass die großen Aufmärsche in diesen Geist einbezogen wurden.
Im Anschluss an die Ausführungen von Reinhard Richter entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zu der Frage, was bedeuten diese Ökumenischen Versammlungen von damals für uns heute, wie geht der Konziliare Prozess weiter? Für Reinhard Richter stellt sich heute die Rolle der Kirche anders dar als damals: Die Evangelische Kirche in Deutschland würde viele Dinge nicht sagen, die der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR gesagt habe. Jetzt seien alle Mitglieder einer Demokratie, Synodale zum Teil Staatsbeamte. Für den seinerzeit notwendigen Informationsprozess braucht man, seines Erachtens, die Kirche heute nicht mehr. Geblieben sei die Aufgabe der Kirche, zu sagen, was von Gottes Wort her zu den Problemen der Zeit zu sagen ist.
Die Kirche habe zu mahnen: Vergesst nicht die Verantwortung für die Erhaltung des Lebens. Unverändert aktuell sind die drei Optionen für die Armen, für Gewaltlosigkeit und für die Bewahrung des Lebens. Es gibt bestimmte Dinge, die die Kirche immer ansprechen muss, sie muss zur Umkehr mahnen, Freude an der Umkehr wecken, sie muss Hoffnungsträger sein und sich deshalb zu den Problemen der Welt äußern. Kirche geht nicht ohne Gott, Hoffnung geht nicht ohne Gott, so Generalssuperintendent Richter.
In der Diskussion wurden unterschiedliche Stimmen laut: Während einerseits von der Kirchenleitung klarere Stellungnahmen und weniger Rücksichtnahme auf Interessen von Staat und Wirtschaft erwartet werden, wurde andererseits aufgefordert, die vorhandenen Möglichkeiten zur Wirksamkeit vor Ort, insbesondere im Rahmen der Lokalen Agenda 21 Köpenick breiter wahrzunehmen. (Auf einem Ökumenischen Forum Köpenick am 25. Oktober wurde besonders auf den Zusammenhang zwischen dem Konziliaren Prozess und der Mitarbeit der Kirchen in Rahmen der Lokalen Agenda 21 Köpenick hingewiesen und auf die besonderen Aufgaben, die sich in der kommenden Zeit aus der Bezirkszusammenlegung mit Treptow ergeben).
Abschließend dankte Pfarrer Menthel dem Generalsuperintendenten Richter dafür, dass er zu diesem Gesprächsabend nach Müggelheim gekommen war und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass er bei geeignetem Anlass wieder einmal nach Müggelheim kommen werde. HK/AG

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