Müggelheimer Bote
16. Jahrgang, Ausgabe 10/2009
Oktober 2009
Müggelheimer Bote

Inhalt
Viel Aufregung um "Rübezahl"-Gelände
Hurra, ich bin ein Schulkind!
So hat Müggelheim gewählt
Wurzelpavillon - Neue Attraktion im Lehrkabinett
Freilandlabor wurde "volljährig"
Erntefest bei schönstem Sonnenschein
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Polizeibericht
Kleinanzeigen
Heimatverein
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Geschichten aus dem Müggelwald
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So hat Müggelheim gewählt

Alle Zahlen zur Bundestagswahl im Vergleich

von Simone Jacobius

Deutschland hat gewählt - und wiedermal wird alles anders. Aus schwarz-rot wird nun schwarz-gelb. Die Sozialdemokraten werden auf die Oppositionsbank verbannt. Eine Pause, die die Partei auch dringend benötigt um sich neu zu finden und ein neues Profil herauszukristallisieren. Doch erst einmal ist Wunden lecken angesagt. Erdrutschartige Verluste brachten die SPD auf einen Tiefstpunkt in ihrer 60-jährigen Nachkriegsgeschichte.

Auch in unserem SPD-regierten Bezirk waren die Verluste heftig. Ein Minus von 16,9 Prozent ist hier im Vergleich zu den Wahlen 2005 bei den Zweitstimmen zu verzeichnen. Alle anderen Parteien dagegen konnten zulegen.

Ein Bein gestellt haben der SPD auch die vielen Nichtwähler. Die Politikverdrossenheit ist so stark, dass immer weniger Wähler mobilisiert werden konnten. Bundesweit lag die Wahlbeteiligung bei 70,8 Prozent, fast sieben Prozent weniger, als vor vier Jahren. In Treptow-Köpenick gingen mit 71,2 Prozent etwas mehr Wähler an die Wahlurne. Müggelheim steht dabei ganz gut da. 71,7 Prozent der Wahlberechtigten machten hier ihr Kreuzchen .

Das Duell der „Giganten”, den beiden Polit-Promis Gregor Gysi und Kajo Wasserhövel, fiel eindeutig aus. 44,7 Prozent der Erststimmen fielen dem Linken-Politiker Gysi zu. Nur 18,2 Prozent wählten Wasserhövel, der damit sogar noch hinter dem CDU-Kandidaten Korte (20,8%) landete. Der wiederum profitierte wahrscheinlich als Friedrichshagener auch vom „Heimatbonus”. Im Vergleich zum restlichen Bezirk, kann Müggelheim fast als schwarz-gelbe Hochburg bezeichnet werden. Zwar ist auch hier die Linke die stärkste Partei, doch sie bekommt in unserem Ortsteil weniger Stimmen, als im restlichen Bezirk. Anders dagegen bei CDU und FDP, die hier im Bezirksvergleich die Nase vorne haben.

Auch eine andere Partei hat in Müggelheim die Nase vorn, was den Bezirksvergleich anbelangt: die NPD.Während die Rechten im Bezirk 2,6 Prozent der Stimmen erreichten (Berlin 1,6%), waren es in einem Müggelheimer Wahlbezirk glatte 5 Prozent (38 Wähler). Auch in den anderen vier Wahlbezirken Müggelheims waren die NPD-Anhänger überdurchschnittlich vertreten.

Die Zahlen in unserer Tabelle betreffen nur die Zweitstimme und beziehen sich auf das vorläufige amtliche Ergebnis. Die Zahlen in Klammern sind die Ergebnisse von 2005. Da die Liste der angetretenen Parteien zu lang gewesen wäre, haben wir bei der Auswahl nur Parteien berücksichtigt, die mehr als ein Prozent erreicht haben.

CDU
SPD
Linke
Grüne
FDP
NPD
Piraten
Tierschutzpartei
Bund
33,9
23
11,9
10,7
14,6
1,5
2
0,5
Berlin
22,8 (22,0)
20,2 (34,3)
20,2 (16,4)
17,4 (13,7)
11,5 (8,2)
1,6
3,4
1,4
Trep-Köp.
18,5 (15,2)
19,7 (36,6)
33,7 (28,4)
11,0 (8,3)
8,0 (5,6)
2,6 (2,4)
3,3
1,5
WB 519
21,8
17,3
30,5
6,1
14,1
2,7
4,2
1,4
WB 520
24,6
15,8
31,1
7,4
10,8
5
2,2
2,5
WB 521
22,2
19,4
30,6
8
12,6
3,1
3
0,7
WB 522
25
17,6
25,8
10,2
11,4
3,2
4
1,1
WB 523
20,5
18,6
30,4
11,5
9
3
4,2
0,9
Müggelheim
23,1 (18,3)
17,9 (33,4)
29,5 (26,1)
9,3 (7,6)
11,0 (8,2)
3,6 (3,2)
3,4
1,3

Wie läuft das eigentlich mit der Auszählung?

Neugierig recken sich die Köpfe der Wahlvorstände aus den Türen der Klassenzimmer und schauen auf die Schuluhr. Noch 4 Minuten bis 18 Uhr, dem Ende der Wahl. In drei Klassenzimmern der Grundschule herrscht gespannte Betriebsamkeit, dort sind drei von fünf Wahlbezirken Müggelheims untergebracht.

Fünf Personen werden zur Auszählung und zur Beschlussfassung benötigt, das ist so vorgeschrieben. Pünktlich um 18 Uhr wird die Tür des Wahlbezirks 523 geschlossen. Die Fahnen, die mit Magneten an der Schultafel befestigt waren, werden abgenommen, zunächst die Berliner, dann die deutsche und zum Schluss die Europaflagge. Die Wahlurnen werden abgebaut, nachdem man sich vergewissert hat, dass dort kein Wahlzettel mehr herumlag. Tische werden zusammengeschoben, der Deckel der Wahlurne wird geöffnet und die Wahlzettel auf einen großen Haufen geschüttet - jetzt gehts los. Alle Wahlzettel werden auseinandergefaltet und in 10er Haufen gestapelt, um die Anzahl der abgegebenen Zettel mit den abgehakten Namen im Wahlverzeichnis abzugleichen - passt!

Plötzlich geht die Tür des Klassenzimmers auf, ein junger Mann guckt verlegen: „Bin ich zu spät?“ Der junge Vorsitzende des Wahlvorstandes nickt. „Schade“, sagt er - die Tür schließt sich wieder.

Weiter geht's. Jetzt werden vier Haufen gebildet. Alle Zettel mit identischer Erst- und Zweitstimme auf einen Haufen, unterschiedliche Erst- und Zweitstimme auf den zweiten, ungültige Wahlzettel auf den dritten und unklare Fälle auf den letzten Stapel. Die Schriftführerin trägt ordentlich die Zahl der ungültigen Stimmen in eine Liste. So haben einige Wähler alle Parteien angekreuzt oder den Zettel komplett durchgestrichen.

Jetzt wird es ernst: Der erste Stapel mit den identischen Stimmen wird nach Parteien sortiert, neue Stapel entstehen und werden mehrfach gezählt. Die Ergebnisse werden auch notiert. So geht es zügig weiter, bis alle Wahlzettel erfasst sind. Mehrere Summenprüfungen bestätigen, dass keine Fehler vorliegen. Hier greift ein Rädchen in das andere. Jetzt noch schnell die Ergebnisse durchtelefonieren, und die Arbeit eines langen Tages ist geschafft - eine tolle Zusammenarbeit hat sich bewährt. RJ