Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 08/2002
August 2002

Inhalt
Jugendzeltlager der Feuerwehr
Die Nacht des Schreckens
Hits für Groß und Klein
Kühle Brise auf "hoher" See
Schönefeld: Anhörungsverfahren wurde abgeschlossen
Informationen vom Heimatverein
Mit 17 Jahren hinter Stacheldraht
Kaninchen - in der Wohnung oder im Garten?
Wer säumt, muss zahlen
Teufelsmoor wird renaturiert
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbrief
Nachrichten aus Gosen
Müggeclub
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Müggeclub
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Gartenfreund

Gartenplaudereien

Kürzlich, als es mal nicht regnete, saßen eine Freundin und meine Schwester zu einem Plausch, bei mir im Garten. Hauptthema waren unsere Erinnerungen aus der Kindheit. Ich selbst war damals knapp sieben Jahre alt, als unsere Eltern aus Angst vor den Bomben, in den letzten Kriegsjahren, mit uns Kindern, in das kleine Wochenendhäuschen in Müggelheim zogen. Das kleine Häuschen war noch gar nicht fertig und auch der Garten war zum Teil noch ein Bauplatz. Wir als Kinder haben das gar nicht so dramatisch empfunden. Wir konnten herrlich im weißen Sand spielen. Die Wege waren überwiegend unbefestigt und bei Sommergewitter strömten wahren Bäche auf der abschüssigen Straße. Im nahen Wald spielten wir Verstecken, bauten mit Moos und Ästen kleine Wohnungen für die Puppen. Gerne sammelten wir Walderdbeeren oder Pilze. Darin waren wir sogar besser als unsere Eltern. Kleine Arbeiten mußten wir damals schon übernehmen. Wir erinnerten uns, dass abends Damhirsche aus der gegenüberliegenden Schonung traten, die wir gerne mit etwas Brot fütterten, obwohl alle Lebensmittel rationiert waren.

In diesen Notjahren war der Garten die Überlebensgarantie Jedes Fleckchen im Garten wurde genutzt, um Gemüse und Obst anzubauen. Wir Kinder hatten jeder ein eigenes Beet, wo jeder das säen und pflanzen durfte, was er wollte. Wir konnten es gar nicht abwarten, dass die Radieschen dick und rund aus der Erde schauten, und verspeisten sie ziemlich klein. Es glückte uns sogar, Möhrensämlinge zu verpflanzen. Erbsen waren auch beliebt. Erstens weil sie schnell wuchsen , aber hauptsächlich, weil die jungen Schoten so gut schmeckten. Vor Hunger haben wir Kinder noch nicht reifes Obst von den Bäumen gepflückt. Jeder von uns besann sich auf andere Begebenheiten. Meine Schwester erzählte lachend, dass sie nie Lust hatte, im Garten Unkraut zu zupfen. Sie riss nur die größten Pflanzen aus und bedeckte alles andere mit der sandigen Erde. Natürlich hat das unser Vater gemerkt. Die Freundin erzählte, dass sie stundenlang Falläpfel putzen musste, außerdem jeden Tag einen Korb voll Gras und Löwenzahnblätter, für die Kaninchen, schneiden sollte. Ich erinnerte mich, dass ich abends oft mit Vater durch den Garten ging. Dabei wurden die jungen Spalierobstbäumchen begutachtet. Besonders die Früchte bewundert, ihre Schwere in der Hand gewogen. Wir freuten uns, wenn wir bei der Gartenrunde unserer Erdkröte begegneten, welche abends immer aus ihrem Unterschlupf, einem Keramikrohr, hervor kam, um beim Bienenhaus die toten Bienen zu fressen.

Ja, unsere Bienen, da hatten wir so allerhand aufregende Erlebnisse. Ein Fest war für uns, wenn der Honig aus den Waben geschleudert wurde. Wir naschten so viel Honig, dass wir dann wochenlang nichts Süßes mehr wollten.

So sind wir mit Garten- und Naturerlebnissen groß geworden. Haben Erfahrungen und Erinnerungen gesammelt.

Vieles ist heute anders. Wenn ich bedenke, was früher 1m² Land kostete, es war etwa 1,20 RM. Aber der Garten war uns sehr viel mehr Wert – er war damals unsere Überlebensbasis!

Heute sind die Landpreise im Vergleich zu damals wahnsinnig hoch. Wird aber der teure Garten heute auch noch so hoch bewertet? Beim Grundstückskauf müssen auch die alten Bäume bezahlt werden. Je nach Art und Güte sind sie sehr teuer. Sind sie dann dem Gartenbesitzer auch wertvoll?

In den 50er Jahren begann im großen Maßstab die chemische Herstellung der Pflanzenschutzmittel und somit auch die Anwendung. Ernteverluste sollten reduziertwerden. Gleichermaßen sollten die Erntemengen durch künstliche, sprich chemische Düngung gesteigert werden. Etwa 50 Jahre später dachte man schon anders darüber. Der Natur, dem Boden und dem Wasser ist sehr viel Schaden entstanden, wenn auch einiges aus Unkenntnis.

Gesundheitlichen Schaden haben aber auch die Anwender, Landwirte, Gärtner und Siedler erlitten. Heute sind viele Schädlingsbekämpfungsmittel, wie zB. E 605, oder Nicotin schon in der Produktion verboten. ( Restbestände wurden leider ins Ausland exportiert, von da kamen Agrarprodukte dann wieder zu uns, oder wurden dort unsachgemäß entsorgt!) Das Mittel Bi58 darf nur noch kurzfristig bedingt zur Anwendung kommen. Produziert wird es nicht mehr. Der Schaden ist bei Anwendung um ein Vielfaches größer als der Nutzen. Bei dieserart Gift sterben nicht nur Schädlinge, sondern auch die Nützlinge!

Durch zu intensive Anwendung von Kunstdünger, welcher schnelles und stärkeres Wachstum ermöglicht, aber verweichlichte und wenig gehaltvolle Pflanzen und Früchten ergibt, hat man auch erhebliche Nachteile. Geschmack, Transport und Lagerfähigkeit sind nicht mehr zufriedenstellend. In den USA hat man nun die sogenannten Gen manipulierten Pflanzen gezüchtet, die wegen ihrer nicht vorhersehbaren Risiken nicht eingeführt werden sollen.

Die Natur wird geschunden und manipuliert, Pflanzen und Tiere! Warum?

Der Verbraucher will seine Ware billig und viel soll es sein! Hier gilt zu erkennen, das wir uns selbst Schaden zu fügen.

Beim Gespräch bei mir im Garten wurde von beiden bestätigt, wie gut uns früher alles geschmeckt hat, was aus dem eigenen Garten kam.

Aber es gibt sie noch, die Gärten in denen Obst und Gemüse zum Eigenverbrauch angebaut und gepflegt werden.

Besonders ärgerlich ist es dann, wenn Nachbarn ziemlich unbedarft und unangemessen mit Pflanzenschutzmitteln umgehen, so dass bis ins Nachbargrundstück hinein, Giftauswirkungen nachweisbar waren. Berechtigt landete der Fall vor dem Schiedsmann und ein Bußgeld war fällig. Zu einer Äußerung einer Gartenbesitzerin möchte ich noch Stellung nehmen. Sie sagte: „ Man kann ja nichts aus dem Garten verwenden, denn es ist ja alles vergiftet.“ Sie meinte, die Füchse legen in Massen die Eier des Fuchsbandwurmes in den Garten.

Der Fuchs ist durch günstiges Nahrungsangebot zum Kulturfolger geworden. Er hat seine Scheu vor dem Menschen verloren. Er ist ein Allesfresser und wenn er in den Gärten kein Futter findet, sind diese nicht mehr reizvoll für ihn. Wichtig ist, dass auch kein Hunde- und Katzenfutter frei zugänglich steht. Füchse kann man durch Lärm und unangenehme Gerüche vertreiben. Während eine Ansteckungsgefahr durch Tollwut infolge der Impfmaßnahmen äußerst gering ist, stellt der Fuchsbandwurm noch eine gewisse Gefahr für Mensch und Tier dar. Dieses ist aber sehr selten. Es sind in den 70er Jahren nur zwei Fälle in Thüringen und ein Fall in Bayern aufgetreten (Jäger und Förster). Eine eventuelle Übertragung geschieht nur durch den Kot befallener Füchse. Eine Möglichkeit wäre noch der Verzehr von Waldfrüchten und Pilzen, wenn diese ungewaschen verzehrt werden. Haustiere sollen regelmäßig entwurmt werden. Der natürliche Kreislauf vom Fuchsbandwurm ist: Maus-Fuchs. Von Vergiftung kann also auf keinen Fall gesprochen werden. Die Bezeichnung ist unangemessen und stimuliert die Gartenbesitzerin selber negativ zu ihrem Garten.

Eine andere Sache ist das immer noch nicht ernst genommene Fütterungsverbot der Wildschweine. Gerade erst kürzlich fand ein Bürger etwa einen Eimer voll Küchenabfällen im Gebüsch neben dem Gosener Damm. Geradewegs vom Darsteiner Weg und ich meine, der Bürger hätte es zur Futtertonne beim Förster nicht weit gehabt. Das Füttern ist gesetzlich verboten und kann mit einer Geldbuße bis zu 5000.- Euro geahndet werden.

Es gilt durch Information Verständnis für die Natur zu entwickeln; Rücksichtnahme auch den Nachbarn gegenüber zu praktizieren; Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft machen das Leben leichter! MS