Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 08/2002
August 2002

Inhalt
Jugendzeltlager der Feuerwehr
Die Nacht des Schreckens
Hits für Groß und Klein
Kühle Brise auf "hoher" See
Schönefeld: Anhörungsverfahren wurde abgeschlossen
Informationen vom Heimatverein
Mit 17 Jahren hinter Stacheldraht
Kaninchen - in der Wohnung oder im Garten?
Wer säumt, muss zahlen
Teufelsmoor wird renaturiert
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbrief
Nachrichten aus Gosen
Müggeclub
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Müggeclub
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 

Kühle Brise auf „hoher“ See

Idylle einer Dampferfahrt nach Woltersdorf

„Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön...“ - aber es muss ja nicht unbedingt eine Kreuzfahrt sein. Erholung und Entspannung bietet auch eine Dampferfahrt auf heimischen Gewässern. Einstündige Müggelsee-Rundfahrten, Fahrten zum Treptower Hafen oder nach Woltersdorf sind nur ein Teil des Sommerfahrplans der Stern- und Kreisschifffahrt. Die beliebte Tour vom Müggelsee zum Flakensee ist heute unser Ziel.

Ein lautes Signal lässt uns vom Plausch auf der schattigen Bank unter Haselnussbäumen im Müggelpark Friedrichshagen hochschrecken. Das Schiff hat angelegt und wartet auf seine Fahrgäste. Junge Familien mit kleinen Kindern, Paare, ältere Damen und Herren zu zweit oder auch alleine steigen frohen Mutes an Bord. Der zum Scherzen aufgelegte Kapitän kassiert eifrig das Fahrgeld, 8,50 Euro für eine einfache Fahrt, 12,50 Euro für die Hin- und Rückfahrt.

Sorgte für Stimmung bei Groß und Klein: junge Frau mit ihrer Mandoline. Foto: Winkelmann

Nun kann es an Deck gehen. Wer es ruhiger mag, bleibt im gediegenen Innenraum in dem es angenehm kühl ist.

An Deck brennt die Sonne. Strohhüte, Tücher, Sonnenbrillen werden hervorgeholt. Wieder ein durchdringender Signalton! Die Fahrt geht los und mit dem ersten Windstoß fliegen Hüte und Mützen von den Köpfen. Helle Aufregung, bis jeder wieder seine Accessoires am Platz hat. Zum Glück ist keiner über Bord gegangen. Nur das Täschchen eines kleinen Mädchens, gefüllt mit den im Park gesammelten Nüssen, landet im Wasser.

Vom Spreetunnel, der 1926/27 erbaut wurde und den Fluss in einer Länge von 120 Metern in einer Tiefe von 8,50 Metern unterquert, geht es über den Großen Müggelsee. An Bord werden erste Bestellungen von kühlen Getränken und Eis bis hin zu Würstchen mit Kartoffelsalat von der Stewardess entgegen genommen. Der Kapitän begrüßt noch einmal seine Fahrgäste, diesmal über den Lautsprecher, und gibt erste Informationen. „Der Müggelsee liegt im Warschau-Berliner-Urstromtal und wird von der Spree durchflossen. Mit einer Wasserfläche von 7,3 km2 ist er der größte See Berlins. Die maximale Tiefe beträgt jedoch nur an wenigen Stellen acht Meter. Er weist eine Länge von 4,4 Kilometern auf und eine Breite von 2,6 Kilometern. Am Nordufer befindet sich das Freibad Friedrichshagen. Es konnte durch Vereinsmitgliedschaften vor der Schließung bewahrt werden.“

Momentan möchte aber kein Fahrgast „baden“ gehen. Auf dem Schiff wird es inzwischen musikalisch. Eine junge Frau beginnt auf ihrer Mandoline zu spielen und findet begeisterte Zuhörer. Das Hotel Seeresidenz; das zweitgrößte Wasserwerk Berlins, seit 1893 in Betrieb; das Strandbad Rahnsdorf konnten am Nordufer des Sees gesichtet werden. Vis -à-vis am Südufer des Müggelsees erheben sich die 115 Meter hohen Müggelberge, das Ausflugslokal Rübezahl gerät ins Blickfeld, sowie die Anlegestelle des Dorint Hotels. Ein fünfjähriger Steppke tönt lauthals: „Hier möchte ich aussteigen. Am Rübezahl ist mein Lieblingsspielplatz:“

Doch unverdrossen geht es weiter. Vorbei an „Die Bänke“, die die Fischer aufgrund ihrer schlammigen Verunreinigungen so nennen. Die Verbindung zwischen dem Kleinen und dem Großen Müggelsee am Waldrestaurant Müggelhort ist erst 1877/78 zur Umgehung dieses Schifffahrtshindernisses entstanden. Badelustige am Kleinen Müggelsee winken uns munter zu. Die Stimmung an Bord steigt. Hier und dort wird sich ausgetauscht, darüber, wie es hier früher war, was man dort mit „Onkel Herbert“ erlebt hat oder wie dort früher Familien Kaffee kochen konnten. Zwei Touristen aus Reutlingen sind besonders wissbegierig. Sie erfahren, dass der Kleine Müggelsee nur 250 Meter breit und 500 Meter lang ist. Weiter geht die Fahrt über die Müggelspree. Sie fächert sich im Ortsteil Hessenwinkel in ein Delta. Dort liegt Neu-Venedig, ein Wochenend- und Villenparadies. Das Delta ist zum Teil künstlich angelegt. Die auf manchen Parzellen fleißig grinsenden Gartenzwerge ebenso.

Wir verlassen nun den Fluss und stoßen in den Dämmeritzsee. Sein westlicher Teil gehört zu Berlin, der östliche zum brandenburgischen Erkner. Im Süden ist der See vom Naturschutzgebiet und dem alten Spreearm begrenzt. Noch im Ortsteil Hessenwinkel sehen wir eine Sonnenuhr, die in Richtung See weist. Durch ihren guten Standort vor einer Villa südlichen Standorts, ist sie fast den ganzen Tag nutzbar. Segelboote, Canadier, Paddler und Ruderboote auf dem Dämmeritzsee vermitteln einen romantischen Anblick. Zwei einsame Haubentaucher schwimmen würdig daher, es sieht aus, als wollten sie bewundert werden - und das werden sie auch. An Bord wird fotografiert und gefilmt. Kinder verspeisen ihr zweites Eis damit es nicht langweilig wird.

Letzte Station ist der Flakensee, den wir über das Flakenfließ erreichen, an Erkner vorübergleitend. Wo einst ein Teerwerk stand, welches die Luft verpestetet, wurde im August 1998 die Stadthalle eröffnet, ein Ort für Kultur- und Sportveranstaltungen.

Nach einer Stunde und zwanzig Minuten erreichen wir unser Ziel: Woltersdorf. Kinder sind froh, wieder an Land herumtollen zu dürfen, Erwachsene vertreten sich die Füße. Wer wieder mit dem Schiff zurück möchte, kann in Woltersdorf nur 20 Minuten verweilen.

Wir bleiben etwas länger. Hier an Land wagt es kein Lüftchen die Idylle zu stören. Unbedingt einen Erfrischungsschluck wert ist uns das Wasser der Liebesquelle. Sie befindet sich unweit vom Anlegeplatz der Schiffe und entstand nach der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren. Als Labtrunk und Liebesquelle gilt dieses köstliche Wasser, entsprungen aus dem märkischen Sand. Die junge Frau mit der Mandoline schlug nun sacht die Saiten auf ihrem Instrument an.

Einige andere Sehenswürdigkeiten, wie der 18 Meter hohe Aussichtsturm oder die Schleuse empfehlen sich ebenfalls zur Besichtigung in Woltersdorf.

Die Rückfahrt mit dem Schiff nach Müggelhort oder Friedrichshagen kann man dann in ganz entspannter Atmosphäre antreten - oder auch mit der Straßenbahn ohne Zeitdruck über Rahnsdorf nach Friedrichshagen zurückfahren.

Abfahrten von Friedrichshagen nach Woltersdorf täglich 11 und 15 Uhr

Fahrten von Müggelhort nach Woltersdorf täglich 11.20 und 15.20 Uhr