Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 12/2002
Dezember 2002

Inhalt
Jugendclub Mügge droht weiterhin das Aus
Frohe Weihnachten!
Agenda 21 - was ist das?
Die Retter auf dem Wasser
Senioren schieben ruhige Kugel
Sprachtests für Schulanfäger beginnen im Januar
Jahresrückblick der Müggelheimer Feuerwehr
Spannendes Seifenkistenrennen für das Guinnessbuch der Rekorde
Gedanken zur Weihnacht
Schmierereien in Müggelheim
BVBB-Ortsgruppe mit neuem Sprecher
Flughafen-Planung jetzt auf sicherer Grundlage?
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Kommentar
Müggeclub
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Gartenfreund

Von der Geschichte der Weihnacht

Nur wenig Sonne und viel Düsternis wie alle Jahre, so ist der November vergangen. Die Sehnsucht nach Sonne und Wärme spürt wohl jeder. Dabei können wir uns Licht und Wärme mit einem Schalterklick in die Wohnung bringen.

Wie sehr müssen sich die Menschen vor hunderten von Jahren gefürchtet – und gelitten haben, wo sie keine ausreichend warmen Häuser und keine Öfen hatten. Sie hatten Angst vor dem Tod, vor bösen, unheilvollen Mächten und hegten deshalb kultische Bräuche, um Böses abzuwenden. Sie feierten die Wiedergeburt des Lichts, das sich erst am 6. Januar wieder länger zeigte. Als Boten ewigen Lebens hatten sie in der Natur die immergrünen Gehölze, Blätter wie Stechpalme (Ilex) Efeu, Mistel, auch Blütenzweige mit Knospen in die engen und düsteren Behausungen geholt. Bei den verschiedenen Völkern gab es unterschiedliche Bräuche.

Im Jahre 274 n. Chr. erhob der römische Kaiser Aurelian den Kult des persischen Lichtgottes Mithras zur Staatsreligion und erklärte den 25. Dezember als ungefähren Tag der Wintersonnenwende zum „Geburtstag der unbesiegbaren Sonne”. Der Mithraskult war der mächtigste Rivale des Christentums. Die Kirche setzte statt Konflikt lieber auf Vereinnahmung und eignete sich diesen Termin als „Geburtstag Gottes” an - in Polen heißt Weihnachten tatsächlich so.

Nach weiterer Entwicklung der Kulturen entstanden die ersten Adventsfeiern. Hierzu wurde der Apostel Andreas, Bruder von Simon-Petrus als Adventsheiliger gefeiert. Die Andreas-Verehrung ist im vierten Jahrhundert verwurzelt und wurde nicht zuletzt deswegen populär, weil das Andreas-Symbol, das x-förmige Kreuz, zugleich die Abkürzung für den Namen Christi war. Im 4. Jahrhundert, als das Christentum zur neuen Staatsreligion aufstieg, siegte diese Deutung und im 5. Jahrhundert triumphierte Papst Leo der I.: „Wir feiern am 25. Dezember nicht den Geburtstag der Sonne, sondern die Geburt dessen, der die Sonne geschaffen hat.”

Ähnlich geschickt verfuhr die Kirche, als sie um 1000 n. Chr. die nordischen Völker christianisierte: Statt die alte Julfeier abzuschaffen, die Schlachtefeiern und Winteranfang meinte, bei anderen den Mitwintertag im Januar, vereinte man sie beide mit dem Weihnachtsfest, das in Skandinavien deshalb „Jul” heißt.

Den Anbruch einer neuen, besseren Zeit aber symbolisiert die Wintersonnenwende. Ihren genauen Zeitpunkt, den 21. Dezember, vermochte man früher nicht präzise zu berechnen, doch am 25. Dezember konnte man sich der länger werdenden Helligkeit der Tage sicher sein. Dass die Weihnachtszeremonien nun schon einen Tag vorher, am Heiligabend einsetzten, liegt nicht daran dass man irgendwann die Wintersonnenwende ein wenig genauer bestimmt hätte, sondern rührt von der jüdischen und der germanischen Anschauung her, wonach ein Tag immer schon mit der vorangehenden Nacht beginnt. Das Wichtigste an der Weihnachtsfeier ist für Kinder die Bescherung. Die gab es ursprünglich auch nicht, denn sie fand schon viel früher statt: am 6. Dezember, dem Nikolaustag. Der heilige Nikolaus hat wirklich gelebt. Er war im 4. nachchristlichen Jahrhundert Bischof im kleinasiatischen Myra, 200 Kilometer westlich von Anthalya. Seine Wundertaten aber sind Legenden. Vor allem zwei Mythen machten ihn populär: Nach der einen schenkte er drei mittellosen Jungfrauen, die sich in einem Bordell verdingen wollten, drei goldene Äpfel, so dass sie eine Aussteuer kaufen und heiraten konnten. Der anderen wirklich grausigen Geschichte zufolge hatte ein Metzger drei fahrende Schüler getötet und eingepökelt. Von diesem Salzfleisch tischte er dem heiligen Nikolaus auf. Der entdeckte die Schandtat und erweckte die Schüler wieder zum Leben. Die erste Sage machte Nikolaus zum Gabenbringer, die andere zum Schutzheiligen der Kinder; im Brauchtum floss beides zusammen.

Ein drittes, unchristliches Element kam hinzu: in Gestalt des Nikolaus-Begleiters Knecht Ruprecht. Dieser Schreckensmann geht anscheinend auf die Perchta zurück, eine Gestalt aus dem Germanischen Totenkult, die zum Jahresende spukte. Sein Name könnte „rauer Perscht” bedeuten, wobei „Perscht” mit “„verbergen” zu tun hat, während „rau” auf Rauchwerk verweist und den links getragenen, rauhen Pelz meint. Ursprünglich personifizierte er die bösen Wintermächte, sollte sie aber ebenso durch Übertrumpfung in die Schranken weisen und wurde dann pädagogisch umfunktioniert. Da in der Reformation die Protestanten die katholischen Heiligen nicht anerkannten, geriet der Nikolaus bei ihnen ins Hintertreffen.

Das „Kindleinbescheren”, wie es Luther nannte, wurde auf die Weihnacht verlegt; die Kinder sollten statt den Nikolaus den heiligen Christ erwarten. Das Christkind der Katholiken schlägt sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe, es bringt auch Geschenke. Doch auch bei den Protestanten blieb der Nikolaus in abgewandelter Form erhalten - er wurde zum Weihnachtsmann.

Das Durcheinander mit Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind herrscht nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Da gibt es den holländischen „Sinterklaas” ( d.h. Nikolaus ), den spanischen „El Nino” (Christkind) und in Dänemark außer dem „Julemand” (Weihnachtsmann) noch die „Nissen” (kleine Kobolde wie Heinzelmännchen). Solchen Wichten, die von alters her als Hüter der Schätze gelten, verdankt der Weihnachtsmann seine Zipfelmütze. Den roten Mantel aber maß ihm 1931 ein Grafiker in den USA an, der für Coca-Cola Reklame zeichnete.

Der deutsche Nikolaus hatte bischöfliches Ornat oder einen weißen Mantel getragen. Der inzwischen konfessionsübergreifende „Glaube an den Weihnachtsmann” indessen hat sich in Deutschland erst vor rund hundert Jahren durchgesetzt. Als einzige Mission ist dem, vor allem von Kindern sehnsüchtig erwarteten Greis, der doch eigentliche das Jesuskind mit einer Erlöserbotschaft sein müsste, das rein weltliche Bescheren verblieben. Dabei hat das rein diesseitige Beschenken - insbesondere unter Erwachsenen - mit Weihnachten nur indirekt zu tun: Es war eigentlich ein alter Neujahrsbrauch. Der Weihnachtsbaum verdankt seine Existenz dem Jahressegen. Die Sitte, geschmückte Tannen ins Wohnzimmer zu stellen, entstand im 16. Jahrhundert im Elsass, verbreitete sich über Deutschland und eroberte seit dem 19. Jahrhundert die halbe Welt. Hervorgegangen ist der Christbaum aus den „Wintermaien”, grünen Reisern, die als Schmuck am Haus und in der Stube den Jahressegen garantieren sollten. Sie sind verwand mit den Fruchtbarkeit beschwörenden und Wintergeister bannenden Maizweigen. Das Gegenstück des Christbaumes ist der geschmückte Maibaum.

Selbst die Lichter des Weihnachtsbaumes sind keine christliche Erfindung: Sie wurzeln in dem alten Totenglauben, wonach das brennende Licht den Verstorbenen, die am Jahresende zu Besuch kommen, den Weg weisen sollen. Die Kirche deutete das um, und nun stehen die Kerzen für das Kommen Christi. Oder auch - unserer materiellen Zeit gemäß - für das Kommen des Weihnachtsmannes.

Ich wünsche allen ein friedliches und harmonisches Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr. MS