Krumme Lake-Moor bleibt ein Sensibelchen
Wasserspiegel und Vegetation reagieren sofort auf Veränderungen
Der Zustand des Sees gibt keinen Grund zur Freude. Das haben jetzt
umfangeiche limnologische (gewässerkundliche) Untersuchungen
an der Krummen Lake gezeigt. Nach drei bis vier Metern Wasser fängt
der Schlamm an, der mehr als 17 Meter in die Tiefe reicht. Damit
ist die Krumme Lake gemeinsam mit dem Teufelssee das tiefste Moor
Berlins. Besorgniserregend ist jedoch, nach Aussage der Experten,
dass nur in den obersten zwei Metern Sauerstoff vorhanden ist. Aufgrund
des dadurch fehlenden Planktons und fehlender Wasserflöhe sei
auch der Ernährungszustand der Fische sehr schlecht.
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Eckhart Scheffler und Jens Thierbach von der Senatsverwaltung messen den Pegelstand der Krummen Lake. Foto: Jacobius
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Das kam jetzt auf einer vom Umweltkreis Müggelheim initiierten
Begehung des Moores mit Fachleuten vom Senat und den Wasserbetrieben
zu Tage. Und zum Zustand des Moores sagt Eckhart Scheffler, Mitarbeiter
der obersten Naturschutzbehörde: „Der Patient altert,
aber es gibt zwei positive Dinge. Die zurückgefahrene Förderung
der F-Galerie und das nasse Jahr 2002.” Eine Pegelmessung
zeigte: die Wasserhöhe liegt bei 32,46 Metern. Bei der letzten
Begehung vor fünf Jahren lag er noch bei 32, 34 Metern. Allerdings,
räumt Scheffler ein, sinke der Wasserspiegel im April und Mai
immer, aufgrund der Wasser ziehenden Vegetation.
Als die Wasserbetriebe 1981 ihre F-Galerie an der Krummen Lake in
Betrieb nahmen, fiel der Wasserspiegel um 30 bis 50 Zentimeter,
das Moor drohte auszutrocknen. Nachdem Mitte der 90er-Jahre zehn
Brunnen auf die Hälfte der Leistung zurückgefahren wurden,
erholte sich die Vegetation langsam wieder. Noch wachsen dort so
gefährdete Pflanzen wie die Krebsschere oder die Wasserfeder.
Doch Grund zur Entwarnung gibt es nicht. Denn das Moor steht in
einer Abhängigkeit zur Fördermenge und zum Klima. Im vergangenen,
extrem trockenen Sommer, fiel der Wasserpegel drastisch. Nur dank
des nassen Vorjahres konnte der Pegelstand etwa gleich gehalten
werden.
Zum Vergleich die Krumme Lake in Grünau. Dort wurde die Wasserförderung
Anfang 1998 eingestellt. Seitdem sind die Wasserstände enorm
angestiegen, das Moor entwickelt sich wieder vollkommen naturnah.
„Eine Stillegung der Wasserförderung wird es bei unserer
Krummen Lake nicht geben, dafür bin ich zu sehr Realist”,
räumt Scheffler ein. Schließlich hätte das Wasser
rund um den Müggelsee die beste Qualität.
Lutz-Peter Schmolke von den Berliner Wasserbetrieben erläutert:
„Wir fördern hier das, was wir nach den Richtlinien fördern
müssen. Das hat nichts mit gutem Willen zu tun, sondern mit
dem Grundwassersteuerungsgesetz.” Demnächst werden für
dieses Gesetz die Fördermengen neu festgeschrieben. „Friedrichshagen
darf zum Wohle der Natur nicht mehr Wasser fördern, besser
wäre sogar eine geringere Förderung”, fordert Scheffler.
Denn das Potenzial der seltenen Moorpflanzen sei noch vorhanden,
so die Experten. Eine Regeneration wäre noch möglich,
wenn es beim jetzigen Wasserstand bliebe. sip
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