Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 06/2004
Juni 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Zukunft der Campingplätze vorerst gesichert
Müggelheimer Kirche feiert ihren 200. Geburtstag
"Bilder unserer Kirche" - Ausstellung zum Jubiläumsfest
Mit Opas Flugboot einmal um die Welt
Krumme-Lake-Moor bleibt ein Sensibelchen
Äthiopien - eine Jugendreise
Mit Glitzerpuscheln und Grandezza durch die Turnshow
Ein Monat der Verbrechen liegt hinter uns
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Äthiopien - eine Jugendreise, die an den Rand der mentalen Fähigkeiten ging

von Franziska Novak

Äthiopien - das war vor der Reise für mich ganz weit weg. Trotz der ganzen Vorbereitungen hatte ich bis zuletzt keine konkrete Vorstellung von dem, was mich erwarten würde. Natürlich wusste ich, dass ich dort Menschen aus der Partnergemeinde Chanka treffen würde und auch, dass wir ein Video über Aids und Aidswaisen drehen würden, aber trotzdem blieb in meinem Kopf ein Fragezeichen, wenn ich an Äthiopien dachte. Den anderen aus unserer Gruppe ging es da aber auch nicht anders als mir. „Die Gruppe“, dass sind Stefan, Peter, Björn, Caroline, Ricarda, ich und unser Pfarrer Siegfried Menthel sowie Timotheus.

Jugendliche aus Müggelheim und Schmöckwitz gemeinsam mit Jugendlichen aus Chanka und Pfarrer Menthel in geschenkten T-Shirts der Mekane Jesus Kirche.

Stefan, Peter, Björn, Caroline, Ricarda, ich sind Jugendliche, die im Raum der Gemeinde Müggelheim/Schmöckwitz leben oder lebten und die sich aus den unterschiedlichsten Gründen für diese Reise entschieden hatten. Timotheus ist in Äthiopien aufgewachsen, hat in Deutschland studiert und lebt nun seit mittlerweile etwa 20 Jahren hier in Berlin.

Am 27. März flogen wir dann alle nach Addis Abeba. In der Hauptstadt angekommen, verbrachten wir erst einmal einen Tag in unserer Unterkunft, welche wie eine ruhige Insel in dieser unbekannten Umgebung war. Sobald man hinausging fiel man auf, egal ob es an der hellen Haut oder am Verhalten lag. Ich wurde angesprochen, angebettelt und lief wie in Trance durch diese fremde Stadt. Nach den ersten Tagen der Eingewöhnung fuhren wir los in Richtung Chanka. Zu uns gesellte sich noch Qumadu, die Nichte von Timotheus. Wir freundeten uns sehr schnell an und verbrachten während der gesamten Reise eine wunderbare Zeit, auch half sie uns - genauso wie Timotheus - das Land, die Menschen besser zu verstehen wenn wir mental an Grenzen stießen.

Nach 3-tägiger Jeepfahrt kamen wir schließlich staubbedeckt in Chanka an. Dort erwartete uns schon das gesamte Dorf und insbesondere sechs Jugendliche, welche wir in den nächsten Tagen näher kennen lernen wollten. Das gemeinsame Projekt mit den Jugendlichen aus Chanka bestand darin, die Schule zu streichen. So schwangen wir in den kommenden fünf Tagen auch fleißig die Pinsel und verpassten der Schule gemeinsam einen gelb-braunen Anstrich. Gemeinsam fuhren wir auch weiter nach Dembi Dollo, einer Kleinstadt. Die Kommunikation fand auf Englisch statt, sowie mit Händen und Füßen. Aber es waren nicht nur die sprachlichen Barrieren, die diesen Austausch so ungewöhnlich machten. Ich wurde für die Probleme dieses Landes, dieser Menschen sensibilisiert und nehme unheimlich viel aus dieser Zeit mit. Nach dem 6-tägigen Aufenthalt in Dembi verabschiedeten wir uns von den Jugendlichen und begannen unsere Rückreise nach Addis Abeba.

Während der gesamten Zeit, die wir nun schon in Äthiopien waren, hatten wir immer wieder Menschen getroffen, die in Anti-Aids-Organisationen tätig waren, selbst infiziert waren oder uns in einer anderen Form einen Einblick in diese Thematik geben konnten. Diese Eindrücke und Informationen haben wir immer wieder mit der Kamera festgehalten. Heute sind wir nun beim Bearbeiten des Materials und hoffen, dass ihr auch bald den Film schauen könnt.

1. Die Reise bedeutet für mich . . .
. . . eine Begegnung die mich nicht mehr loslässt. (Stefan)
Ich verbinde mit Äthiopien: „13 months of sunshine“, wunderschöne Natur, faszinierende Kultur (Peter)
Äthiopien ist für mich ein Land das trotz seiner großen Armut auf eine beeindruckende Kultur und Geschichte zurückblicken kann. Gastfreundschaft wird dort sehr groß geschrieben. (Björn)

2. Unsere Partnergemeinde in Chanka ist . . .
. . . ein Tor zu einem neuen Verständnis auf die Welt und eine echte Horizonterweiterung (Ricarda)
. . . groß und wächst stetig; ist sehr charismatisch (Peter)
. . . leider sehr weit entfernt - und das nicht nur örtlich. (Stefan)

3. Mein bedeutendstes / interessantestes Erlebnis war . . .
Besonders beeindruckt haben mich die Gespräche mit Deutschen, die sich dazu entschlossen haben, in Äthiopien zu leben und zu arbeiten. Ihre Erfahrungen waren sehr interessant. Am meisten fasziniert hat mich der Tag, an dem ich mit dem Entwicklungshelfer Michel Mazylis unterwegs war und so das Leben in Dembi Dollo ein wenig kennen gelernt habe. (Björn)
. . . die Erkenntnis, die ich bei den Karaio-Oromos machen durfte, dass jeder von dem Menschen am besten lernt, dem er am meisten vertraut. (Ricarda)
. . . Besuch bei Familien -> Frage nach finanzieller Unterstützung von Waituu’s (Anm.: Jugendliche aus Chanka) Ausbildung-> zeigte mir ganz deutlich, wie schwierig es ist eine Partnerschaft aufzubauen, die nicht auf finanzieller Grundlage beruht. (Peter)

4. Das Aids-Video wird . . .
. . . sehr interessant werden, weil es uns gelungen ist, viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Berufen und verschiedenen Alters über AIDS zu befragen, welche hervorragende Interviews mit vielen wichtigen Informationen geliefert haben und wir zusätzlich dazu unsere eigenen Erfahrungen und Erlebnisse haben einfließen lassen (Peter)
. . . hoffentlich nicht nur uns „Machern“ eine Horizonterweiterung ermöglichen. Ich denke jedoch, dass sich nur der tatsächlich in die Lage der Aidswaisen versetzen kann, der mit ihnen persönlichen Kontakt hatte. Diesen Eindruck aber so getreu wie möglich abzubilden war unser Anliegen. Wir werden sehen . . . (Ricarda)
. . . hoffentlich bald fertig sein! (Stefan)

5. Der Kulturaustausch hat funktioniert weil . . .
. . . jeder Anfang schwer ist, eine fremde Kultur kennen- und begreifen zu lernen (sowohl für uns Berliner, als auch für die Menschen aus Chanka). Aber der Anfang wurde gemacht. Nun müssen auf beiden Seiten viele weitere kleine und größere Schritte folgen. (Björn)
. . . wir alle Menschen sind und wir uns bemüht haben, Gemeinsamkeiten, die allen Menschen gleich sind aufzuspüren: was haben wir gefunden? Die Liebe zur Musik und den Hang zur Suche nach etwas Höherem, das unser Leben bestimmt. Das hat uns einander näher gebracht. (Ricarda)
. . . alle ihn wollten und sich Mühe gegeben haben die Gemeinsamkeiten zu suchen. (Stefan)

6. Der Kulturaustausch hat nicht geklappt weil . . .
Für mich hat der Austausch geklappt, auch wenn ich mit einigen Problemen vor unserer Reise nicht gerechnet hatte. (Björn)
Der Kulturaustausch wurde sehr erschwert weil wir uns diesen Luxus mehr leisten können als unsere Austauschpartner, die neben dem Kulturaustausch immer noch die Absicherung der eigenen Existenz berücksichtigen mussten. Als wir in Äthiopien waren, dachte ich, dass wir Deutschen riesige Schritte auf die sich kaum bewegenden Chanka-Jugendlichen gemacht haben. Inzwischen habe ich fast den Eindruck, sie haben den größeren Weg zu uns zurückgelegt, da sie über Hindernisse steigen mussten, von denen wir nie geahnt haben. (Ricarda)
. . . die Verschiedenheit nicht immer überwunden werden kann. (Stefan)