Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 10/2004
Obtober 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Dorint-Hotel mit neuem Namen und Konzept
Feuer und Flamme beim Schulhoffest
Köpenicker Waldtag am Teufelssee
Stopp dem Fahrraddiebstahl!
Zwischen Kaninchen und Pferden
Endlich! Treptow-Köpenick hat ein Zukunftsprogramm
Happy birthday, Müggelheimer Bote!
Fledermausschreck oder Schreck vor Fledermäusen?
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Die stillen Tage

Giftig für Mensch und Tier

von Marianne Schäfer

Im September haben Gräser und Kräuter auf den Wiesen noch einmal frisch ausgetrieben. Weidetiere, Rehe, Hasen und Wildkaninchen freuten sich.

Auch Hauskaninchenhalter sichelten oder rupften das nahrhafte Grün für ihre Tiere. Oft denke ich beim Rupfen an den Kaninchenhalter, mit dem ich beinahe 50 Jahre gut bekannt war. Er wusste eigentlich ganz genau welche Pflanzen giftig waren und doch ist es ihm im hohen Alter passiert. Da er schlecht laufen konnte, rupfte er das Grün aus dem Garten und verfütterte es an seine Tiere. Am nächsten Morgen lag seine beste Häsin tot im Stall. Erschrocken und traurig suchte er nach der Ursache. Im Stall lagen noch Reste vom Grün, auch ein halbes Blatt vom Maiglöckchen war dabei. Das war die Ursache, denn Maiglöckchen sind auch für Kaninchen giftig.

In der Tierarztpraxis von Frau Dr. Hacker in Gosen habe ich erlebt, wie schwer es für die Tierärztin war, vom Tierhalter die giftige Zimmerpflanze zu erfragen, an der der kleine Hund geknabbert hatte. Das kann auch bei Katzen, Meerschweinchen, Stubenhasen und Vögeln passieren, denn viele Zimmerpflanzen und Gartenpflanzen sind giftig und führen zum Tod.

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum zu glauben, dass Tiere grundsätzlich einen Instinkt oder eine automatische Fresshemmung für alles giftige Grünzeug besitzen. Viele Wildtiere fressen zwar keine für sie giftigen heimischen Pflanzen, doch zwischen Haustieren und Kulturpflanzen funktioniert ein solcher Mechanismus nicht unbedingt.

Erstaunlich ist, dass manche Tiere unbeschadet Giftpflanzen fressen, z.B. Vögel, die sich von Tollkirschen und Früchten von Maiglöckchen und Aronstab ernähren, oder Rehe und Schnecken, die giftige Pilze vertragen. Über die Wirkung von Garten- und Zimmerpflanzen auf Haustiere ist relativ wenig bekannt. Vergiftungsfälle werden nicht immer aufgeklärt.

Unbedingt wichtig ist auch die Kenntnis über giftige Pflanzen in Haus und Garten bei Eltern mit Kleinkindern, denn es gibt mehr giftige Pflanzen als man im Allgemeinen meint.

Beispiele giftiger Garten- und Zimmerpflanzen, die auch zum Tod führen können:

Im Avocadobäumchen sind alle Pflanzenteile giftig, außer dem Fruchtfleisch. Besonders gefährdet sind Hunde und Vögel (Gesäugeentzündung, Herzrasen, Ödeme). Bei der Diefenbachie sind ebenfalls alle Pflanzenteile giftig, gefährlich vor allem für Katzen (Haut und Schleimhautreizung, Augenentzündung). Der Drachenbaum - Yucca, Dracea hat giftige Blätter. Gefährdet sind Hund und Katze (Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Lähmung, Koma). Beim Efeu sind Blätter und Früchte giftig. Gefährdet sind Groß- und Kleintiere (Erbrechen, Kolik, Hautreizung). Ebenso ist die Eibe (Taxus) in allen Teilen giftig, außer dem roten Fruchtfleisch, die wie Glöckchen den wiederum giftigen Kern umhüllen. Gefährdet sind hierdurch Groß- und Kleintiere (Herzstörungen, Taumeln, Krämpfe, Atemnot). Die Arten des Goldregen (Laburnum) sind in Holz, Rinde, Blättern und besonders in den Samen giftig. Gefährdet sind Hunde und Pferde (blutiges Erbrechen, Lähmung). Der Gummibaum, die Birkenfeige (alle Arten), sind ebenfalls in allen Teilen giftig. Gefährdet sind besonders Katzen und Kleintiere (Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Krämpfe). Die Herbstzeitlose hat einen giftigen Pflanzensaft, giftig auch getrocknet im Heu. Gefährdet sind Groß- und Kleintiere (Krämpfe, Lähmungen). Die Herkulesstaude (Heracleum) hat giftigen Pflanzensaft, auch schon bei Berührung der rauhen Pflanzenteile mit der bloßen Haut. Gefährdet sind Groß- und Kleintiere (Haut-, Schleimhautreizungen, Blasen, Haarausfall). Maiglöckchen sind in allen Pflanzenteilen giftig. Gefährdet sind Groß- und Kleintiere (Herzrasen, Rhythmusstöhrung).

Auch beim Oleander sind alle Pflanzenteile giftig. Gefährdet sind besonders Meerschweinchen und andere Kleintiere (Erbrechen, Herzrhythmusstöhrungen). Die Rhizinuspflanze hat Gift in den Blättern und Zweigen. Auch als Dünger (Mulch usw.) giftig für Hunde (Magen-Darmentzündung, Krämpfe, Kollaps, Atemnot). Blätter und Zweige der Robinie sind besonders für Pferde giftig (Kolik, Durchfall, Lähmung). Das Wandelröschen (Lantana) ist giftig in den Blättern für Groß- und Kleintiere (Erbrechen, Durchfall, Gelbsucht).

Der Weihnachtsstern (Euphorbia), ist giftig im Milchsaft, den Blättern und Stängeln. Gefährdet sind Hunde und Katzen (Haut- und Schleimhautreizungen, Speicheln, Koma).

Die aufgeführten Pflanzen sind nur eine Auswahl an häufig vorkommenden Pflanzen. Pflanzenfamilien wie Hahnenfußgewächse, Nachtschattengewächse uns Wolfsmilchgewächse gehören zu denen, die auch bedingt oder leicht giftig sind.

In der Regel kann man davon ausgehen, dass alle für den Menschen giftigen Wild-und Kulturpflanzen auch für Säugetiere gefährlich sind. Die Symptome sind nicht immer ganz eindeutig und spezifisch. Die einzelnen Tiere reagieren unterschiedlich. Die Vergiftungserscheinungen sind auch abhängig von der aufgenommenen Pflanzenmenge. Anderseits sind zum Beispiel die vom Menschen geschätzte Küchenzwiebel und der Knoblauch bei Hund und Katze unverträglich. Sie reagieren mit Erbrechen, Durchfall und Anämie. (Hund und Katze besitzen nicht die Enzyme, die beim Menschen die aggressiven Schwefelverbindungen der Zwiebeln abbauen).

Unter den Großtieren sind Pferde benachteiligt, weil sie sich nicht übergeben können, während sich Kühe, Schafe sowie Hund und Katze durch Würgen wieder vom Gift befreien können. Oft werden aus reinem Spieltrieb bei Jungtieren Pflanzenteile zerkaut und geschluckt.

Eltern und Tierhaltern dürfen nicht sorglos sein. Besser ist, sich von diesen giftigen Pflanzen zu trennen!