Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 4/2003
April 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Großer Frühjahrs-Waldputz
Aus für Jugendclub Mügge beschlossen
Was läuft in Müggelheim?
Reisebericht aus Äthiopien
Rechtsstreit um Kita-Ausbau
Müggelheimer: Nein zum Krieg!
Frohe Ostern!
Wie geht es weiter in Köpenick?
Der Großflughafen, der BVBB und sein Ortsverein in Müggelheim
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Müggeclub
Kleinanzeigen
Aus den Vereinen
Heimatverein
Kirche
Aus der BVV
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 
Reisebericht aus Äthiopien

Bericht über bereits geleistete Hilfe aus Müggelheim und das, was noch nötig ist

Von Siegfried Menthel

„Wir danken euch, dass ihr von so weit her in diese staubige Gegend gekommen seid. Wir danken Gott, dass ihr gut hier angekommen seid.” Mit diesen Worten begann der Vertreter der Kommune Chanka seine Begrüßungsrede im kleinen Office der Kirchengemeinde Chanka, nachdem zuvor die Vertreter des Kirchenkreises, des Gemeindekirchenrates, der Frauengruppe und der Schuldirektor ihre Grüße entboten hatten.

Ein heißer Februartag. Sonntag Nachmittag. Tür und Fenster stehen offen. Von draußen drängen sich Kinder an Fenstern und Tür. Das ist ein schönes Bild. Wir reden über die Gestaltung unserer Partnerschaft und ihre Zukunft. Mir kommt es vor als repräsentieren diese vielen Kindergesichter nichts anderes als diese Zukunft. Leider verscheucht irgendein „diensthabender” Erwachsener die Kinder, die aber dadurch nicht weniger neugierig werden und nach kurzem wieder da sind. So geht das während der ganzen Zeit, die wir da zusammen sitzen. Einer jagt sie weg – sie kehren wieder.

Niedlich sehen die Kinder ja aus. Aber viele von ihnen leben in bitterer Armut, teilweise ohne Eltern. Sie verdienen es unterstützt zu weden. Foto: Menthel

Die Vertreterin der Frauenarbeit hat sich insbesondere bei den Frauen im fernen Deutschland bedankt, die durch die Finanzierung der Getreidemühle mitgeholfen haben, ihnen die Arbeit zu erleichtern und einigen Menschen ein kleines Einkommen ermöglichen. Wir hatten uns zuvor ansehen können, wie die Getreidemühle laut ratternd ihre Arbeit verrichtet. Der kommunale Vertreter fährt fort: „Wir leben in Gott und wir haben Hoffnung. Die Gemeinde Chanka ist die erste in der ganzen Umgebung, die wächst. Das bedeutet, dass viele Menschen schon um 6 Uhr ihren Kirchgang beginnen, um in der Kirche einen Platz zu bekommen. Viele kommen darum schon nicht mehr. Deshalb möchte die Gemeinde eine neue Kirche bauen, in der nicht nur 1000 Leute Platz haben, sondern 2000, die zum Gottesdienst kommen. Wieviel betet ihr für uns? Ich habe als kommunaler Vertreter begonnen über die Kirche zu reden. Sie ist die Basis unseres Ortes. Sie hat als Gemeinschaft – mit eurer Hilfe – viel für die Entwicklung des Ortes getan. Die Schule wurde restauriert. Der Kindergarten wurde gebaut und nun die Getreidemühle. Nun müssen wir die Schule erweitern: von der 8. Klasse bis zur 10. Klasse. Habt ihr die Möglichkeit, uns auch dabei zu helfen?”

Da werden wir uns vermutlich eher zurückhalten, ebenso wie bei der Anfrage der Gemeinde, ihnen beim Bau ihrer Kirche zu helfen. Obwohl die Notwendigkeiten alle einzusehen sind. Aber das Land ist so furchtbar arm, dass selbst solche bescheidenen Entwicklungsfortschritte – sofern sie von ausländischer Hilfe abhängig sind – möglichst gerecht über das Land verteilt werden müssen, will man nicht neben der Freude der einen, den Neid und die Missgunst der anderen provozieren. Die Vertreter der Kirchenleitung haben uns eindringlich auf diese Gefahr aufmerksam gemacht.

Die Stangenkonstruktion für das erste Schulgebäude von Mugi ist bereits fertig - alle haben mitgeholfen.

Ich habe das in meiner Erwiderungsrede auch angesprochen. Das heißt für unsere Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Chanka, dass wir einen schwierigen Spagat hinkriegen müssen:

- einerseits wollen wir Partner der Kirchengemeinde sein (und es ist ganz okay, dass sich Schule und kommunale Gemeinde in diese Partnerschaft einbezogen fühlen),

- andererseits kommen wir mit fast leeren Händen, denn das von uns gesammelte Geld soll ja nicht nur Chanka zugute kommen, sondern weiteren Projekten.

So kommen die Spenden von 2002 (und die Zuwendungen, die unsere Schmöckwitzer Partnergemeinden Wassenaar und Hamburg dazugelegt haben) dem Neubau einer Sekundarschule in Mugi zu Gute.

In dieser Kleinstadt sind wir auch gewesen und konnten uns davon überzeugen, dass die Bauarbeiten im Gange sind. Man hat sich eine kostensparende Bauweise ausgedacht: Das Fundament wird aus Zement gebaut. Darauf wird eine Holzstangenkonstruktion gesetzt und von innen und außen – wie herkömmlich – mit Lehm ausgestrichen. Um die anfälligen Lehmwände besser zu schützen, werden sie beidseitig mit Beton überputzt. Zement ist sehr teuer, weil er aus der Hauptstadt Addis Abeba herangeschafft werden muss. Über Hunderte Kilometer auf zum Teil abenteuerlichen Pisten. Bei unserem Rundgang sehen wir die Stangenkonstruktion für das erste Schulgebäude schon fix und fertig. Für das zweite wird gerade mit Schippen das Erdreich für das Fundament ausgehoben. Bei dem anschließenden Gespräch, wo uns Vertreter des Kirchenkreises, der Landesregierung, des Landkreises und der Stadt begrüßen, erfahren wir, dass alle Bürger der Stadt, aber auch des Landkreises beim Schulbau mithelfen – durch Geldspenden oder freiwillige Arbeit. Der Landrat dankt uns, dass wir von soweit her in eines der ärmsten Länder der Welt gekommen sind. Wörtlich: Wir trauen drei Instanzen: Gott, eurer Hilfe und unseren eigenen Beiträgen.