Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 10/99  
Oktober 1999 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Startschuss für neuen Sportplatz fällt noch in diesem Jahr

Neubau der Russenbrücke nach Hessenwinkel liegt im Zeitplan

Die "Fluchhafen"-Katastrophe. Meinung von Ferdi Breidbach

Kritischer Rückblick auf ein sogenanntes Erntefest

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen

Berlin wählt am 10. Oktober!

Happy birthday, Müggelheimer Bote!

Zehn Jahre danach...

Blutspender retten Leben: DRK braucht mehr roten Lebenssaft

Überlebenshilfe für Igel

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Serie für den Natur- und Gartenfreund

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© 1999 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 02.10.1999

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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Den Pilzen auf der Spur

Jetzt kann man wieder zum Pilze sammeln in den Wald gehen. Wundervolle Spaziergänge, auch Ausflüge mit Kind und Kegel können mit dem Sammeln von Pilzen verbunden werden.
Pilze gibt es zu jeder Jahreszeit, nicht nur zur „Pilzzeit” im September/Oktober. Bevor es so richtig zur Sache geht, hier etwas allegemeines über Pilze.
Die Klasse der Pilze ist riesengroß, es gibt etwa 100 000 verschiedene Arten. Sie gehören zu den ältesten Pflanzen der Erde und es gibt sie überall. In der Luft schweben die Sporen (Verbreitungsträger), in der Erde, in allen Erdarten, im Wasser, auf Pflanzen, Tieren und Menschen, in Holz und Stein, auch auf unseren Lebensmitteln. Einige Pilze sind zu Heilzwecken verwendbar. Ein sehr bedeutsamer Schimmelpilz wird zur Herstellung von Penicillin gezüchtet. Noch heute werden, besonders in Asien, bestimmte Pilzarten als Medizin für teures Geld gehandelt. Spezielle Schimmelpilze sind für die Aufbereitung von Milchprodukten notwendig.
Im Forst gibt es Nutzpilze, aber auch Schadpilze (Parasiten). Es gibt sogar Pilze in und auf unserem Körper (Haarpilz, Fußpilz, Nagelpilz).
Wenn wir hier aber über Pilze nachdenken, meinen wir die Wald-Speisepilze. Solche Leckerbissen haben schon die Steinzeitmenschen genossen. Sogar einige Giftpilze wurden früher als Rauschmittel bei Stammesritualen von Magiern und Medizinmännern, wohldosiert eingenommen.
Wenn wir an unsere Wald-Speisepilze denken, haben wir meistens einen gestielten Hutpilz vor Augen. Dieser „Fruchtkörper” ist ein Sporenträger (Vermehrungsträger). Die eigentliche Pilzpflanze, das Myzel, wächst im Erdboden. Es ist ein feines, weißliches Fadengeflecht, das immer wieder neue Fruchtkörper hervorbringen kann. Pilze haben weder Blätter noch Blüten. Sie vermehren sich nicht durch Samen, sondern durch ungeschlechtliche Sporen. Pilze gehören zu den niederen Pflanzen. Um existieren zu können, leben sie oft in Symbiosen mit anderen Pflanzen, ja sogar mit Insekten (staatenbildenden, wie Termiten). Viele Pilzarten ernähren sich nur von abgestorbenen Pflanzenteilen (Fäulnisbewohner), und übernehmen damit eine sehr wichtige Funktion im Naturhaushalt ein (Umwandlung abgestorbener, organischer Substanz, gleichermaßen mit Mikroorganismen, zu wieder von Pflanzen aufnehmbaren Nährstoffen).
Wie bilden sich nun die Fruchtkörper, die wir Pilze nennen? An bestimmten Stellen des Myzels winden sich Fäden zusammen, schlingen sich zu festen Knoten. Sie nehmen Wasser auf, schwellen an, wachsen schließlich zu dem Pilz, der die Oberfläche durchbricht. Nach einer Reifezeit öffnen sich die Sporenpolster unter dem Hut, die Sporen fallen heraus, der Wind trägt sie fort und neue Pilze können entstehen. Zu diesen Hutpilzen gehören die Röhren-, Lamellen-, Leisten-, Stachel und Löcherpilze.
Andere Waldpilze haben keinen Hut, sondern tragen die Fruchtschicht an anderer Stelle. Beispielsweise Korallenpilze, Erdsterne, Morcheln, Porlinge, Becherlinge, Trüffeln, Keulenpilze und Boviste.
Genug der Theorie, man will in den herbstlichen Wald. Was muss der Sammler berücksichtigen? Am besten einen Korb für den Transport, so werden die gesammelten Stücke nicht zerdrückt. Plastiktüten und Beutel sind ungeeignet, die Pilze werden darin heiß und verderben rasch.
Giftige und ungenießbare Pilze, oder unbekannte, lässt man stehen. Auch kleine Pilze, die noch keine Sporen ausstäuben konnten, bleiben stehen.
Pilze werden vorsichtig mit einer leichten Drehung aus dem Erdboden gelöst. Durch unbedachtes Herausreißen werden sonst große Teile des Myzels zerstört. Das entstandene Loch sollte mit Laub, Nadeln oder Moos wieder leicht bedeckt werden, damit die Stelle nicht austrocknet.
Sollen unbekannte Pilze zu Hause mittels Buch bestimmt werden, sollten sie getrennt - eventuell in einer kleinen Pappschale im Korb - gelagert werden. Die gesammelten Pilze putzt man am besten noch im Wald. Erde, Nadelstreu und vermadete Teile können am Fundort bleiben. Ist ein völlig vermadeter Pilz dabei, legt man ihn mit der Hutunterseite wieder auf den Boden, damit die Sporen herausfallen können.
Doch wie kommen die kleinen Maden in die Pilze? Das sind die Larven der Pilzmücke, die ihre Eier im Pilzfleisch ablegt. Kaum sind aus den winzigen Eiern die Larven geschlüpft, fressen sie sich durch den Pilz hindurch.
Beim Putzen zu Hause schneidet man alle Teile ab, die schwammig, madig oder zäh sind. Glibbrige Haut kann vom Hut abgezogen werden. Pilze saugen beim Waschen viel Wasser auf, deshalb sollte das nur gemacht werden, wenn sie sehr schmutzig oder sandig sind - am besten unter fließendem Wasser. Pilze sollten immer am gleichen Tag gegessen oder zumindest zubereitet werden. Wer das nicht schafft, sollte die geputzten Stücke kühl und luftig lagern.
Pilze schmecken nicht nur gut, sie sind auch gesund. Eiweiß, Mineralsalze und verschiedene Vitamine sind darin enthalten. Sie eignen sich für Suppen, als Gemüsebeilage, oder auch im oder als Salat. Getrocknete Pilze sind gut zum Würzen geeignet.
Manche Pilzarten sind allerdings schwer verdaulich und liegen lange im Magen. Unbekannte oder fragliche Pilze dürfen gar nicht erst in die Küche gelangen. Das alte Gerücht, wonach man Giftpilze in einem Gericht daran erkennt, dass sich eine mitgekochte Zwiebel oder ein hineingetauchter Silberlöffel dunkel färben, sagt in Wahrheit nichts darüber aus.
Wenn von einer Pilzmahlzeit etwas übrig bleibt, kann man es, in einem Porzellan- oder Glasgefäß im Kühlschrank aufbewahren und am nächsten Tag wieder erwärmen. Na dann, schöne Herbstspaziergänge und viel leckere Pilze. MS

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