Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 10/99  
Oktober 1999 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Startschuss für neuen Sportplatz fällt noch in diesem Jahr

Neubau der Russenbrücke nach Hessenwinkel liegt im Zeitplan

Die "Fluchhafen"-Katastrophe. Meinung von Ferdi Breidbach

Kritischer Rückblick auf ein sogenanntes Erntefest

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen

Berlin wählt am 10. Oktober!

Happy birthday, Müggelheimer Bote!

Zehn Jahre danach...

Blutspender retten Leben: DRK braucht mehr roten Lebenssaft

Überlebenshilfe für Igel

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© 1999 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 02.10.1999

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Zehn Jahre danach...

Aufbruchstimmung von 1989 noch heute aktuell

Vielerorts wird in diesen Tagen an den Herbst 1989 erinnert. Die politische Wende ist zehn Jahre alt. Auch in Müggelheim wollen wir einen Beitrag zu der notwendigen Erinnerung leisten. Wir haben zu Donnerstag, den 14. Oktober, 19.30 Uhr, den früheren Generalsuperintendenten des Sprengels Cottbus, Reinhard Richter in die Müggelheimer Kirche geladen. Er spricht über „Die ökumenische Versammlung in der DDR 1989 - Aufbruch und verbleibende Verpflichtung”. Reinhard Richter ist für die älteren Müggelheimer ein guter Bekannter. Er war Superintendent in Köpenick und hat Mitte der 70er Jahre für einige Zeit die Müggelheimer Gemeinde betreut. Später war es als Generalsuperintendent in Cottbus auch Mitglied der Kirchenleitung und hat den Aufbruch Ende der 80er Jahre aus dieser Perspektive miterlebt und mitgestaltet.
Die drei ökumenischen Versammlungen in der DDR 1988/89 waren in mehrfacher Hinsicht brisant und darum hoffnungsvoll:
  • erstmals nach der Reformation haben sich die großen Kirchen zusammengetan und eine umfangreiche gemeinsame Erklärung verabschiedet.
  • zustandegekommen ist dieser Text durch eine breite Diskussion. Alle Interessierten waren gebeten, Ideen, Wünsche, Sorgen, Vorschläge zu den Bereichen Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung aufzuschreiben. In dem dafür in Dresden stationierten Büro gingen 10 000 Zuschriften ein. In Arbeitsgruppen wurden alle Vorschläge gesichtet und gebündelt. Auf drei großen Versammlungen wurden deren Ergebnisse diskutiert, so dass schließlich Texte zu 13 Themen zustande kamen.
  • Diese Texte griffen in der DDR tabuisierte Themen in einer so deutlichen Sprache auf, dass der Staat große Anstrengungen unternahm, ihre Veröffentlichung zu verhindern. Der Wehrdienst wurde genauso infrage gestellt, wie die damals gültige Informationssperre für Umweltdaten. Es wurden ökonomische Vorschläge für Gerechtigkeit in der Weltwirtschaft gemacht, weil die Armut der Armen nicht naturgegeben ist. Zugleich wurde aber auch nach Gerechtigkeit in der DDR gefragt.
Wer diese Texte heute liest, hat die damalige Situation sofort vor Augen. Zugleich bestechen die klar formulierten und gut begründeten Forderungen nach Veränderung zum Besseren.
Einige davon sind inzwischen realisiert, andere beiseite gelegt. In der heutigen Situation können wir zwar über alles frei sprechen. Aber viele sehen sich inzwischen mit einem solchen Wust ungelöster Probleme konfrontiert, dass sie resigniert abwinken, wenn die Sprache daraufkommt, an deren Lösung mitzuwirken. Mit Resignation hatten wir es auch in der DDR zu tun! Das Aufregende an dem Aufbruch 1989 war nicht, dass es plötzlich keinen Anlass mehr gab, resigniert zu sein, sondern dass wir uns auf die Kraft besannen, der Resignation zu widerstehen. Diesen Impuls möchten wir aufnehmen und laden Sie am 14. Oktober in die Müggelheimer Kirche ein. Siegfried Menthel, im Auftrag des Gemeindekirchenrates Müggelheim

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