Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 12/2002
Dezember 2002

Inhalt
Jugendclub Mügge droht weiterhin das Aus
Frohe Weihnachten!
Agenda 21 - was ist das?
Die Retter auf dem Wasser
Senioren schieben ruhige Kugel
Sprachtests für Schulanfäger beginnen im Januar
Jahresrückblick der Müggelheimer Feuerwehr
Spannendes Seifenkistenrennen für das Guinnessbuch der Rekorde
Gedanken zur Weihnacht
Schmierereien in Müggelheim
BVBB-Ortsgruppe mit neuem Sprecher
Flughafen-Planung jetzt auf sicherer Grundlage?
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Kommentar
Müggeclub
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Von eingeklemmten Wildschweinen, Geburtshilfe und schwimmenden Bäumen

Das Jahr im Rückblick der Müggelheimer Feuerwehr

Wir Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim blicken mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Jahr 2002 zurück.

Sicher ist Ihnen nicht entgangen, dass wir beim Orkan über Berlin am 10. Juli unseren Kameraden der Jugendfeuerwehr Maik Gurk durch einen umstürzenden Baum bei einem Zeltlager auf der Insel Schwanenwerder verloren haben. Wir werden ihn immer in Erinnerung behalten. Zurzeit sind wir 15 Kameraden und drei Kameradinnen. Leider mussten die sehr aktiven, fleißigen und beliebten Kameraden Ursula und Klaus Hökendorf aus Altersgründen in die Ehrenabteilung unserer Wehr wechseln.

Bis zum 31. Oktober 2002 hatten wir bei 240 Alarmierungen 1716 Stunden im Einsatzdienst zugebracht - im vergangenen Jahr waren es 325 Alarme. Zusätzlich haben wir im Übungsdienst 744 Stunden und in Arbeitsdiensten auf der Wache etwa 750 Stunden geleistet. Das sind jedoch nur Zahlen. Sie können sich sicherlich schwer vorstellen, wie man in seiner Freizeit so viele Stunden „verbraten” kann. Wir haben eine sehr wichtige Aufgabe in Müggelheim, welche wir auch gerne und mit Herz ausfüllen. Manchmal bekommen wir an Einsatzstellen ein Lächeln geschenkt, wenn wir mal wieder helfen konnten. Auch ein freundliches „Danke” baut uns auf und gibt uns Energie für unser weiteres Wirken in Müggelheim.

Zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres gehörte wohl ohne Zweifel unsere 85-Jahre-Party mit der Dorfmarker Wasserorgel auf der Krampe. Monatelange Vorbereitungen haben wir gemeinsam mit unserem Förderverein geleistet. Tage- und stundenlange Diskussionen mit Ämtern und Polizei vergessen wir gerne. Wer bei dem Fest dabei war, denkt wie wir bestimmt auch gerne an diesen schönen Abend zurück. Inzwischen haben wir schon die Idee einen Tanz in den Mai zu organisieren. Im Juli kam dann der nächste Hammer mit unserem ersten eigenen Jugendzeltlager für etwa 120 Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern. Vorbereitung und Organisation haben hervorragend geklappt, so dass die Jugendlichen eine schöne Woche in Müggelheim hatten.

Es ist mir außerordentlich wichtig, an dieser Stelle auch unseren beiden Kobbs ganz herzlichen Dank für ihre stetige Unterstützung zu sagen.

Auch ist es mir ein besonderes Bedürfnis unseren Jugendclub hervorzuheben. Die Jugendlichen unter der Leitung von Jana und Olli haben uns wirklich sehr unterstützt. Sie sind schon fester Bestandteil unserer Feste geworden und auch beim Zeltlager waren die Jungs und Mädchen nicht zu bremsen. Sie haben jeden Tag eine tolle Lagerzeitung erstellt und auch das Lagerradio gut gemeistert. Unsere Müggelheimer Jugend hat also nicht nur bunte Knete im Kopf und engagiert sich gerne für Müggelheimer Belange. Es wäre für uns als Gemeinschaft sehr schade, wenn es diese Jugendarbeit mal nicht mehr geben sollte. Meine Kameraden und ich wünschen uns noch viele Jahre gute Zusammenarbeit mit euch.

*

Von den Einsätzen her ging es ja gleich Anfang Januar in die Vollen mit dem Großbrand von Neu-Helgoland. Leider konnten wir den Totalverlust nicht verhindern. Es gelang uns aber wenigstens, umliegende Bauten und auch einen Gastank zu schützen. Liebe Dagmar, wir haben uns über die Einladung zum Richtfest gefreut. Du kannst sicher sein, dass wir immer für euch da sind, wenn ihr uns braucht. Ende Januar, Anfang Februar gab es dann den ersten Sturm, bei dem wir elf „Baumeinsätze” abarbeiten mussten. Im März hatte ein Witzbold etwa 50 Baumstämme in den Großen Müggelsee gestoßen. Wir haben alle mit unserem Rettungsboot „eingefangen”.

Großfeuer im April: Etwa 10 000m2 Waldboden und Unterholz brannten in den Seddingruben. Im Mai Alltagsgeschäfte mit jeder Menge PINs (Person in Not), Verkehrsunfällen, Verkehrshindernissen und anderen technischen Hilfeleistungen. Unter anderem auch mal eine Geburtshilfe. Tja, wir kennen uns eben aus und sind für Rettungsdiensteinsätze bestens geschult.

Im Juni hat uns der umgekippte Lkw-Anhänger auf dem Müggelheimer Damm beschäftigt, ein „Feuer-Wasser-Fahrzeug”, PINs, PINs,PINs und ein „Feuer-Auto”. Der Juli bescherte uns das starke Unwetter über Berlin - Ausnahmezustand - Dauereinsatz - leider auch der Tod unseres Kameraden Maik.

Im Juli hatten wir außerdem einen Patienten in lebensbedrohlichem Zustand. Das wäre nicht das Problem gewesen, aber die Anfahrt stellte sich als Problem dar. Denn es gibt immer noch so viele unverbesserliche Bürger, die die Zufahrt zum Kleinen Müggelsee vollständig mit Autos zustellen. Wir mussten etwa 1500 Meter mit unserem Rettungsmaterial zu dem Patienten laufen. Zeitverzögerung: etwa 20 Minuten. Das hätte ins Auge gehen können. Bei so viel Unvernunft schrecken wir auch nicht vor einer Anzeige zurück.

Ende Juli der 5-jährige Junge, den wir leider nur noch tot aus dem Wasser in Schmöckwitz bergen konnten.

Im August unter anderem „Feuer-Auto” zum Strand am Kleinen Müggelsee, ein Wildschwein, das im Zaun eingeklemmt war usw.

Das Müggelheimer Einsatzteam der FF beim Elbe-Hochwasser. Foto: privat

Am 17. August sind wir dann mit unserem LF 16 TS zur Amtshilfe in das Hochwassergebiet nach Mühlenberg an der Elbe gefahren. Wir konnten tatsächlich die fast aufgegebene Zuckerfabrik mit großem Aufwand und unter großer Gefahr retten. Außerdem hatten wir nachts einen Deichabschnitt gegen die Fluten zu verteidigen. Bei der Einweisung der Führungskräfte wurde mir von der örtlichen Einsatzleitung gleich so richtig Mut gemacht: „Pokowietz, dein Abschnitt bricht heute Nacht!”. Na prickelnd! Wir haben unsere Autos gleich in Fluchtrichtung abgestellt und die Schwimmwesten angelegt. Aber, o Wunder, auch diesen Abschnitt haben wir mit Mühe und durch die Unterstützung von Hubschraubern gehalten. Am 23. August sind wir dann für einige Tage nach Wittenberge ins Hochwassergebiet gefahren. Insgesamt waren wir mit unseren Kameraden 700 Stunden im Katastrophengebiet.

Im September waren wir mit einigen Kameraden und unserem LF 16 TS in Bremen zu einer Großübung. Das waren dann noch einmal 162 Stunden.

Mit den 14 Gästen vom Roten Kreuz in Senegal hatte ich dann meine Probleme. Ich musste ihnen nämlich zeigen, in welcher Richtung aus Müggelheimer Sicht der Mekka liegt. Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal solche Gebete auf „meinem” Feuerwehrhof beobachten zu können. Eine völlig neue Erfahrung.

Nun sind wir schon im Oktober. Da gab es das Feuer auf der Insel Entenwall, das mal wieder mit Engagement und Erfindergeist von uns gelöscht werden konnte. Außerdem gab es mal wieder einen Sturm mit mehreren umgestürzten Bäumen und gerissenen Freileitungen als Folge.

Für uns spannend war der praktische Test in einem Brandcontainer, in dem verschiedene Brandverläufe getestet und gelöscht wurden. Im Container waren wir einer Temperatur von bis zu 300 Grad ausgesetzt und wurden beim Löschen pitschnass. Hat aber allen etwas gebracht und Spaß gemacht. Wir Müggelheimer haben übrigens gut abgeschnitten (ich bin stolz auf meine Jungs und Mädels!).

So liebe Müggelheimer, wie Sie sehen, können Sie sich auf uns verlassen. Übrigens, wenn noch Frauen oder Männer bei uns einsteigen möchten, gerne. Wir sind mittwochs ab 19 Uhr auf der Wache am Krampenburger Weg erreichbar, oder per Telefon unter 65 90 80 81.

In der Weihnachtszeit sind Sie ja sicherlich wieder besonders umsichtig mit Kerzen und offenem Feuer. Das zeigt unsere Statistik: seit Jahren keine Brände. Zu Silvester sind wir natürlich auch wieder einsatzbereit. Ich wünsche allen Müggelheimern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Brandinspektor Torsten Pokowietz, Wehrleiter der FF Müggelheim