Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 03/2002
März 2002

Inhalt
Müggelheim im Wandel
Neue Dorfklub-Mitarbeiterin
Überfall auf Geldtransporter gescheitert
Müggeltherme in den Startlöchern
Neu-Helgoland im bewährten Fachwerkstil
Müggelhorter geben nicht auf: Schneeräumung der Straße gefordert
Dreimal Augustinski in Müggelheim
Schildbürgerstreich: Straßenschilder für Wildschweine
Frohe Ostern!
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Aus den Vereinen
Kleinanzeigen
Leserbrief
Kirchenseite
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
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Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Gartenfreund

Ist uns unser Garten lieb und teuer?

Es gehört schon lange zu meinem Leben, dass ich morgens gerne eine Runde durch meinen Garten mache. Ich atme bewusst die frische Luft, rieche den Duft der Erde nach Regen. Bewundere die ersten Blüten, auf die ich mich in den trüben Wintertagen so freute.

Im Garten können wir trödeln, die Zeit vergessen. Im Haushalt kann, oder muss alles exakt erledigt werden. Mit den Gartenarbeiten fügen wir uns dem Rhythmus der Natur. Wachsen und Blühen hat seine Phasen innerhalb der Jahreszeiten, mit den Klima- und Wettersituationen. Sonnen- und Regentage können zum Arbeiten oder Träumen genutzt werden. Wenn wir im Herbst neue Blumenzwiebeln in die Erde setzen, sehen wir sie in Gedanken schon blühen. Im Frühling warten wir auf das große Blühen im Sommer.

Es kann aber auch durchaus passieren, dass ein kräftiger Regen in Frühsommer die gerade in voller Blüte stehenden, blauen Blütenspeere der Rittersporne knickt, oder die großen, roten Blütenschalen des Mohn entblättert. Unserem Wollen sind Grenzen gesetzt. Wir geben uns Mühe mit dem Düngen, Wässern, Aufbinden und Jäten, aber erzwingen lässt sich in der Natur selten etwas. Um so dankbarer kann man gelungene Pflanzkombinationen und harmonisches Blühen bewundern. Selbst Überraschungen machen Freude, wenn z.B. streunende Arkeleien dort blühen, wo eigentlich Iris gepflanzt waren. Gelassenheit und Toleranz sind im Garten durchaus angebracht. Kränkelnde Pflanzen müssen beobachtet werden, evtl. besser umpflanzen, an einen geeigneteren Platz. Man kann sagen, ein Garten ist nie am perfekten Ziel angelangt und das ist auch gut so.

Die Züricher Psychotherapeutin und Dozentin Ruth Amman, welche selbst einen großen Garten besitzt, schreibt in ihrem Buch, über die Beziehung zwischen Seelen- und Gartenarbeit: „Jede Pflanze lehrt uns Geduld und Beobachten, Staunen und Respekt.” Im Garten finden wir unser Selbst wieder.

Kein Wunder, dass der Ausweg aus psychischen Problemen immer häufiger durch den Garten führt. Ein Spaziergang durch den Garten ist oft das beste Heilmittel gegen depressive Stimmungen, die gerade im Frühling einige Menschen befallen. Die ersten Schmetterlinge flattern durch den Garten, oder wir entdecken ein kleines, zartes Blümchen an unerwarteter Stelle. Entlockt das nicht unser Lächeln?

Auch Zimmerpflanzen zu pflegen, Blühendes zu hegen, streichelt unsere Seele. Niemals können das künstliche Blumen oder Rankteile – die sind seelenlos, fordern nicht unsere Aufmerksamkeit. Selbst alte oder kranke Menschen genießen die Freude und Anregung im Garten. Der Aufenthalt und die Beschäftigung im Garten hält offenbar die Menschen so fit, das sie sehr alt werden.

Karl Foerster, der bekannte Staudenzüchter und Gartenpoet aus Potsdam-Bornim, fuhr noch mit 96 Jahren im Rollstuhl durch seine Staudenreviere, sichtete und gab seinen Gärtnern Anweisungen. Wieder im Haus, machte er Aufzeichnungen. Sogar noch im Krankenbett ließen ihn die Zuchtprobleme nicht los. Er war mit seiner ganzen Seele mit seinem Land und den Pflanzenkindern verbunden. Das spürte ich noch, als ich mich nach seinem Tod in seinem berühmten Senkgarten, welcher damals eher einem Naturgarten glich, aufhielt.

Claude Monet hat die Malerei revolutioniert. „Heraus aus dem Atelier und den akademischen Malzwängen, in die Landschaft und unter den offenen Himmel, das Spiel des Lichts fest zu halten.” Er kaufte in Giverny einen großen Garten und gestaltete ihn selbst. Der berühmte Seerosenteich mit der Japanischen Brücke und den Trauerweiden wurde, als er alt und gebrechlich, ja sogar zu erblinden drohte, immer wieder sein Ziel und seine Aufgabe. Aber auch andere Teile seines großen Gartens hatte er zu einem Blumenparadies gestaltet. Viele berühmte Ölbilder sind in seinem Garten entstanden. Sein Garten in Giverny im Seine-Tal bei Paris ist noch heute zu besichtigen. Claude Monet wurde 86 Jahre alt.

Der einstige Bundeskanzler Konrad Adenauer war ein passionierter Rosenzüchter. Auch er hat von seiner anstrengenden politischen Arbeit, Kraft und Entspannung im Garten gefunden. Immerhin wurde er 91 Jahre alt.

Aber auch in Müggelheim gab und gibt es einige Gartenbesitzer, die trotz ihres hohen Alters noch gerne im Garten gearbeitet haben, oder es noch heute tun. Eine schwedische Studie ergab, dass regelmäßige Gartenarbeit weitaus mehr Fitness bedeutet, als der wöchentliche Besuch im Gesundheitsstudio: Bücken zum Pflanzen, Drehungen beim Harken und Hacken, Dehnungen beim Baumschnitt – alles an der frischen Luft. Das tut gut.

Der Garten kann uns Gesundheit und Ausgeglichenheit für Körper und Seele ermöglichen. Ich wünsche allen einen wunderschönen Frühling und ein frohes Osterfest. MS