Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 04/2000  
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Inhalt

Polizei fordert alle zu mehr Nachbarschaftshilfe auf

Anwohner sehen Waldidylle durch Produktionslärm gestört

Die Feuerwehrmänner von morgen

Schönefeld: Auslegung der Planungsunterlagen ab 15. Mai

Prüfung der Gesundheitsverträglichkeit durch medizinische Experten des BVBB

"Einfamilienhausbauten sind in Köpenick schon zuückgegangen"

Fest, Frohsinn und Folklore: der Müggelheimer Sommer im Überblick

Kompost wurde zum Sauen-Kessel

Zehn Jahre Heimatverein - ein Rückblick

Frohe Ostern!

Köpenick präsentierete sich auf weltgrößter Tourismusmesse

Von Winzernächten und Straßenfortschritten

Mitraten erlaubt!

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© 2000 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 01.04.2000

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"Einfamilienhausbauten sind in Köpenick schon zurückgegangen"

Der Kampf gegen den geplanten Großflughafen Schönefeld geht in die letzten heißen Wochen. Vom 15. Mai an werden die Planfeststellungsunterlagen für vier Wochen öffentlich ausgelegt. Das sagte der Sprecher der BVBB-Gruppe Müggelheim, Gunnar Suhrbier, während einer öffentlichen Mitgliederversammlung Mitte März unter dem Titel: „Wie groß sind unsere Chancen? Risiken und Widersprüche des Flughafenausbaus in Schönefeld”.

Etwa 200 Zuhörer kamen, um sich über den aktuellsten Stand des geplanten Flughafen-Ausbaus und die Möglichkeiten des Widerstandes zu informieren. „Wir müssen mit unseren Einwendungen so viele Auflagen für den Flughafen erwirken, dass er für den Betreiber unwirtschaftlich wird”, fordert Umweltstadtrat Ernst Welters. Er sieht große Gefahren auf Köpenick zukommen, wenn der Großflughafen realisiert werden würde. So sei die Bautätigkeit im Einfamilienhausbereich schon jetzt rückläufig. Auch sei der Erholungsfaktor für die während der Sommermonate täglichen 18 000 Erholungssuchenden und Freizeitsportler gefährdet. „Wenn der Erholungstourismus wegbricht, und wer erholt sich schon gerne im Fluglärm, ist die Tourismusbranche mit Hotels, Gaststätten und Bootsverleihern in ihrer Existenz gefährdet”, meint Welters.

Aus dem Zuhörerraum kam der Einwurf, dass vor allem die Europäische Union (EU) mit ins Boot gezogen werden müsse. Ansatzpunkte dafür seien die Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (FFH). Das sind Naturflächen, die von der EU als höchst schutzwürdig eingestuft wurden, wie beispielsweise die Gosener Wiesen. „Die Artenvielfalt ist in Gefahr. Denn die geplante neue Startbahn geht genau über die Gosener Wiesen“, sagt auch BVBB-Experte Frank Emmerich. Er sieht Einwendungen mit dem Hinweis auf den gefährdeten Naturschutz als große Chance für ein „politisches Druckmittel”. Gerade im Januar sei die Ortsumfahrung von Hildesheim per Gericht gestoppt worden, weil durch diese Bundesstraße ein FFH-Gebiet gestreift worden wäre.

Auch das Argument der Arbeitsplatzbeschaffung sehen die Redner als hanebüchen. „Auf eine Millionen Passagiere sollen 1000 Arbeitsplätze kommen. Doch niemand sagt, wie sich diese Formel auf Köpenick auswirkt. Außerdemkann man die Gegenfrage stellen, wie eine Großbaustelle wie Berlin überhaupt noch arbeitslose Bauarbeiter haben kann”, fragt Welters. Er sieht Köpenicks Zukunft nur als Transitbezirk für Schönefeld - was eine zusätzliche große Belastung darstellen würde.

Friedrich Heilmann, Umweltexperte von Bündnis 90/Die Grünen, zeugte davon, wie ziviler Widerstand es schafft, Großprojekte zu kippen oder Gesetzesänderungen zu erwirken. Er kämpfte jahrelang - jetzt erfolgreich - gegen den geplanten Transrapid. Aber auch im Kampf gegen den Großflughafen gibt es schon Erfolgsansätze. So liegen die Eckdaten für ein neues, strengeres Lärmgesetz inzwischen vor. Das noch geltende Gesetz ist von 1971. „Es ist eine deutliche Ausweitung geplant inklusive einer Verbesserung des Schutzes der Nachtruhe“, sagt Heilmann.

Dennoch sind sich die Redner einig, das der Weg im Kampf gegen den Flughafenausbau nicht gerade sein wird. „Wir dürfen uns nicht beirren und durch Rückschläge kleinkriegen lassen. Verloren haben wir erst, wenn das erste Flugzeug über die neue Startbahn rollt - und das kann Jahre dauern”, plädiert Heilmann.

Die Bevölkerung müsse Widerstand demonstrieren und ihn öffentlich machen, plädiert auch der Bürgermeister von Diedersdorf, Ferdi Breidbach. „Letztlich wird uns nichts anderes übrig bleiben, als den zivilen Ungehorsam auf der Straße auszuüben - nur so können wir den nötigen politischen Druck und die Aufmerksamkeit erzeugen”, ist er sich sicher.

Ideen gebe es bereits genug, doch darüber würde noch geschwiegen. Nur soviel, sie werden mit Beginn der Auslegungsfrist ins Rollen kommen.

Breitbach wetterte unter großem Beifall: „Die Entscheidung für Schönefeld war eine politische. Und die verantwortlichen Herren Diepgen und Stolpe wagen seit Jahren nicht, sich den Standortgegnern zu stellen.” Er warf den Politikern vor, Berlin-Brandenburg mit den Flughafen-Skandalen in der Öffentlichlkeit lächerlich gemacht und so großen Schaden für die Region angerichtet zu haben. sip

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