Serie für den Natur- und Gartenfreund

So ist die Natur

von Marianne Schäfer

Endlich ist das Wetter angenehm. Man könnte glücklich jubeln: "Es grünt so grün und es blüht überall." Ja, es ist die schönste Zeit des Gartenjahres. Vergessen sind die Wetterkapriolen und der versprochene Regen, der selten in unserem Müggelland wirklich die Erde nässte. Daher stellte sich der Frühling nur so zögerlich ein.

Erstaunlich das die Tiere das wohl anders empfinden. Sie ahnen, dass es Zeit ist. Wir bemerken das an den vielfältigen Vogelgesängen. Amsel, Buchfink und Star, aber auch die Grünfinken, alle Meisenarten, die Kleiber, die Mönchgrasmücke mit dem schwarzen Häubchen, die Gartengrasmücke, das Gartenrotschwänzchen und das Hausrotschwänzchen, welches gerne in menschlicher Nähe in Holzstapel oder Nischen das Nestchen baut, die Singdrossel und die uns vertraute Amsel. Das sind lange nicht alle Vogelarten, die in unserer Nähe leben. Auch die Tiere treffen eine gewisse Partner-Auslese. Die schönsten und lautesten Gesangs-Werbevorträge der Vogelmännchen werden von den Vogelweibchen bevorzugt. Außerdem wird auch auf ein farbenprächtiges Federkleid geachtet.

Dann wird intensiv die Suche für den Nestbau betrieben. Wir freuen uns, wenn die gereinigten und an bester Stelle angebrachten Brutkästen bezogen werden. Andere Vogelarten bauen aus feinen Zweigen Moos oder Federn ein Nest in dichtem Astgewirr. Bei mir an der begrünten Hauswand im Efeu sind Amseln groß geworden. Nach der Brutzeit und der Entwicklung der Kleinen ist es so weit, die jungen Vögelchen wollen ins Leben fliegen. Wir hören zartes Gewisper und Gezirpe.

Durch Zufall stand ich im sonnigen Garten, als sich die kleinen Blaumeisen mit viel Gepiepse und Gewisper aus der Öffnung des Vogelkastens zwängten. Klein und unbeholfen flatterten sie an die Zweige des nächsten Busches. Sie klammerten sie sich an die Zweige. Eifrig wurden sie gefüttert. Die Winzlinge machten die Schnäbelchen weit auf und dabei bewegten sie flatternd und bettelnd die kleinen Flügelchen. Plötzlich kam ein großer Vogel geflogen, es könnte ein Sperber gewesen sein. Im Flug schnappte er sich ein junges Vögelchen und flog davon. Aufregung und Geschrei, und wie magisch angezogen kreisten noch Elstern und Eichelhäher über dem Geschehen, um auch Beute zu machen. Ich verscheuchte sie. Einzeln flatterten die Kleinen zu weiteren Zweigen. Sie flogen nicht weit durch die Gärten und ich befürchte, nun ist nur noch ein kleines Blaumeischen da, welches ich rufen hörte. Trotzdem geht das Leben weiter. 

Leider ist es Tatsache, dass sich seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts die Anzahl der Artenvielfalt unserer heimischen Wildvögel rapide verringert hat. Ursachen sind zunehmender Lebensraumverlust, auch Verschlechterung und Mangel der Wildpflanzen und versprühte Insektizide. Eine kleine Hilfe ist es, unseren Singvögeln eine ganzjährige Zufütterung in einem Futterhäuschen zu besorgen. Ich mache das schon drei Jahre lang und habe Freude bei den Beobachtungen.