Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen

von MR Dr. med. Rolf Förster

Wenn man von Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen redet, müssen in erster Linie Kopfschmerzen erwähnt werden, denn sie sind eines der häufigsten Schmerzsymptome in dieser Altersgruppe. Heutzutage sind etwa 1/6 aller Schulkinder betroffen und beratungs- beziehungsweise behandlungsbedürftig. Häufig werden die Symptome aber unterschätzt und bleiben unbehandelt, womit das Risiko einer Chronifizierung entsteht. Nach verschiedenen Studien gibt es eine Reihe von prädisponierenden Faktoren, die das Risiko für Kopfschmerzen und ihre Chronifizierung erhöhen. Dazu gehören familiäre Situationen (z.B. Scheidung der Eltern), zu viel Fernsehen und Cumputertätigkeiten, zu geringe körperliche Aktivitäten, psychische und physische Misshandlungen, Mobbing im sozialen Umfeld, unfaire Behandlung in der Schule, unzureichende Freizeit, Alkohol-, Koffein- und Nikotinmissbrauch.

Neben Kopfschmerzen rücken auch muskuloskelettale Schmerzen zunehmend in den Fokus der Wahrnehmung. Etwa zehn bis 20 Prozent aller Jugendlichen leiden daran. Ursächlich sind rapides Wachstum, muskuläre Dysbalancen, schlechter physischer Zustand aber auch Überaktivität beim Sport. Viel sitzende Tätigkeit in Kopfvorhalte bei unphysiologisch geformten Schultischen führen oft zu Hinterkopfschmerzen. Schrägpulte, wie wir sie aus der Vorkriegszeit in den Schulen kennen, wären hier idealer. Erste Hilfe: aufrecht setzen, Hände verzahnt hinter den Kopf verschränken, leicht gegeneinander drücken mit leichter Traktion nach oben und Einreibungen mit dem Euminz-Stift.

Unter den Therapieangeboten hat bereits der Einsatz eines Schmerztagebuches eine eigenständige therapeutische Auswirkung. Nützlich ist auch die Beratung zum Tagesablauf, um zu lange Esspausen, zu wenig Trinken, mangelnde Schlafhygiene oder einseitige Belastung und Bewegungsmangel zu vermeiden. Bei Migräne sind besonders regelmäßige Mahlzeiten wichtig – keinesfalls hungern – und das Vermeiden von Fertigprodukten wegen der Zusatzstoffe (Glutamat etc, Ketchup etc). Ebenso sollten Zitrusfrüchte, Bananen und Erdbeeren weggelassen, kein Fast Food gegessen werden. Künstliche Geschmacks- und Farbstoffe sollten Migränepatienten weglassen, und histaminhaltige Lebensmittel wie Salami und Käse meiden. Dafür sollten sie sich Zeit für die Mahlzeiten nehmen, reichhaltiges Frühstück, viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch und Wurstwaren essen, Zucker und Salzkonsum sollten eingeschränkt werden. Dagegen sind eiweißreich Kost (Quark und Joghurt), Omega 3-haltige Öle und Fette (Raps-, Leinöl und fette Seefische) zu empfehlen, die nämlich entzündungshemmend wirken. Und bitte viel Wasser trinken! Und regelmäßigen, moderaten Ausdauersport treiben!

Bei chronischen Kopfschmerzen sind verhaltenstherapeutische Elemente wirksam, etwa Entspannungsverfahren nach JACOBSON.

Unter den medikamentösen Optionen eignen sich Ibuprofen ( entzündungshemmend) für die Akut-Therapie der Migräne, bei Versagen wird der Arzt sogenannte Triptane versuchen. Wenn vier und mehr Attacken monatlich auftreten, kann eine Langzeitprophylaxe mit Magnesium (10 mg/kg Körpergewicht), Betarezeptorenblockern oder dem Calciumantagonisten Flunarizin eine gute Wirkung zeigen. Wichtig ist die sofortige Gabe z.B. von Ibuprofen (wenn man gute Erfahrungen damit gemacht hat), sobald der Schmerz auftritt. Leider tun das nur vier Prozent der Eltern in Deutschland. Die leitliniengemäße, rechtzeitige und bestimmungsgemäße Gabe von Schmerzmitteln in einer für Jugendliche angemessene Dosierung ist wichtig für die Verbesserung der Lebensqualität, verhindert Schulausfall und kann der Vorbeugung der Schmerzchronifizierung dienen. Konsultieren Sie einen schmerztherapeutisch erfahrenen Arzt!

Bei weiblichen Teenagern sind auch menstruationsbedingte Schmerzen ein häufiger Grund für Fehlzeiten in der Schule. Zwischen 43 und 91 Prozent der heranwachsenden Mädchen leiden unter Menstruationsbeschwerden, aber nur 15 Prozent konsultieren deswegen einen Arzt. Das muss so nicht bleiben, denn Bettruhe oder Schulsportbefreiungen sind hier meistens nicht angezeigt. Vielmehr kann sich eine moderate sportliche Betätigung, eventuell in Verbindung mit einer pflanzlich-krampflösender Medikation, positiv auf die Beschwerden auswirken.

Krebsdiäten ohne Nutzen

In Deutschland leben leider etwa 1,45 Millionen Menschen mit Krebs. Häufig möchten Patienten die Behandlung durch eigene Maßnahmen unterstützen und sie klammern sich verständlicherweise an "jeden Strohhalm". Häufig kommt neben sogenannten Alternativbehandlungen auch die Frage nach einer bestimmten Diät auf. Die Deutsche Krebsgesellschaft sagt dazu: "Es gibt keine sinnvolle Krebsdiät. Studien bestätigen, dass spezielle Diäten keinen Vorteil für das Überleben von Krebspatienten haben". Auch spezielle Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel überflüssig! Betroffene sollten ausgewogen essen und auf eine ausreichende Zufuhr von Kohlenhydraten, Vitaminen, Eiweißen und Fetten achten. Gegen den moderaten Verzehr von Fleisch gibt es auch keine Einwände, davon ausgenommen: Gepökeltes oder rotes Fleisch. Die Experten empfehlen Krebspatienten eben eine ausgewogene und normale Ernährung, bewusst leben und so viel Bewegung wie möglich. Alles, was schmeckt, worauf man Appetit hat, ist erlaubt. Auch Genießen: Denn Schokolade und Kuchen sind kein Tabu. Vertrauen sie Ihrem Onkologen! MR Dr. Rolf Förster