Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 06/2002
Juni 2002

Inhalt
Auf zwei rasenden Rädern die Nerven kitzeln lassen
Mit dem Umweltstadtrat auf Tour durch Müggelheim
"Flaniermeile zwischen den Einkaufszentren"
Die Erde als unsere Heimat
Vom hölzernen Handschwengel zur modernen Technik
Schönefeld: Dioxin-Umweltkrimi bei Flughafenplanung
Struktur des Luftraumes über Müggelheim
Pirschen, gucken, lauschen
"Für ein schönes Müggelheim"
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbrief
Aus den Vereinen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Gartenfreund

Die süßesten Beeren im Garten

Früher, wann war das? Vor 100 Jahren, vor 50 Jahren? Ich erinnere mich noch gern, als ich in den Nachkriegsjahren mit meinen Geschwistern oder Freundinnen in den Müggelheimer Wald ging, zum Walderdbeeren sammeln. Jeder hatte ein kleines Körbchen und dann pflückten wir die kleinen runden, wunderbar schmeckenden Beerchen. „Fragaria vesca”, die winzige, würzige Walderdbeere. Diese kleinen Dinger sind heute noch das Größte, das Beste – trotz allem, was Züchter in Jahrhunderten gezüchtet haben. Sind das nur „süße” Erinnerungen?

In meinem Garten wachsen an unmöglichen Stellen, wie in den Fugen der Steintreppe oder zwischen den Steinen am Sitzplatz, kleine Erdbeerpflänzchen. Sie blühen und tragen später genau jene kleinen runden Erdbeeren und sie schmecken auch ganz genau so, süß und würzig, wie früher.

Die kleine Walderdbeere war weit verbreitet, wuchs im Unterholz unter Bäumen und Hecken.

Die ersten Kulturformen entstanden im 16. Jahrhundert. Auch wurden sie mit einer chilenischen – später auch mit einer nordamerikanischen Wilderdbeere gekreuzt.

Immer waren Erdbeeren etwas besonderes und Rezepte gibt es unendlich viele mit immer wieder neuen Varianten.

Im Garten unserer Eltern gab es natürlich auch Erdbeerbeete und wir Kinder liebten diese saftigen, roten Früchte, welche Süße und Säure sowie feines Aroma besaßen. Sehr sorgsam wurden die Reihen vom Unkraut sauber gehalten, die Stielchen mit kleinen Stöckchen vorsichtig hochgebunden, damit sie nicht faulten. Nach der Ernte wuchsen viele Ausläufer. Ein dünnes Stielchen, ein junges Pflänzchen, wieder ein Stielchen und ein Pflänzchen und so fort. In wenigen Wochen war alles verwachsen. Es war mühselig dann die besten und stärksten Jungpflanzen auszugraben und auf einem neuen Beet, welches zuvor frische Komposterde bekommen hatte, einzupflanzen. Länger als drei Jahre wurden die Pflanzen nicht stehen gelassen.

Da die Jungpflanzen mit einigen Nachbarn ausgetauscht wurden, lernte man verschiedene Sorten kennen. Ich erinnere mich an Sortennamen wie: Sieger, Königin Luise, Hansa, Oberschlesien und Mieze Schindler. Diese alten Sorten hatten zum Teil unterschiedliche Fruchtformen, von tropfenförmig, kugelig bis breit-rundlich, wie kleine Pompadure. Auch die Reifefarbe war unterschiedlich, von hell- bis tief dunkelrot. Schon damals legte man bei der Züchtung Wert auf geringe Anfälligkeit gegen tierische und pilzliche Schädlinge, gute Transportfähigkeit, also gute Markt- und Konservenfrüchte.

In den 60er Jahren waren die Sorten Senga Sengana und Senga Gigana der Renner. Ich denke, jeder Gartenbesitzer hatte einige Erdbeerbeete und konnte mit Genuss die eigenen Früchte essen.

Heute ist das wohl eine Ausnahme. Man kauft schon ab März an jedem Frucht- und Gemüsestand reife Erdbeeren. Doch besonders in diesem Jahr gingen Meldungen durch die Medien, dass die Erdbeeren bei Kontrollmessungen mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet sind. Teilweise wurden die Meldungen gemildert. Weil der deutsche Richtwert sehr niedrig angesetzt ist, ergaben sich bei spanischen Erdbeeren höhere Werte. Wie auch immer, so ganz sorglos und mit bestem Appetit isst man die gekauften Erdbeeren nicht!

Stellt sich da nicht die Frage doch noch mal im Garten den eigenen Anbau versuchen?

Neue Sorten kann man sich per Katalog aussuchen und bestellen. Wenn man einen geeigneten, sonnigen Platz im Garten hat, der leichte Sandboden mit Kompost gut angereichert ist, kann es doch los gehen! Ab Juli sind Jungpflanzen zu erhalten. Wichtig ist noch, dass nicht zu eng gepflanzt wird, das beugt besonders der gefürchteten Graufäule vor. Bodenabdeckung mit Holzwolle oder schwarzer Spezialfolie verhindert Unkrautwuchs, Schadpilzbefall und lässt die Früchte schnell und sauber reifen.

Wer aber keinen Platz hat, kann es sogar mit Erdbeeren im etwas größeren Blumentopf versuchen. Das sieht sogar auf der Terrasse hübsch aus.

Eine andere Möglichkeit sind Beeteinfassungen mit Monatserdbeeren. Das sind Walderdbeeren für den Garten. Na nicht ganz, denn Walderdbeeren fruchten nur einmal im Jahr, aber die Früchte der Monatserdbeere sind klein und würzig. Eine bekannte Sorte der Monatserdbeere ist „Rügen”.

Wenn man dieses und jenes nicht kann oder will, aber dennoch feststellt, dass die gekauften Erdbeeren kaum noch Aroma haben, weil sie immer unreifer gepflückt werden, gibt es noch die Möglichkeit, in Erdbeerplantagen zum „Selberpflücken” anzureisen. Hier kann man sich die schönsten und reifesten Früchtchen körbeweise pflücken.

Wem aber Erdbeeren garnicht schmecken, der kann in seinem Garten, zum Beispiel als Rabatteneinfassung die Ziererdbeere mit der Sortenbezeichnung: „Pink Panda” pflanzen. Sie ist eine kleine Pflanze, welche sich auch durch Ausläufer vermehrt und mehrmals im Jahr in einem wunderschönen, klaren Rosa blüht. MS