Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 06/2002
Juni 2002

Inhalt
Auf zwei rasenden Rädern die Nerven kitzeln lassen
Mit dem Umweltstadtrat auf Tour durch Müggelheim
"Flaniermeile zwischen den Einkaufszentren"
Die Erde als unsere Heimat
Vom hölzernen Handschwengel zur modernen Technik
Schönefeld: Dioxin-Umweltkrimi bei Flughafenplanung
Struktur des Luftraumes über Müggelheim
Pirschen, gucken, lauschen
"Für ein schönes Müggelheim"
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbrief
Aus den Vereinen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Geschichten aus dem Müggelwald

Das Tauschgeschäft: Löffelohren gegen Fuchsschwanz

Für Schnuffi, das Stubenkaninchen, war es eine grauenvolle Nacht. Herrchen und Frauchen hatten den großen Käfig genommen und ihn am Tage in den Garten auf die grüne Wiese gestellt. Es war wunderschön. Schnuffi durfte auf der Wiese herumhoppeln, an den Grashalmen knabbern und den Fliegen und Schmetterlingen beim Tanzen zusehen.

Aber was dann passierte, war nicht so gut. Der Käfig blieb in der Nacht draußen. Schnuffi hatte noch nie draußen geschlafen. Er war froh, als die Nacht mit ihrer Finsternis und ihren Grauen erregenden Geräuschen zu Ende war.

Im Haus war immer alles kuschelig und warm. Und da waren seine Freunde Robert, Hannes und Philipp. Die kamen zu ihm, kuschelten mit ihm, spielten mit ihm und machten manchmal auch Faxen mit ihm. Alles prima!

„Draußen auf der Wiese war es ja auch nicht schlecht“, dachte Schnuffi, „aber doch nicht in der Nacht, wenn alles so beängstigend dunkel ist. Und wenn man als Stubenkaninchen überhaupt nicht weiß, was da draußen alles los ist. Ich muss mit den Kindern sprechen, vielleicht können sie mir einiges vom Garten und von der grünen Wiese erzählen.”

„Philipp”, rief Schnuffi, „Philipp oder Hannes oder Robert, hat mal einer Zeit für mich? Ich möchte euch etwas fragen.”

Alle drei kamen angerannt, setzten sich vor den Käfig und warteten auf die Fragen ihres Kumpels Schnuffi. „Also was willst du wissen?”

„Ich will wissen, ob ich Angst haben muss, wenn ich nachts allein im Garten schlafe. Gibt es andere Tiere, die mich vielleicht auffressen? Und was sind das für furchtbar laute Geräusche am Himmel. Ich konnte mir meine Löffelohren gar nicht doll genug zuhalten, der Lärm ging einfach nicht weg.”

Die drei Jungs hatten ihren Schnuffi verstanden. „Also pass mal auf”, sagte Robert, „Angst brauchst du nicht zu haben. Du sitzt in einem Käfig und da kommt keiner rein, der nicht rein darf.”

„Außerdem hat unser Garten einen Zaun”, rief Hannes, „und durch den Zaun kommen die Tiere nicht, die im Müggelwald leben.”

„Was für Tiere leben denn im Müggelwald?”, wollte Schnuffi wissen.

„Na Wildschweine, Füchse, Waschbären, Rehe, Dachse, Marder und noch viele Vögel und andere Viecher”, sagten die Jungen.

„Also gut, und was ist das nun für ein Lärm am Himmel. Welches Tier macht den?”, fragte Schnuffi.

„Philipp, dass musst du beantworten”, sagten Hannes und Robert, „du bist unser großer Bruder, du weißt das besser.”

„Also das sind keine Tiere, das sind Flugzeuge. Uns gehen die mit ihrem Lärm auch auf den Keks. Mama und Papa sagen, sie kümmern sich darum, dass der Lärm von den Flugzeugen verschwindet.”

„Haben wir dir jetzt alles beantwortet? Bist du zufrieden?”

„Ja”, sagte Schnuffi, „alles okay.” Schnuffi schlief nun öfter im Garten und hatte keine Angst mehr. Eines Tages lernte er einen Fuchs kennen. Er war aus dem Müggelwald zu Schnuffi in den Garten gekommen. Er hatte das Stubenkaninchen schon einige Tage beobachtet und wollte sich mit ihm anfreunden. Es gefiel ihm, weil es so schöne lange Ohren hatte.

„Hallo Schnuffi”, rief der Fuchs, „ich bin Felix. Ich komme dich jetzt besuchen, darf ich?” „Wenn du mir nichts tust, kannst du kommen.”

Es wurde lustig. Beide konnten sich gut leiden und wollten Freunde werden. Der Fuchs kam nun jeden Tag und wenn Schnufi draußen war auch nachts.

Eines Tages sagte Schnuffi zu ihm: „Du gefällst mir gut, aber am besten gefällt mir dein Schwanz. Kannst du mir den schenken?” Felix musste lachen. „Weißt du, was mir an dir so gut gefällt? Deine langen Ohren.” Beide waren sprachlos und dann lachten sie, bis ihnen die Bäuche weh taten.

„Wir machen einen Tausch”, sagte Schnuffi, „Ohren gegen Schwanz. Einverstanden? Und mein Frauchen hat eine Nähmaschine, die kann dann die getauschten Teile annähen.” „Prima”, sagte Felix der Fuchs, „ich bin einverstanden.”

Hier ist die Geschichte aus dem Müggelwald zu Ende. Aber eine Frage noch an euch. Könnt ihr euch ein Kaninchen mit einem Fuchsschwanz vorstellen? Oder einen Fuchs mit den Löffelohren eines Stubenkaninchens? Lustige Tiere - oder?

Vielleicht begegnen sie euch einmal im Müggelwald. Ingrid Zweiniger