Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 06/2002
Juni 2002

Inhalt
Auf zwei rasenden Rädern die Nerven kitzeln lassen
Mit dem Umweltstadtrat auf Tour durch Müggelheim
"Flaniermeile zwischen den Einkaufszentren"
Die Erde als unsere Heimat
Vom hölzernen Handschwengel zur modernen Technik
Schönefeld: Dioxin-Umweltkrimi bei Flughafenplanung
Struktur des Luftraumes über Müggelheim
Pirschen, gucken, lauschen
"Für ein schönes Müggelheim"
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbrief
Aus den Vereinen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Müggeclub
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 

„Flaniermeile zwischen den Einkaufszentren”

Interview mit Patrick Leher zur neuen Ladenstruktur

Die Einkaufssituation in Müggelheim befindet sich im Wandel. Der Discounter „Norma” eröffnet demnächst an der Ecke Müggelheimer Damm, Straße 635. Verschiedene kleinere Geschäfte ziehen ebenfalls mit ein in die beiden neuen Gebäude. Für den Müggelheimer Boten sprach Simone Jacobius mit dem Inhaber von Superspar, Patrick Leher, über die neue Ladenstruktur im Ort.

Superspar-Chef Patrick Leher Foto: Jacobius

Herr Leher, wird sich das „wirtschaftliche Zentrum” Müggelheims mit der Eröffnung von Norma & Co. jetzt verlagern?

Nein, das sehe ich nicht so. Am Schönsten wäre es ohnehin, wenn der Anger das wirtschaftliche Zentrum wäre mit vielen kleinen Geschäften. Aber das ist jetzt auch nicht so, sondern alles ballt sich um den Müggelhof. Ich denke, künftig wird es zwei Einkaufsbereiche geben - den bisherigen und den um Norma. Schön wäre es, wenn eine Art Flaniermeile zwischen den beiden Bereichen entstünde, mehrere kleinere Geschäfte, die die beiden Zentren verbinden.

Wie gehen Sie selber mit der unerwarteten Konkurrenz um, welche Maßnahmen treffen Sie zur Kundenbindung?

Kundenbindung geschieht schon lange, bevor die Konkurrenz da ist - jetzt wäre es zu spät. Aber ich biete inzwischen eine ganze Menge mit Lieferservice, Mittagstisch und Partyservice. Die Frischestrecke ist größer geworden, wir bieten Spezialitäten und haben etwa 10 000 Artikel in unserem Sortiment. Ein Discounter hat nur etwa 800. Ziel ist immer die Kundenzufriedenheit, darauf werden auch unsere Mitarbeiter geschult. Und die gestiegenen Käuferzahlen geben mir Recht bei meinem Konzept. Wir werden, wenn Norma eröffnet hat, auch mit gezielten Aktionen reagieren. Aber schon jetzt haben unsere „Sparsamen” Discountpreise.

Sie gehen also davon aus, dass Sie nebeneinander existieren können?

Anfangs wird Norma richtig ranklotzen mit tollen Preisangeboten und so Kunden abziehen. Da wird mein Umsatz heruntergehen. Aber das wird sich nach kurzer Zeit relativieren. In Müggelheim existiert eine bestimmte Käuferstruktur für Discount-Läden. Diese Menschen mussten bisher außerhalb des Ortes einkaufen. Ich denke, wenn es gelingt, diese Zielgruppe hier im Ort zu halten durch Norma, profitieren wir letztlich alle davon. Denn das, was sie bei Norma nicht bekommen, kaufen sie dann in einem der anderen Geschäfte vor Ort. Ich gehe davon aus, dass wir auf Sicht mehr Kunden hier im Ort halten können.

Sie sprachen vorhin die Kundenzufriedenheit an. Doch gerade da mangelt es bei der älteren Altersgruppe, die vor allem die geringen Haltbarkeitsdaten bemängeln.

Konstruktive Kritik ist wichtig. Nur dann kann man etwas verbessern. Was die Haltbarkeit anbelangt, wir versuchen immer längstmögliche Daten zu haben. Leider passiert es ab und zu, dass mich Spar mit relativ kurzen Haltbarkeitsdaten beliefert - vor allem bei den Milchprodukten. Das liegt daran, dass die Firma selbst falsch kalkuliert hat, aber wir dann das Problem haben. Dennoch wird nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums keine Ware mehr zum üblichen Preis verkauft. Entweder nehmen wir die Ware aus den Regalen und schicken sie an die Händler zurück, oder wir verbilligen. Generell tauschen wir aber auch alles um, was schlecht ist. Der Kunde muss nur mit uns reden. Es ist aber auch schon passiert, dass wir Produkte ganz ausgelistet haben, wenn die Frische nicht gewährleitet war.

Was wünschen Sie sich von den Müggelheimern?

Es gibt Menschen, die viel zu verbissen und unzufrieden sind. Ich würde mir wünschen, dass ihnen bewusst ist, dass sie nur ein Leben haben, hier an einem wunderschönen Fleckchen Erde leben und von daher entspannter an viele Sachen herangehen. Das Leben kann viel zu plötzlich vorbei sein, also sollten wir es mit jedem Moment genießen.

Was wünschen Sie sich für den Ort?

Das sich der Dorfkern entwickelt, es vernünftige Bürgersteige gibt, hübsche Fassaden und nette Geschäfte. Dann würde der Ort auch für Touristen attraktiver und für die Müggelheimer selber die Wohnqualität steigen.

Ist das auch ein Grund, aus dem Sie aktiv im Wirtschaftskreis Müggelheim mitarbeiten?

Ja, ich gehöre mit zu den Gründungsmitliedern, obwohl ich nicht hier lebe. Durch die Arbeit verbringe ich aber doch sehr viel Zeit hier, habe viele Kontakte und sehe, wie sich der Ort entwickelt, wie die Menschen sind. Mir geht es nicht in erster Linie darum, mehr Geld zu verdienen, sondern darum, an dieser Entwicklung aktiv mitzuarbeiten.