Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 06/2002
Juni 2002

Inhalt
Auf zwei rasenden Rädern die Nerven kitzeln lassen
Mit dem Umweltstadtrat auf Tour durch Müggelheim
"Flaniermeile zwischen den Einkaufszentren"
Die Erde als unsere Heimat
Vom hölzernen Handschwengel zur modernen Technik
Schönefeld: Dioxin-Umweltkrimi bei Flughafenplanung
Struktur des Luftraumes über Müggelheim
Pirschen, gucken, lauschen
"Für ein schönes Müggelheim"
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Leserbrief
Aus den Vereinen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Jana Wittmann


Ich möchte hier einige Denkanstöße zum Umgang mit Jugendlichen geben, „Kinder” die uns täglich begegnen. Durch Gespräche, sei es in der Verwandtschaft, mit Freunden, Nachbarn oder anderweitig Bekannten erfahre ich, mit Jugendlichen ( meistens in der Pubertät) will keiner so recht was zu tun haben. Mich erschüttert diese Meinung immer wieder, da ich denke, dass gerade in dieser Phase der Entwicklung eine Begleitung für die Jugendlichen sehr wichtig ist.

Viele Jugendliche befinden sich in einer Orientierungsphase, sie versuchen ihren Platz in dieser Welt zu finden, leider werden sie dabei oft allein gelassen oder enttäuscht, woran auch immer es liegt. Ich habe den Eindruck, dass die Jugendlichen einem enormen Leistungsdruck unterliegen, sei es in der Familie, der Schule, sei es bei ihren Freunden in der Freizeit. Ständig werden sie mit Informationen vollgestopft, ohne die gerade erst erfahrenen verarbeitet zu haben. Unsere Zeit ist sehr schnelllebig, sogar wir Erwachsenen haben Schwierigkeiten mitzukommen.

Welche Werte werden uns aus der Medienwelt vorgegaukelt? Es ist wichtig schön, reich und modern zu sein, diese Werte bedeuten, sie einer Welt auszuliefern, die schon entschieden hat, was aus ihnen werden soll: unselbständige Käufer, die in einem grauen Universum ohne jeden Horizont leben, wo ein einziges Gesetz wertgeschätzt wird, nämlich Spaß haben und nur seine persönlichen Rechte durchzusetzen. Viele Jugendliche haben einfach die Orientierung verloren, wer sollte sie ihnen eigentlich geben? Ein Satz während meiner Ausbildung hat sich mir eingeprägt: „Kinder lernen durch beobachten und nachahmen.”

Wir sollten darüber nachdenken, wie lange diese Phase andauert? Was lernen die Jugendlichen während sie unser Verhalten beobachten und sich an uns orientieren?

Neid, Unhöflichkeiten, Streitigkeiten, Machtspiele, Konkurrenz?

Eigentlich müssten wir ihnen zeigen können wie man miteinander umgeht, wie man einen Platz in dieser Welt finden kann und was die eigentlichen Werte unserer Gesellschaft sind. Zivilcourage, Freiheit und Verantwortungsbewusstsein sind für mich die wichtigsten Werte.

Mir stellt sich die Frage: An welcher Welt orientieren sich die Jugendlichen? Der Medienwelt oder an der, in der sie real leben? Durch Gespräche mit ihnen wird mir klar, dass sie die oberflächliche Medienwelt sehr stark in ihre reale Lebenswelt projizieren und sich „Actionsuperstars” als Vorbilder nehmen. Dabei unterdrücken sie ihre eigene Persönlichkeit, um jemand anderen nachzuahmen, um aufzufallen.

Wir sollten ihnen das Gefühl geben, dass sie ihre eigene Persönlichkeit wert schätzen lernen. Meine persönlichen Grenzen tun sich auf, wenn mir die Frage gestellt wird: „Wat, Jana, du hast keenen Fernseher? Na, du musst ja Langeweile haben.”