Serie für den Natur- und Gartenfreund

Frühling mit Stiefmütterchen

von Marianne Schäfer

Schon als Kind bin ich gerne, hier in Müggelheim, über die beiden kahlen Wiesen gelaufen. Heute ist kaum zu glauben, dass damals noch vor Kriegsende, etwa um 1943, die einstigen Äcker unserer Bauern, zwischen dem Krampenburger Weg und dem Alsenzer Weg, weite Magerwiesen waren. Auf ihnen blühten viele kleine Blümchen. Besonders gefielen mir die winzigen Acker-Stiefmütterchen. Im Zeitraum von 1944 bis Februar 1945 wurden dann hier auch Behelfsheime gebaut. Später wurden diese beiden entstandenen Siedlungen Blumenfeld und Vogelwiese benannt. Genau dieses oben genannte kleine Ackerstiefmütterchen kann man als Urgroßeltern der heutigen großblütigen Stiefmütterchen bezeichnen. Züchtungen sind Kreuzungen mit zwei verschiedenen Eltern, welche besondere Merkmale besitzen. Die Kreuzung erfolgt, indem die Pollen der Vaterpflanze auf die Narben der Mutterpflanze übertragen werden. Zum Beispiel: Die Vaterpflanze ist weiß blühend und die Mutterpflanze ist blau blühend. Möglicherweise entstehen dabei viele Varianten bei den neuen Pflänzchen. Es können durchaus neue Blütenfarben, größere Blüten oder besondere Robustheit bei den neuen Pflanzen entstehen. Der Beginn der Züchtungen mit den Veilchengewächsen liegt mehr als 200 Jahre zurück. Die Züchtungen wurden zum Teil noch weiter mit den Veilchenblütigen gekreuzt. Dabei waren die Ergebnisse noch variabler. Zum Beispiel mit dem gelb blühenden Galmei-Veilchen aus Asien. Anfang des 19. Jahrhunderts machten sich auch mehrere Züchter an die Arbeit, zum Beispiel der erfolgreiche Züchter Wittrock, dann auch Züchter wie Nauenburg und Buttler. Sie waren vor mehr als 100 Jahren mit ihren Erfolgen wie dem frühblühenden "Himalis Stiefmütterchen", oder als Gegenstück den damals sehr begehrten, großblumigen "Schweizer Riesen" bekannt. 

Karl Foerster, der bekannte Staudenzüchter aus Potsdam-Bornim, lobte während seiner "blauen Züchter Phase" das tief dunkelblaue Viola tricolor Stiefmütterchen, mit dem Sortennamen: "Kaiser Wilhelm". Aber erneut wurde mit den Hybriden der Violen und der Urform der Acker-Hornveilchen weiter gezüchtet. Wiederum entstanden weitere Pflanzen mit vielfarbigen Blüten, großer Blühfähigkeit und großer Robustheit. Diese Hornveilchen sind besonders geeignet für Naturgärten. Weitere moderne Züchtungen lassen uns immer wieder erstaunen, was noch in den Genen der Violen steckt. Immer neue Blütenfarben und veränderten Blütenformen. 

Uns erfreuen diese lieben "Mütterchen" mit ihren Gesichtern von fröhlich bis verdrießlich.

Die buschigen Pflanzen können als frühe Frühlingsblumen in die Beete im Garten, auch in großer Üppigkeit in Stadt-Grünanlagen, auf Gräbern in den Friedhöfen, in Blumentöpfen, an Treppen und Terrassen und in Pflanzkästen auf den Balkonen verwendet werden. Nach diesem langen, trüben, schneereichen und kalten Winter möchten wir endlich Farbe sehen.

Die gekauften Pflanzen gedeihen am besten in halbschattiger bis sonniger Lage. Der Gartenboden sollte locker und humos sein. Gedüngt wird nur wenig. Wenn regelmäßig die abgeblühten Stängelchen abgeknipst werden, kann die Blütezeit verlängert werden, weil die Pflanze dann Kraft für die neuen Blüten hat. Sie lieben gleichmäßige Feuchtigkeit. Entwickelt der Mai eine große Hitze, leiden die Pflanzen, sie werden matt und gelb. Meistens müssen die Pflanzen denn der Sommerbepflanzung weichen. 

Wer besondere Freude an eigener "Anzucht" hat, braucht nur die verblühten Stängelchen mit den Samenkapseln abzuschneiden und diese in einer Schüssel offen, im Schatten nachreifen zu lassen. Die Kapseln springen auf und die gelblichen bis braunen Samen fallen raus. Die Samen können dann im Spätsommer, im Garten oder in Töpfen ausgesät werden Die Temperatur sollte nicht zu warm sein und die Saaterde darf nicht austrocknen. Sie werden noch im selben Jahr zu blühen beginnen und leicht geschützt dann auch im nächsten Jahr weiter blühen.