Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 12/2008
Dezember 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Grundschule: Lernen mit Spaß
Einweihung des Friedenssteins
60 Jahre im Dienst der Feuerwehr
Müggelheim sportlich gesehen
Erkältungszeit: Infektionsprophylaxe
Feiertage sind Schlemmertage
Musikschule feiert Geburtstag
Patientenverfügung: Worauf ist zu achten?
Weitere Meldungen
MehrWert für Müggelheim
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
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Heimatverein
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Realisation:
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Heiligabend im Wald

von Marianne Schäfer

Wie ist das mit den Erinnerungen so wundersam. Je älter man wird, um so lebhafter werden die so weit zurück liegenden Erinnerungen und erstaunlich ist, das die schönen dominieren. Als Ende November die ersten Schneeflocken unsere Gärten und das Dorf verzauberten, ist mir ein Heiligabend Erlebnis wieder eingefallen.

Meine Tochter war noch sehr klein und ihre Cousine war ebenfalls nur vier Jahre alt. Das Mädelchen war bei uns zu den Weihnachtstagen zu Besuch. Ich wollte den beiden Kindern ein besonderes Weihnachtserlebnis bereiten. Gemeinsam Kekse backen, das war das erste. Aber der Heiligabend, auf den sie sich schon so freuten, der sollte etwas Besonderes sein. Es war ziemlich kalt und geschneit hatte es auch schon. Alles war eingekauft, aber dann ging ich allein in den nahe gelegenen Wald. Ich suchte eine Stelle abseits vom Weg, wo kleine, buschige Kiefern an einer kleinen Lichtung standen. Dann endlich fand ich genau die richtige Stelle, das richtige Bäumchen.

In meiner Manteltasche hatte ich ein kleines Bündel Steckdraht. Mit klammen Fingern wickelte ich je einen Draht um einen Bleistift, so das eine kleine Spirale entstand. Das untere glatte Ende wickelte ich um die Zweigspitze. So bekamen zwölf Zweigspitzen des kleinen Kiefernbäumchens eine unauffällige, stehende Spirale.

Ich merkte mir die kleine Lichtung ganz genau und auch den Weg dahin. Zu Hause hatte mein Mann unseren Weihnachtsbaum im Schuppen schon passend gesägt und den Baum in den Ständer verkeilt. Die Mädchen spielten im warmen Zimmer. Als ich nach Hause kam, sprangen sie mir erwartungsvoll entgegen. Sie dachten sicherlich, das ich noch ein Weihnachtsgeschenk besorgt hätte.

Der Heiligabend ist immer ein Tag, an dem viele Dinge erledigt werden müssen und man spürt, wie erwartungsvoll die Kinder sind. Ich kochte eine Kanne voll Kakao und wir probierten die selbstgebackenen Kekse. Auf dem Tisch stand in der Mitte der Adventskranz und alle vier roten Kerzen waren angezündet. Es wurde schon sehr früh dunkel und gerade fing es wieder an zu schneien. Dicke Flocken tanzten aus den dunklen Wolken, setzten sich auf alle Zweige, alle Dächer.

Alles war mit meinem Mann abgesprochen. Er würde, wenn wir draußen sind, den Weihnachtsbaum in die Stube holen und schmücken und ich ging mit den Mädchen in den Wald. Aus dem Schuppen holte ich eine Tasche voll Futter für die Tiere. Aber ganz unten war auch ein Geschenk für jedes Kind. In die Manteltaschen hatte ich auch noch einiges gesteckt. Die Mädchen waren warm angezogen und so stapften wir durch den Schnee in den Wald.

Ich erzählten den Kindern, das wir jetzt den Tieren im Wald auch eine Weihnachtsfreude machen wollten, das hat ihnen auch sehr gefallen. Dann kamen wir an eine Stelle, die mir als Futterstelle geeignet schien. Ich holte alle Tüten aus der Tasche. Da waren getrocknete Brotstücke, Apfelstücke, eine Tüte mit Heu und ein paar Meisenknödel. Die Mädchen hatten nun zu tun, alles für die Tiere bereit zu legen und die runden Fettbällchen in die tief hängenden Zweige zu befestigen. Ich ging derweil zu dem ausgesuchten Bäumchen. Aus der Manteltasche holte ich die bunten Pyramidenkerzen, steckte sie in die Drahtspiralen. Unter das Bäumchen legte ich die beiden Geschenkpakete. Dann, als letztes zündete ich die Kerzen an. Knisternd begannen sie zu leuchten. Dann holte ich die beiden, nahm sie an die Hand und gemeinsam gingen wir auf das leuchtende und glitzernde Weihnachtsbäumchen zu.

Oh, ein Weihnachtsbaum im Wald. Da standen wir ganz still. Lauschten auf das Knistern wenn die Schneeflocken auf die Flammen fielen. Es war dunkel geworden und noch immer kamen dicke Flocken aus der Dunkelheit. Wir standen in einem Lichtkreis. Um uns herum im dunklen Dämmer standen die Waldbäume, dick beschneit. Zwölf kleine bunte Kerzen glitzerten im beschneiten Kiefernbäumchen. Es war so ein feierliches und liebevolles Herzklopfen in uns. Das heimliche, erleuchtete Bäumchen und wir dachten, jetzt kommen auch die Tiere und finden ihr Weihnachten.

Erst jetzt bemerkten die Mädchen, das unter dem Lichterbäumchen auch noch zwei Pakete lagen. Schnell nahm sich jeder eins und jeder hatte ein kuscheliges Plüschtier, ein Pferdchen und einen Teddy. Langsam brannten die Kerzen nieder und wir standen noch immer und sahen das Licht und das kleine beschneite Bäumchen. Aber noch strahlten die beinahe herunter gebrannten Kerzen. Ein leichter Wind rauschte durch den Wald. Die Flammen bogen sich und zitterten. Wir hörten, das der viele Schnee von einigen Ästen plumpste und danach stäubten viele Schneeflöckchen wie ein Schleier nach. Die Mädchen hielten ihre Kuscheltiere fest an sich gedrückt und standen dicht bei mir. So eingeschlossen in das Weihnachtslicht erlebten wir die Liebe, welche am Heiligabend unter uns Menschen ist.

Nach und nach erloschen die Kerzen, es wurde dunkel. Auf einmal war der Zauber vorbei. Ich nahm noch schnell die kleinen Drahtspiralen ab und gemeinsam gingen wir durch den Schnee. Unsere Spuren waren schon zugeschneit, aber ich führte die Mädchen sicher nach Hause. Als wir in die warme Weihnachtsstube traten, stand unser Weihnachtsbaum in aller Pracht mit bunten Kugeln, Lametta und Kerzen bereit. Es wurde noch ein langer, fröhlicher Weihnachtsabend und erst jetzt sangen wir alle: Stille Nacht, heilige Nacht.

Ich wünsche allen Lesern ein friedliches und harmonisches Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr.