Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Vor einiger Zeit ist eine Freundin von mir gestorben. Ganz plötzlich. Da ist der Schock dann immer besonders groß, wenngleich es jedem zu wünschen ist, nicht lange leiden zu müssen. Wenn man das bloß selbst in der Hand hätte…

Aber dieser plötzliche Todesfall hat mir wieder deutlich gezeigt, wie schnell das Leben zu Ende gehen kann, wie abrupt. Klar kennt jeder Sprüche wie "Lebe jeden Tag so, als könnte es dein letzter sein" oder "Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden" (Mark Twain). Aber leben wir wirklich so, genießen wir jeden einzelnen Tag unseres Lebens?

"Jeder Tag ohne ein Lachen ist ein verlorener Tag", sagte auch einst Charlie Chaplin. Recht hat er. Aber wie häufig lachen die Menschen noch? Manchesmal hat man das Gefühl, viele hätten es verlernt. Dabei ist es so einfach, mal die Mundwinkel nach oben zu ziehen zu einem Lächeln – und flugs wird einem auch zurückgelächelt. Psychologen raten sogar in manchen Fällen dazu, das vor dem Spiegel zu üben… Aber soweit muss es nicht kommen.

Jeder Tag sollte ein schöner Tag sein. Dafür muss man sich nur die schönen Dinge des Tages verdeutlichen, was habe ich erreicht, mit wem habe ich nett geplaudert, wie schön haben die Blumen auf dem Weg zur Haltestellte geblüht, der Busfahrer hat einen lustigen Spruch gemacht, die Kollegin hat mir in der Mittagspause einen Kaffee spendiert, die Sonne lachte heute wunderbar vom Himmel oder wir haben uns wie Kinder gefühlt, als wir um die Pfützen hüpften. Es gibt so viele kleine Dinge, die uns einen schönen Tag bescheren können.

Sie wollten schon lange mal wieder ins Kino gehen? Machen Sie es. Sie wollten eigentlich nochmal mit der Oma über ihre Kindheit reden, bevor es nicht mehr geht? Machen sie es. Sie wollten sich den Traum einer Segelreise erfüllen? Fangen sie an zu sparen und machen es.

Wir warten immer auf den passenden Moment. "Ich habe keine Zeit…" , "Erst muss ich noch dies und das erledigen", ich mache es, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder "Im Moment habe ich so viel zu tun, ich kann die Kollegen nicht im Stich lassen." Es gibt ein schönes Wort, dass dazu passt: Prokratination, zu Deutsch Aufschieberitis.

Ich kenne kaum einen Menschen, der nicht von diesem Virus befallen ist. Wir alle neigen dazu, Dinge, die uns unangenehm sind, oder denen wir uns (noch) nicht gewappnet fühlen, auf die lange Bank zu schieben. Und dann fallen wir plötzlich um, sind unser ganzes Leben nur von einem Termin zum nächsten gehetzt, haben immer geackert, geputzt, gespart. Und das Leben bleibt auf der Strecke. Also seien wir mutig, gucken wir positiv ins Leben, sagen wir: Das Leben hat Herausforderungen, nicht ich habe Probleme. Schauen wir positiv auf unser Leben – und fangen wir endlich an zu leben.

Hier noch ein paar Zitate, die ich passend und animierend finde: "Leben heißt nicht zu warten, dass der Sturm vorüberzieht, sondern lernen, im Regen zu tanzen", "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum", "Warte nicht auf den perfekten Moment… Nimm ihn dir einfach und mache ihn perfekt" und vor allem "Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden".

In diesem Sinne sage ich mit einem Lächeln Tschüss und wünsche allen ein frohes Osterfest.