Immer wieder schwere Unfälle in der "Todeskurve"

Straßenverkehrsbehörde sieht dennoch keinen Handlungsbedarf

von Simone Jacobius

"Es war ein schrecklicher Anblick", sagt ein Augenzeuge. Denn bei einem Verkehrsunfall in Müggelheim wurden in der Nacht zu Himmelfahrt drei Menschen verletzt. Der 17-jährige Beifahrer starb nur wenige Tage später an seinen schweren Verletzungen. Wieder einmal hat die berüchtigte "Todeskurve" am Gosener Damm kurz hinter dem Friedhof ein Opfer gefordert. Wiederholt ist es in der Linkskurve in Richtung Müggelheim zu schweren Unfällen gekommen - schon seit Jahren wird die Kurve deshalb im Müggelheimer Volksmund "Todeskurve" genannt. Auch ein Lkw ist dort schon aus der Kurve getragen worden und kippte um. Die Straße musste damals mit Aufräumarbeiten stundenlang in beide Richtungen gesperrt bleiben.

Wann wird endlich etwas unternommen? Es gibt kein Schild "scharfe Kurve", es gibt keine Richtungstafeln in der Kurve oder gar Leitplanken. Nur das Schild "Doppelkurve" sowie eine Temporeduzierung von 70 auf 50 km/h kurz vorher. Wieviele Unfälle müssen dort noch passieren, bis jemand erkennt, dass eine Tempo-Reduzierung allein nicht ausreichend ist? Wir haben diesbezüglich bei der Oberen Straßenverkehrsbehörde der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nachgefragt. "Deutlich vor der Kurve wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h reduziert. Das Verkehrszeichen ‚Achtung Doppelkurve' ist auch vorhanden, so dass die Kraftfahrenden vor der Gefahrensituation gewarnt und aufgefordert werden, ihr Fahrverhalten anzupassen", heißt es aus der Pressestelle. Auch der Unfallkommission sei die Stelle nicht als Unfallschwerpunkt bekannt, von daher sähe sie auch keinen Handlungsbedarf. Doch Fakt ist: Wir Müggelheimer kennen die Tücken dieser Kurve, Ortsfremde in der Regel nicht. Sie verschätzen sich oft mit der Geschwindigkeit...

Auch in diesem letzten Fall musste der Damm zwischen Müggelheim und Gosen mehrere Stunden gesperrt werden. Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr ein 19-Jähriger kurz vor zwei Uhr mit einem Opel auf dem Gosener Damm stadteinwärts. In der Linkskurve verlor er aus noch nicht abschließend geklärten Gründen die Kontrolle über das Fahrzeug, kam nach rechts von der Straße ab und prallte frontal gegen einen Baum. Der 19-Jährige sowie eine 16-Jährige, die auf dem Rücksitz saß, wurden nur leicht verletzt und konnten ambulant behandelt werden. Der 17-jährige Beifahrer, der auf der Seite des getroffenen Baumes saß, erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen, denen er später erlag. Der Berliner wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Unfallkrankenhaus Marzahn geflogen.

"Als wir eintrafen, lagen die Verletzten schon alle außerhalb des Autos. Der Notarzt war sogar schon da", berichtet Sören Vieth, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim. Der Hubschrauber sei dann auf dem Sportplatz an der Odernheimer Straße gelandet. Bis sechs Uhr morgens blieb die Straße gesperrt. Da der Verdacht bestand, der Fahrer könnte Alkohol konsumiert haben, wurde ihm Blut abgenommen. Sein Führerschein wurde beschlagnahmt und das Auto wurde sichergestellt. Inzwischen ist an der Unfallstelle eine kleine Gedenkstelle für den 17-jährigen Julian aufgebaut...

Und so wird bei Facebook diskutiert

Bei Facebook stellten wir die Frage: "Wie ist eure Meinung, sollte die sogenannte ,Todeskurve' von Gosen aus vor dem Friedhof (wie passend!) entschärft oder deutlicher gekennzeichnet werden? Oder sagt ihr: Jeder selber Schuld, der da zu schnell rein fährt?" Hier einige Antworten:

Tobias – Jeder selber Schuld, der da zu schnell rein fährt! (...) Denen, die es mit dem Leben nicht so haben, reicht ja eine "Rennstrecke", nach Köpenick.

Kristina – Wenn man sich an die vorgegebene Geschwindigkeit hält, ist die Kurve nicht gefährlicher als andere.

Kathrin – Es ist jeder selbst Schuld, der dort zu schnell rein fährt. und wie viele Schilder sollen denn noch aufgestellt werden? Diese werden von den Betreffenden eh nicht beachtet, so traurig es ist.

N.G. – Statistisch kommen vor allem junge Erwachsene bei Verkehrsunfällen ums Leben. (was uns die letzten Beispiele auch beweisen) Warum ist das so? Natürlich fehlt die Fahrpraxis und man ist in diesem Alter viel risikobereiter, nach dem Motto: "Uns kann kann doch nix passieren…" Vielleicht kommt laute Musik hinzu und ja, auch oft überhöhte Geschwindigkeit.

Aber einfach zu sagen: "SELBST SCHULD!", finde ich schon sehr arrogant und überheblich. Hatte denn Julian selbst Schuld? So weit ich weiß, war er Beifahrer. Oder haben die armen Eltern Schuld? (egal ob Fahrer oder Beifahrer) Habt ihr immer auf die netten Ratschläge eurer Eltern gehört? "Fahrt vorsichtig!" oder "Steigt nicht in's Auto, wenn Alkohol im Spiel ist!"

Ich bin dafür, dass Leitplanken in die diese Kurve kommen! Es sollte alles getan werden um Menschenleben zu retten, egal welches.

Der Fahrer des Autos hat rechtlich Schuld an diesem Unfall, ja klar. Eine Katastrophe ist das im Leben dieser jungen Menschen und ihrer Familien. Aber es hätte ein schwerer Unfall bleiben können ohne dass er Menschenleben gekostet hätte, nämlich mit Leitplanken.

Rebekka – "Selber Schuld" ist ja wohl ein Schlag ins Gesicht für all jene, die dort Angehörige, ihr Kind, Freunde etc. verloren haben... Daher finde ich die Diskussion bzw. das wording hier echt daneben. Und irgendwie auch unnötig, da es zig gefährliche Straßen, Kurven usw. gibt.

Josephine – Auf jeden Fall Leitplanken!

Christian –... wer sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält, ist auf der sicheren Seite. Noch mehr Schilder bringen nix und Leitplanken gefährden meist nur andere Verkehrsteilnehmer. Ein stationärer Blitzer würde helfen, dass wenigstens kurzfristig abgebremst werden würde.

Suse – Ich finde sie sollte entschärft werden, weil mir dort schon oft Autos entgegen gekommen sind, die die Kurve geschnitten haben und da kannst Du noch so langsam fahren, wenn jemand in Dich reinkracht...

Andreas – Leitplanken machen die Straße eher schneller, dass Risiko ist geringer. (...) Es ist sehr traurig aber ein Beifahrer kann auch auf den Fahrer Einfluss nehmen, sogar aussteigen. Ich meine damit das der Fahrer des Fahrzeugs bestimmt nicht erst in der besagten Kurve das erste mal im Leben zu schnell fuhr.

N.G. – Leitplanken schützen physisch und psychisch. (...) Leitplanken signalisieren nämlich unbewusst: Achtung Gefahr! Aus diesem Grund verringern fast alle ihr Tempo.