Eine Apotheke für Müggelheim
Jahrelange Mühen für eine Versorgung im Ort anno 1940
Von Dr. Michael Braun, Hönow
Bis 1996 befand sich die Apotheke an der Odernheimer Straße 10
Im ersten Kriegsjahr 1939 sollen in Müggelheim schon um die 3000 Einwohner gelebt haben, hochgerechnet auf die Sommermonate kam aber auch gut die doppelte Zahl zusammen. So entstand der Bedarf für eine Apotheke im Ort. Im so genannten Versorgungsbereich bis Köpenick existierten zu jener Zeit drei Apotheken mit einer Entfernung von etwa sechs Kilometern nach Müggelheim. Die nächstgelegene und meistkontaktierte war die „Süd-Apotheke“ von Karl Hobbert in der Wendenschloßstraße 206 an der Ecke Segewaldweg, weitere gab es in der Oberspreestraße 187 und der Köpenicker Schlossstraße 19 (heute Alt-Köpenick). Aufgrund dieses schieren Mangels unterstützte die amtlicherseits angefragte Industrie- und Handelskammer das Anliegen sofort und nachdrücklich, auch tangierte Apotheker wären über einen Zuwachs erfreut gewesen.
Erster Hoffnungsträger war Karl Hobbert, der sofort bereit war, das Abenteuer einer Zweitapotheke in Müggelheim auf sich zu nehmen. Es sollte dezidiert keine Vollapotheke sein, sondern nur eine Dependance. Er erhielt auch Anfang 1940 problemlos die notwendige Zulassung, Ordnung muss sein. Indes herrschte inzwischen in Deutschland Krieg, die Dinge verkomplizierten sich enorm. Weil es unmöglich war, ein Ladengeschäft zu erwerben und Personal einzustellen, gab der gesundheitlich angeschlagene Hobbert die Lizenz schon wenige Monate nach Erhalt frustriert zurück.
Bis zum Kriegsende gab es dann leider keinen Fortschritt in der Angelegenheit mehr. Das Ehepaar Hobbert wählte beim Einmarsch der Russen den Freitod. Die Angelegenheit „Apotheke Müggelheim“ war damit erst einmal wieder am Nullmeridian angekommen.
Das sollte jedoch keineswegs das Ende der diesbezüglichen Anstrengungen bedeuten. Der zeitnah kontaktierte Pächter der Köpenicker „Schlossapotheke“, Opitz, hätte wohl gern die Rolle einnehmen wollen, durfte aber nicht, weil sein Entnazifizierungsverfahren noch schwebte.
Von den weiteren möglichen „Erben“ winkte ein Willi Heine 1946 ab, der designierte Nachfolger und Treuhänder von Karl Hobberts „Süd-Apotheke“, Herr Suppas starb leider über die Dauer des Verfahrens, ein Dr. Schimkus bekundete zwar „großes Interesse“, meldete sich dann aber nicht mehr – die Verhältnisse waren nun einmal so. Im Jahre 1948 endlich dann war Apotheker Opitz entnazifiziert und für den Sprung nach Müggelheim bereit. Dann leider endete die Überlieferung mit der für die Müggelheimer bis dato vollkommen unbefriedigenden Situation. Erst ein Jahr später zieht eine Zweig-Apotheke der Köpenicker „Heinrich-Heine Apotheke“ in die Odernheimer Straße 10. Seit dem Bau des Müggelhofs 1996 befindet sich die Apotheke nun dort.
Übrigens gab es ein ganz ähnliches Unterfangen damals im nahe gelegenen Bohnsdorf. So ähnlich, dass man an eine Apotheken-Versorgungs-Initiative glauben mag. Auch hier war schlussendlich ein Erfolg zu verzeichnen gewesen.