Zu: „Großwildjagd in Müggelheim“ im Müggelheimer Boten 05/2020

Wildtiere artgerecht betrachten und behandeln

Man muss kein radikaler Tierschützer sein, damit einem bei dieser Geschichte, die zugegebenermaßen in einem lustigen Tonfall geschrieben ist, die Haare zu Berge stehen. Der Umgang mit Wildtieren, gerade wenn man in einer naturnahen Umgebung wohnt, muss doch ein verantwortungsvollerer und besserer sein. Ich kann mir denken, dass die beteiligten Personen nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben. Andererseits würde ich mir ein wenig mehr Nachdenklichkeit über das Zusammenleben von Mensch und Tier in einem so naturnahen Wohnort wünschen.
Sicherlich war diese Begegnung mit dem Wildtier ja nicht die erste. Doch ein grundsätzliches Mitgefühl mit der Kreatur ist in dem beschriebenen Vorfall kaum zu erkennen. Dass ein Wildschwein sich, wenn es ohnehin schon verletzt ist, bei einem Angriff mit der Mistgabel aggressiv verhält, sollte unmittelbar einleuchten. Es sollte auch nicht erstaunen, dass das verletzte Tier nicht die Flucht ergreift, wenn es angegriffen wird, sondern sich zur Wehr setzt.
Sicherlich haben die handelnden Personen eine Schockreaktion an den Tag gelegt. Und sicherlich wäre ein menschlicher Rückzug sinnvoller gewesen als ein Nachstellen, ebenso wie die Alarmierung einer Person, die sich mit diesen Tieren auskennt. Auch ich habe schon erlebt, dass meine Versuche einen Jagdaufseher zu alarmieren, fehlgeschlagen sind. Und die zunächst ablehnende Haltung der Polizei war sicher auch keine Hilfe. Trotzdem muss in einer solchen Situation ein guter Umgang von Mensch und Natur durch den Menschen gefunden werden.
Ich habe mit meinem achtjährigen Sohn über diese Geschichte gesprochen, anfangs fanden wir sie witzig, aber als wir im Fortgang des Textes intensiver darüber sprachen, wurde er immer trauriger und er hat wirklich Tränen vergossen, weil ihm das arme Wildschwein so leid getan hat.
Ich finde, dass diese Perspektive auch eingenommen werden kann. Vielleicht hat der Hund eine wirklich gesunde Reaktion an den Tag gelegt, als er weggelaufen ist. Dies wäre vielleicht den Menschen auch angeraten gewesen, da der Umgang mit einem verletzten Wildtier von dieser Größe und Stärke sicherlich nichts für Laien ist. Ich denke, dass sich alle Beteiligten offenbar überschätzt haben und das arme Tier einen großen Stress hatte, bis es endlich (durch wen auch immer) erlöst wurde.
Ich persönlich wünsche mir sehr, dass wir die Tiere als Gefährten betrachten und nicht als Feinde, auch wenn sie ab und an vielleicht mal den geliebten Rasen zerstören. Als Gartenbesitzerin in Schönhorst ärgere ich mich auch dann und wann über den Besuch von Wildschweinen, trotzdem haben wir als Menschen die Verantwortung dafür, dass alle Lebewesen in der Umgebung, mit denen wir den Lebensraum teilen, gut leben können.
Die Dezimierung von Wildschweinbeständen müssen wir, sofern erforderlich, doch den zuständigen Jagdbehörden und Jagdgemeinschaften überlassen. Da ziehe ich doch den gekonnten Schuss eines Jägers einer Tortur wie der beschriebenen vor. Kein Garten der Welt ist es wert, dass ein Tier so gequält wird. Für die verletzten Menschen tut es mir leid. Ich hoffe, sie sind wieder wohlauf. Ich danke herzlich für den Text, welcher doch Anlass bietet, über das ernsthafte Thema des Zusammenlebens von Mensch und Wildtier einmal grundsätzlicher nachzudenken. Dr. Judith C. Enders und Leonard Enders

Das arme Schwein! Nach dem Lesen des Artikels zur „Großwildjagd in Müggelheim“ frage ich mich wirklich, ob die Kontaktbeschränkungen in Corona-Zeiten ernsthafte Folgen hinterlassen!?
Wer schreibt denn mit Hilfe eines maroden Gartenzauns eine Einladung für Tiere jeglicher Art und wundert sich dann über seine Gäste? Viel schlimmer noch, man stellt sich „tapfer“ in den Fluchtweg eines aufgestachelten Wildschweins, sticht „mutig“ auf dieses ein und wundert sich dann darüber, dass gleiches in umgekehrter Richtung Reißaus nimmt! Viel mehr falsch machen kann ein Homo sapiens ja nicht! Den weiteren, traurigen Verlauf möchte ich gar nicht erst kommentieren.
Vielmehr möchte ich hier alle Beteiligten bitten, nochmal über ihre unüberlegte und wenig zielführende Handlungsweise nachzudenken. Im Besonderen natürlich „die Tierärztin mit der maximalen Arroganz“, die es eigentlich besser wissen sollte. Vielleicht wäre die Reparatur des maroden Zauns ja ein gelungener, erster Schritt in die richtige Richtung. Manuel Schild


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