Wünsch dir was!

Die SPD hat einen langen Katalog an Verkehrsmaßnahmen

Von Simone Jacobius

Die Bezirks-SPD hat zum Jahresbeginn mal aufgeschrieben, was sie sich so für die kommenden Jahre wünscht. Darunter sind auch einige Ideen, die den Müggelheimern helfen würden. Vieles davon hat sich auch der Senat vorgenommen, aber bislang nur als vage Absicht formuliert. Hier die interessantesten Forderungen, zu denen auch ich mir meine Gedanken gemacht habe:

  • Ausweitung des B-Tarifs bis zum Regionalbahnhof Erkner und S- Bahnhof Eichwalde. Das hätte den Vorteil, dass man auch in Erkner in die S-Bahn steigen könnte ohne teureres ABC-Ticket.
  • Schneller in die City West mit der Wiedereinführung des 10-min-Takts der S 3 bis City West (nicht nur bis Ostbahnhof).
  • Auch zwischen Schöneweide und Spindlersfeld sei ein 10-min-Takt der S-Bahn wünschenswert. Wenn man die Autos von den Straßen haben will, muss man schon etwas tun beim ÖPNV. Denn wenn es zu lange dauert, oder unbequem ist, scheitert das Unterfangen.
  • Eine Weiterführung der S-Bahn-Strecke vom Bahnhof Spindlersfeld ins Allende-Viertel ggf. auf einer schienengebundenen Verbindung Tram/S-Bahn – hört sich gut an, wird aber aus meiner Sicht in den nächsten zwanzig Jahren nichts.
  • Nicht nur der Flughafen Schönefeld, sondern auch der BER soll an das Busnetz angeschlossen werden. Sollte es dafür allen Ernstes noch keine Pläne geben? Betroffen sind die Buslinien 163 (von S Schöneweide) und 164 (von S Köpenick).
  • Für alle Staugeplagten auf der Müggelheimer Straße kommt der Wunsch nach einer Taktverbesserung bei der Tram 62 in der Wendenschloßstraße, insbesondere zu Zeiten von Berufs- und Schulverkehr sicherlich gut an. Ebenso wie der Vorschlag (kam er nicht eigentlich mal von der CDU?) nach einer neuen Brücke zwischen Wendenschloß und Grünau.
  • Apropos Brücken: Auch in Oberschöneweide sollte möglichst eine neue Brücke entstehen. Denn mehr Spree-Querungsmöglichkeiten entlasten die bisherigen wenigen Brücken.
  • Auch eine neue Tramstrecke von Adlershof über den S-Bahnhof Schöneweide weiter bis nach Rudow (Zwickauer Damm) wünschen sich die Sozialdemokraten.
  • Auch einen schon fast 20 Jahre alten Plan haben die Genossen wieder aus der Mottenkiste geholt, um ihn zu neuem Leben zu erwecken: eine Seilbahn zwischen Müggelsee, Müggelturm und Bammelecke, in der auch Fahrräder mitgenommen werden können. Sie hätte aus ihrer Sicht das Potential, den Tourismus in unserem Bezirk zu stärken, der bekanntlich eine große Bedeutung für die Wirtschaft hätte, heißt es in einem Antrag für die BVV am 31. Januar (nach Redaktionsschluss). Eine Seilbahn wäre ein weiteres attraktives Ziel für Menschen von nah und fern. „Da eine Machbarkeitsstudie in diesem Fall durch das Land Berlin anzufertigen ist und für gewöhnlich ein sehr komplexes Unterfangen ist, möchten wir diese Idee bereits jetzt an die entsprechenden Stellen weiterleiten”, heißt es dort.
  • Die Fähre F21 soll bis zum Ortskern Müggelheim verlängert werden. Das ist vermutlich eher für Touristen als für Pendler interessant, fährt die Fähre doch eine ganze Weile.
  • Für die Ortsteile Altstadt Köpenick, Oberschöneweide, Alt-Treptow, Adlershof, Baumschulenweg und Friedrichshagen wird eine Parkraumbewirtschaftung angeregt. Und die Puschkinallee soll im Bereich Treptower Park verkehrsberuhigt werden. Dafür könnte die Straße am Treptower Park den Verkehr in zwei Richtungen aufnehmen. Ob die die Verkehrsmassen aufnehmen könnte, darf bezweifelt werden. Dafür wäre der Park aber nicht mehr so gefährlich durchschnitten durch die stark befahrene Puschkinallee. Ein zweischneidiges Schwert also…

Zumindest das Thema Seilbahn wurde schon mal von den Grünen kommentiert. „Blödsinn“, sagt der grüne Fraktionschef Jacob Zellmer zum SPD-Beschluss. Bevor man so etwas plane, sollten erst die „wirklichen Verkehrsprobleme“ von Köpenick gelöst werden. Wenn Matthias Große, der Müggelturm-Eigner, eine Seilbahn haben möchte, dann solle er sie bitte selber finanzieren. Denn Große findet die Seilbahn tatsächlich „futuristisch und perfekt“, wie er dem Berliner Kurier mitteilte. 2005 hatte wohl schon ein Vorgänger von Bürgermeister Oliver Igel, Klaus Ulbricht, eine Seilbahn nach Köpenick bringen wollen, aber weil sich am Müggelturm kein Investor fand, geriet der Plan schnell wieder in Vergessenheit. Überhaupt scheinen Seilbahnen im Trend zu liegen. Denn auch Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) interessiert sich dafür.
Auch Verkehrsstadtrat Rainer Hölmer (SPD) hat andere Sorgen als eine Seilbahn nach Wünschen seiner Genossen zu planen. Er muss sich verstärkt dem Thema Verkehr widmen, nämlich dem Missverhältnis zwischen dem Bauboom bei Wohnungen und Gewerbe und der sich im Schneckentempo entwickelnden Infrastruktur. Immerhin gebe es jetzt eine Art Sinneswandel im Senat, sagte Hölmer auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz. Das Verkehrschaos rund um die gesperrte Allende-Brücke habe wohl ein paar Leute aufgeweckt. „Das Thema Verkehrsentwicklung im Südosten steht jetzt im Fokus des Landes“, so Hölmer. Das bisher übliche Flickschustern und kleinteilige Herumdoktern an den Problemen wolle man hinter sich lassen. Der öffentliche Nahverkehr habe dabei Vorrang – Hölmers Zielstellung: „Von jedem Ort in Köpenick im 10-Minuten-Takt wegzukommen“.
Und damit wären wir wieder beim langen Wunschzettel der SPD. Wann was davon umgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten. Am einfachsten dürften noch die Buslinie zum BER und die Taktverkürzungen sein. Denn auch die CDU-Fraktion springt in der nächsten BVV auf diesen Zug und fordert gleich in zwei Anträgen mehr Expressverbindungen in die City. Aber wenn wirklich alles umgesetzt werden würde, könnten die Müggelheimer Pendler es künftig besser haben – wenn da nicht das Thema Brücken wäre…
Denn ins Thema Lange Brücke kommt Bewegung. Das Denkmalamt hat Mitte Januar ihren Abriss genehmigt. Die 1891/92 gebaute Spreequerung war damals die erste Steinbrücke zwischen Köllnischer Vorstadt und Köpenicker Altstadt. „Grundsätzlich ist aus Sicht der Denkmalschutzbehörden der Abriss der Langen Brücke ein großer Verlust“, heißt es im Bericht der Bauabteilung für den Stadtentwicklungsausschuss. Um den backsteinroten Bogenbau ist es wirklich schade. Aber wenn die Verkehrsmassen künftig reibungslos die Insel verlassen können sollen, muss sich etwas ändern. Doch das Denkmalamt hat auch gleich Auflagen an Abriss und Neubau geknüpft: „Der Ersatzbau darf nicht höher als die historische Lange Brücke ausfallen und darf auch keine Überzüge wie die Behelfsbrücken aufweisen, zudem wird sie deutlich schmaler als die derzeit vorhandene Behelfskonstruktion ausfallen, so dass die Sichtachsen von und zur Altstadt, zum Schloss und der Schlossinsel sowie dem Kietz wiederhergestellt werden und dadurch in dieser Hinsicht eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation erreicht wird.“ Da stellt sich mir die Frage, ob es auch aus verkehrspolitischer Sicht wirklich eine Verbesserung wird. Auch die CDU hat da gewisse Bedenken und stellt einen entsprechenden BVV-Antrag: Die gesamte Verkehrssituation in Köpenick solle beim Abriss und Neubau der Langen Brücke berücksichtigen werden. Das beinhaltet auch, dass der Abriss keinesfalls vor Fertigstellung der Salvador-Allende-Brücke sowie zeitlich abgestimmt mit der Erneuerung der Pyramidenbrücke an der Alten Försterei erfolgt und dass der Neubau nicht kleiner ausfallen soll als die derzeitige Behelfskonstruktion.
Wann die Arbeiten beginnen, steht noch nicht fest. Derzeit finden erste Abstimmungsgespräche zwischen Bezirk und Senat dazu statt. Als Erstes müssen die ebenfalls maroden Behelfsbrücken aus den 90er Jahren repariert werden, die zurzeit den Verkehr auf nur eine Spur Richtung Innenstadt zwingen. Doch auch dazu gibt es noch keine exakten Planungen.