Schwierige Zeiten

Heimatverein wartet noch auf Entscheidung zum Angerfest

Von Lutz Melchior, MHV-Vorsitzender

Die Stilllegung des öffentlichen Lebens trifft die kulturelle Arbeit der Vereine und damit natürlich auch die Arbeit des Müggelheimer Heimatvereins besonders hart. Alle Kurse, Zirkel, private Veranstaltungen, die Ausstellungen und Feste, die Arbeit der AG Heimatmuseum – praktisch das gesamte Vereinsleben beruht darauf, dass die Menschen sich treffen, vis-à-vis miteinander kommunizieren und gemeinsam etwas unternehmen. Das alles ist zur Zeit nicht möglich und die einsetzenden leichten Lockerungen erweitern unseren Spielraum nur unwesentlich. Wie im letzten Newsletter bereits ausgeführt, sind alle Veranstaltungen im Dorfklub abgesagt. Das Klubgebäude „Alte Schule Müggelheim“ bleibt auch nach dem 19. April weiterhin geschlossen. Wir sind in laufendem Kontakt mit der Abteilung Kultur des Bezirksamtes Treptow-Köpenick, um über aktuelle Veränderungen schnellstmöglich informiert zu sein.
Nach derzeitigem Stand müssen wir leider davon ausgehen, dass unser Müggelheimer Angerfest, der unbestrittene Höhepunkt in unserem Vereinsleben, in diesem Jahr das erste Mal nicht stattfinden kann. Derzeit ist eine Genehmigung nicht zu erwarten. Müggelheim ohne Angerfest im 30. Jahr des Heimatvereins – eine nur sehr schwer zu ertragene Vorstellung. Betroffen sind auch die Partner unseres Festes, Jüttner Entertainment als Co-Veranstalter mit allen Schaustellern und Standbetreibern und natürlich unsere vielen Handwerker und Händler, mit denen wir seit vielen Jahren auf unseren Festen zusammen arbeiten. Wir hoffen, dass die krisenbedingten wirtschaftlichen Verluste für die professionellen Betreiber ertragbar bleiben und sie ihre Geschäfte nicht aufgeben müssen.
Natürlich versuchen wir, aus den Gegebenheiten das Beste zu machen und nach vorn zu schauen. Die Betreuung und der Unterhalt der Alten Schule und unseres Außenmuseums sind sichergestellt, unser Hausmeister ist weiterhin an vier Tagen in der Woche vor Ort. Die aktuell laufende Fotoausstellung der Freizeitgruppe der Stiftung Bahn-Sozialwerk (BSW) ist über unsere Webseite online zu besichtigen. Die Eröffnung der Ausstellung „Nah dran – Malerei in Öl“ der Müggelheimer Malerin Beate Bohne wird leider auch Corona – bedingt verschoben werden. Ebenfalls auf der Webseite des Heimatvereins ist eine Ausstellung über die Aktivitäten des Vereins in den 30 Jahren seines Bestehens zu finden. Sollte es in der Zwischenzeit Möglichkeiten geben, dass Gebäude wenigstens teilweise für Ausstellungen zu öffnen, werden wir das im Rahmen unserer Möglichkeiten natürlich nutzen. Hier warten wir auf Details zu möglichen Regelungen seitens der Landesregierung. Wir werden die derzeitige Situation nutzen, unsere Webseite und damit verbunden unser Online-Angebot zu überarbeiten und auszuweiten.
Es wird eine Zeit nach Corona geben, von der wir allerdings nicht wissen, wie diese dann in Bezug auf das öffentliche Leben aussehen wird. Wann und welche Aktivitäten im kulturellen Bereich wieder möglich sein werden, können wir heute nicht sagen. Wahrscheinlich müssen wir flexibel und anpassungsfähig sein. Aber wie lautet der aktuelle Spruch nicht nur in der Politik: Wir schaffen das! Dem schließen wir uns an, wenn es sein muss, mit einer gehörigen Portion Improvisationskunst – denn das können wir.
Seien Sie herzlich gegrüßt und halten Sie durch!


30 Jahre Müggelheimer Heimatverein

Ein Rückblick auf alles Erreichte

Von Peter Belitz und Lutz Melchior

27 Unterschriften Müggelheimer Bürger stehen unter dem Protokoll der konstituierenden Versammlung vom 19. April 1990 zur Gründung des Müggelheimer Heimatverein e.V. Ein Tag, den wir 30 Jahre später feierlich begehen wollten, aber eben nicht im Jahre 2020 mit seinen besonderen Gegebenheiten.
Es soll hier nicht über 30 Jahre Vereinsarbeit Rechenschaft abgelegt werden, dazu sind die Jahreshauptversammlungen da. Aber, lasst uns an einige Dinge, die mit dem Müggelheimer Heimatverein verbunden sind, erinnern.
Die Gründung des Vereins fiel in die „Wendezeit“ mit all ihren Problemen, für viele gerade im persönlichen und beruflichen Teil. Wie sollte, wollte oder musste man sich neu orientieren. Manche nutzten die neue Möglichkeit, einen Verein zu gründen. Und vor allem: Den Verein durch die Anfangsjahre zu steuern, vergleichsweise wie ein kleines Schiff durch unbekanntes Gewässer mit Stromschnellen. Das begann damit, eine Satzung zu erarbeiten, mit den erforderlichen Formalitäten bei Notaren zur Genehmigung gemäß Vereinsrecht, und letztlich den Verein beim Amtsgericht eintragen zu lassen.
Dann endlich konnte die Vereinsarbeit losgehen. Der Müggelheimer Heimatverein übernahm die Nutzung der Alten Schule (Dorfklub Müggelheim des ehemaligen WBA) vom Bezirksamt Köpenick und rettete sie damit vor einer kommerziellen Nutzung.
Erinnert sei z.B. an die ersten, erst zaghaften Fahrten und Begegnungen kleiner Abordnungen nach Odernheim, Kontakte mit den Nachfahren der Ortsgründer von Müggelheim. Bis hin zu Reisebussen nach Odernheim und den Gegenbesuchen, mit Unterbringung in Gastfamilien in Müggelheim. Das Disibodenberg-Blasorchester zu Besuch in Müggelheim, gemeinsam mit Trachtenverein und historischen Fahrrädern. Wir zeigten den Gästen unsere Heimatstadt Berlin, die wir doch auch erst wieder als Ganzes kennenlernen mussten, nach 30 Jahren der Trennung. Und schließlich gipfelte alles in einem Patenschaftsvertrag Odernheim-Köpenick (stellvertretend für Müggelheim, da wir keine eigene Gemeinde sind). Im Gegenzug erhielt in Odernheim eine Straße den Namen Müggelheimer Straße.
Erinnert sei auch an die vielen wunderbaren Begegnungen mit Künstlern, die der MHV ermöglichte, von Dieter Hildebrand im Dorfklub, bis zu Loriot zum Kultur-Wochenende in Neu-Helgoland (übrigens drei Veranstaltungen). Und die „Galerie im Dorfklub“ mit Bildern von Freizeitmalern und -fotografen gibt es immer noch.
Der MHV hat aber auch Veranstaltungen in der Tradition weitergeführt, wie das Seifenkistenrennen, ursprünglich von der Müggelheimer Schule organisiert. Überhaupt: das Angerfest oder auch das Erntefest – wenn es den Anschein hat, diese Feste hätten einen starren Ablauf, so lohnt es sich doch genauer hinzusehen. Entwickelt haben diese sich aus den Wohngebietsfesten.
Entscheidend war die Festwoche zum 250. Geburtstag Müggelheims 1997. Es gab scheinbar Geld ohne Ende für die Organisation. Festzelt, Schausteller, Ballonfahren und, und, und. Alles organisiert vom Müggelheimer Heimatverein. Es gab aber auch erstmals eine Schleppjagd und eine Oldtimer Rallye. Ballonfahren gibt es nicht mehr, aber geblieben sind die Schleppjagd im Rahmen des Erntefestes und die Oldtimer-Rallye als eigenständige Veranstaltung bis zur 21. Rallye.
Die Feste auf dem Anger haben sich erweitert durch einen Handwerkermarkt mit altem Handwerk und Ausstellungen aus der Geschichte Müggelheims unserer AG-Museum.
Als „Ersatz“ für das Seifenkistenrennen gab es ein Fußballturnier und den „Müggelheimer Angerlauf“– es ist also immer etwas in Bewegung.
Erinnern wir uns bitte auch an die Projekte des MHV zur Erhaltung und Verschönerung des Dorfangers: Wir haben nun einmal mit dem Dorfanger ein Flächendenkmal, – aber es als solches zu definieren heißt noch lange nicht, dass es als solches auch erkennbar ist.
Nach der Wende haben wir (fälschlicherweise) gedacht: jetzt kommt das Geld vom Denkmalschutz und das Dorf wird hergerichtet. Es kamen aber nur die Vorschriften zum Denkmalschutz.
Schon der Siedlerverein in Müggelheim hat sich in den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhundert für bestimmte Dinge in Müggelheim eingesetzt, wie Einführung der Straßenbeleuchtung oder die regelmäßige Busverbindung nach Köpenick.
Wir mischen uns ein, wenn es um M‘heim geht!
Wir haben das Geld des MHV in die Hand genommen, um zum Beispiel die westliche Spitze des Dorfangers mit einer Rosenrabatte umzugestalten; wir haben die Ortseingangstafel (in der jetzigen Form 1997 von Odernheim gestiftet) restauriert und mit einem aktuellen Straßenplan und Straßenverzeichnis versehen; neben der Alten Schule steht eine gestaltete Wanderkarte; die Überdachung der Westseite der Alten Schule wurde vom MHV durchgeführt und darunter ein Außenmuseum eingerichtet; der Vorplatz der Alten Schule wurde neu gestaltet und das letzte und größte Vorhaben: 2014 wurde das ehemalige Nebengebäude der Alten Schule nach historischen Plänen wiedererrichtet und, dank der zahlreichen Spenden, als Museum des bäuerlichen Lebens in Müggelheim eingerichtet. Zudem wurde auf dem Dorfanger eine Hinweistafel auf das Flächendenkmal aufgestellt.
Man muss aber auch Niederlagen hinnehmen: So wurde der Gehwegsanierung im Dorf (vorgeschlagen aus Mitteln des städtebaulichen Denkmalschutzes zu finanzieren und bei einer Dorfbegehung 2013 so besprochen) wegen Geldmangels eine Absage erteilt.
All diese Dinge konnten nur realisiert werden durch die freiwillige Mitarbeit und das Engagement der Müggelheimer.
Ein wesentlicher Punkt der Satzung des MHV beinhaltet die Pflege und Wahrung der Heimatgeschichte. Diesem Ziel widmet sich die AG-Heimatmuseum.
Unbedingt muss an die Ausstellungen der AG-Heimatmuseum erinnert werden, die über Müggelheim hinaus ihr Echo fanden: Die Behelfsheime in Müggelheim, Ein Dorf wird geboren (die wir auch nach Odernheim brachten), Kuhle Wampe – ein Zeltplatz bei Müggelheim, Über die Schulen in Müggelheim, Ausflugsgaststätten um Müggelheim, Schriftsteller aus Müggelheim, Entdeckungen auf alten Landkarten-Müggelheim in der Kartografie.
Sowie die thematischen Ausstellungen zum Weihnachtsmarkt.
Die Reihe „Akademie im Dorfklub“ bot über viele Jahre populärwissenschaftliche Vorträge bzw. Vorträge zu historischen Ereignissen.
Um besonderes Engagement für den Müggelheimer Heimatverein zu würdigen, wurde vom Vorstand eine bronzene Ehrenschale gestiftet. Sie wurde bisher an 17 Mitglieder verliehen.
Aber auch das fröhliche Beisammensein gehört zum Programm des Heimatvereins. Denken wir nur an die thematischen Veranstaltungen im Dorfklub, die Faschingsveranstaltungen in Genzlers-Partyscheune oder die Dankeschön-Veranstaltungen.
In eine kritische Situation geriet unser Verein, als unser Vertrag zur Nutzung des Gebäudes „Alte Schule“ seitens des Bezirks-
amtes zum Ende des Jahres 2018 gekündigt wurde. Hintergrund war eine Prüfung des Landesrechnungshofes und damit verbunden die Forderung an unseren Verein, in einen gewerblichen Mietvertrag einzusteigen. In Verhandlungen, die das gesamte Jahr 2019 andauerten, gelang es, einen Lösungsweg mit dem Bezirk zu vereinbaren, der uns Planungssicherheit für die nächsten Jahre gibt und uns rechtlich nicht schlechter stellt als vorher. Zu bemerken ist, dass die vertragliche Umsetzung immer noch nicht abgeschlossen ist.
Und nicht zuletzt muss hervorgehoben werden die Zusammenarbeit mit Vereinen aus Müggelheim bzw. benachbarter Ortsteile bzw. unserer Partner bei der Gestaltung unserer Traditionsfeste (unsere Freiwillige Feuerwehr, der Wirtschaftskreis Müggelheim, MG-Club, Brandenburger Hunting Club und KSC), Müggelheimer Grundschule, Heimatverein Gosen, Heimatverein Köpenick.
Durch die gewachsene Zahl der Einwohner in Müggelheim von etwa 3300 im Jahr 1990 auf heute knapp 7000 sind die Aufgaben des Müggelheimer Heimatvereins zur Wahrung der Tradition des ehemaligen Kolonistendorfes friderizianischer Prägung und Wahrung als Begegnungsstätte für alle Müggelheimer unverzichtbar.
Wir schauen nach vorn auf den nächsten Höhepunkt unseres Dorfes, dem wir als Verein entgegen fiebern – dem 275. Geburtstag von Müggelheim im Jahre 2022. Und helfen Sie mit, dass wir 2040 den 50. Geburtstag des Müggelheimer Heimatverein feiern können.