Danke, danke, danke!

Für den an Leukämie erkrankten Jörn Röpke haben seine Freunde vor zwei Jahren viel auf die Beine gestellt. Nun will er sich bedanken

Von Simone Jacobius (Text und Bild)

Mit Vollbart, leicht lichtem Haar aber gut gelaunt und optimistisch, so sitzt er vor mir. Jörn Röpke hat gekämpft – und wie es scheint gewonnen. Zwei Jahre nach der Stammzellspende aufgrund der diagnostizierten Leukämie ist er medizinisch gesehen grob über den Berg und möchte Danke sagen: Danke an alle Unterstützer in dieser schweren Zeit, danke an Familie und Freunde!
Die Krankheitsgeschichte des 46-jährigen Müggelheimers hat es in sich. Bereits 2016 wurde bei ihm Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert, nach einem Jahr hatte er ihn besiegt. Er galt als geheilt – bis ihn im Februar 2018 eine Influenza erwischte. Die Abgeschlagenheit danach führte er lange auf die schlimme Grippe zurück. Doch eine Untersuchung beim Arzt brachte den nächsten Schock: Leukämie. Nur heilbar durch eine Stammzellspende. Bis Juni musste er auf die befreiende Nachricht warten: ein Spender wurde gefunden.
Freunde des jungen Familienvaters hatten zu einer riesigen DKMS-Spendenaktion im Mellowpark aufgerufen. Mehr als 2000 Menschen kamen damals, um sich dort registrieren zu lassen (wir berichteten). Auch sein Arbeitgeber hat eine deutschlandweite Aktion gemacht. Die Müggelheimer Band „Jucars” hat zudem ein Konzert in Neu-Helgoland veranstaltet, bei dem sämtliche Einnahmen der Familie zugute kamen. „Es ist ein schönes Gefühl gewesen, so viel Unterstützung zu erhalten. Wenngleich es etwas komisch war, sich so öffentlich zu machen“, erzählt Jörn Röpke.
Freunde und Angehörige haben sich viel um seine Familie gekümmert, sie während seines langen Krankenhausaufenthaltes unterstützt und vor seiner Rückkehr eine Grundreinigung vorgenommen. „Jeder noch so kleine Keim hätte gefährlich sein können, deswegen musste auf höchste Hygiene geachtet werden. Regelmäßiges Händewaschen, Klinken nicht anfassen und ähnliches. Meine Familie hat schon vor Corona damit angefangen“, sagt er inzwischen schmunzelnd. Gartenarbeit geht auch heute noch nur mit Mund-Nase-Schutz, damit er keine Schimmelsporen einatmet. Irgendwann will Jörn Röpke auch mal wieder arbeiten können. Aber vermutlich kann er es nicht in seinem alten Beruf.
Damals im Juni 2018 kam dann nach etlichen bangen Monaten der erlösende Anruf. Zwei mögliche Spender kamen für ihn infrage. Die Mediziner haben sich für den näheren entschieden, einen ebenfalls jungen Mann aus Süddeutschland. Genaueres über seinen „genetischen Zwilling” erfährt der 46-Jährige erst, wenn die Zwei-Jahresfrist nach der Transplantation um ist. „Wir schreiben uns aber jetzt schon – anonymisiert. Und zur Geburt seiner Zwillinge gab es ein Päckchen“, erzählt er. Die Kommunikation läuft bisher nur über das Krankenhaus, doch wenn Ende Juni die Frist um ist, wollen sie sich auch mal treffen.
Nach der Transplantation im Juni 2018 hat Jörn Röpke drei Monate in völliger Isolation im Krankenhaus gelegen. Nur seine Frau kam, in Vollschutz, zu ihm. Er hat kaum gegessen, diverse offene Stellen am Körper gehabt. Mit einem Gummiband und leichten Yogaübungen hat er versucht, wieder etwas zu Kräften zu kommen.
Wenn er heute mit seinem Fahrrad sportlich vor einem steht, sieht man ihm das Leid nicht an. „Es war schon schlimm, seinen eigenen Vorsatz immer für die Kinder da zu sein, nicht halten zu können. Aber sie haben es ganz gut weggesteckt, wir haben aber auch immer alles erklärt“, sagt er. Mittlerweile kann er seinen siebenjährigen Sohn auch schon mal wieder huckepack nehmen.
Auch sonst hat er sich das Leben langsam wieder zurück erobert. Als er Ende August 2018, völlig entkräftet wieder nach Hause kam (er hatte 40 Kilo verloren),musste er extrem aufpassen: kein roher Schinken, kein frisches Gemüse und Obst, keine Sonne. Inzwischen ist die Ernährung fast wieder normal. „Ich fühle mich ein bisschen wie neugeboren, was man auch daran festmachen kann, dass ich wie bei einem Baby alle Impfungen nachholen muss“, sagt er schmunzelnd. Auch die schmerzhafte Knochenmarkspunktion ist von anfangs zweiwöchentlichen Abständen auf einmal im Quartal zurückgegangen.
„Mein Motto war schon immer: Alle Erfahrungen sind für irgendetwas gut.“ Er steckte früher als Servicemanager einer Telekommunikationsfirma oft im Hamsterrad. „Jetzt habe ich erkannt, wie wichtig Familie, Freunde, Liebe und Gesundheit sind. Die Hilfe, die mir und meiner Familie entgegengebracht wurde, hat mir viel Kraft gegeben. Es ist toll zu sehen, wie wichtig man anscheinend vielen Menschen ist“, sagt er dankbar.
Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht schwingt er sich auf sein Fahrrad und fährt wieder zu seiner Familie.