Sturm-Trio sorgte für Ausnahmezustand

Ziegel, Bäume, ganze Häuser flogen plötzlich herum

Von Simone Jacobius

  • Hoch hinaus wollte Meister Reinecke. Da bot sich der aufs Dach gefallene Baum an der Heisterbachstraße prima als Leiter an.    Foto: Buback

  • Nein, es handelt sich nicht um die Speisekarte des Restaurants, sondern um das Buch für Bücher. Der Bücherschrank wurde durch den Sturm einfach umgekippt.     Foto: Jacobius


  • Gesperrt: Im Wald sind viele Bäume gefallen, manche haben noch tagelang die Wege versperrt.     Foto: Jacobius


  • Umgekippte oder abgebrochene Bäume gab es reichlich, wie hier am Enkenbacher Weg.    Foto: Melchior


  • Nicht das fliegende Klassenzimmer, sondern das fliegende Haus: In Spreewiesen rissen die Wurzeln eines umgekippten Baumes das ganze Haus mit hoch in die Luft.   Foto: Buchholz


  • Pech gehabt: Der Baum landete in der Straße Am Müggelberg genau auf einem Auto. Foto: Liebeke

  • Glück gehabt: Weder das Café No. 1 noch ein auf dem Parkplatz stehendes Auto wurden vom Baum getroffen.     Foto: Bauer


  • Wenig standhaft war ein Zaun am Gosener Damm Ecke Darsteiner Weg.     Foto: Jacobius    

Nur fliegen ist schöner, mag sich so mancher zwischen dem 17. und dem 21. Februar gedacht haben. Denn die Tage verliehen wirklich Flügel. Gleich zu dritt schlugen sie hier auf: Die Tiefdruckgebiete Ylenia, Zeynep und Antonia brachten Sturm und Orkane nach ganz Norddeutschland – auch nach Müggelheim. Bäume stürzten hier auf Dächer und Autos, Gießkannen und Dachziegel flogen herum und die Gischt der Dahme sprühte bis in den Wald hinein. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. 

In Spreewiesen wurde ein ganzes Holzhaus zum Fliegen gebracht, na fast zumindest. Die Wurzeln eines Baumes , der vom Sturm gekippt wurde, hoben das Haus in die Höhe und ließen es schweben.

Die Müggelheimer Feuerwehr war im Großeinsatz und die drei Tage in Alarmbereitschaft. 55 mal musste unsere Freiwillige Feuerwehr an den drei Tagen ausrücken. Vize-Wehrleiter André Beckmann dazu: „Es waren alles wetterbedingte Einsätze. Wir mussten in erster Linie Straßen und Wege freischneiden.” In Spitzenzeiten waren 15 Mann im Einsatz – und nach den drei Tagen platt. Die Wache war die ganze Zeit besetzt. 

Übrigens darf die Feuerwehr nur noch im öffentlichen Raum Sturmschäden beseitigen, es sei denn, es ist Gefahr im Verzug. Hintergrund ist, dass die Versicherungen sich weigerten, die Kosten für die Einsätze zu bezahlen, weiß Beckmann. Deswegen wurden Einsätze auf Privatgrundstücken schon vor einigen Jahren abgeschafft. Hier muss sich jeder Eigentümer selbst um einen Baumfäller bemühen.

Als letztes wurde von den Müggelheimer Kameraden noch ein Baum Gosener Damm Ecke Meisenheimer Straße gefällt. Dafür musste am Sonntagnachmittag kurzfristig die Straße gesperrt werden.

Das Fazit der Berliner Feuerwehr: „Es ist der einsatzreichste Ausnahmezustand in der Geschichte der Berliner Feuerwehr”, sagt Sprecher Thomas Kirstein. 

Auch die Revierförstereien sind nach dem Sturm-Trio stark im Einsatz gewesen. Ihre Aufgabe war es, Waldwege freizuschneiden und Gefahrenpunkte zu beseitigen. Wegen des anhaltenden Windes auch nach dem Sturm, konnten sie jedoch nicht sofort mit der Arbeit beginnen.

Die Schäden in den Wäldern sind jedoch geringer, als beim Orkan „Xavier”. Es entstanden keine Schneisen und Flächenschäden, wie in anderen Bundesländern, heißt es aus den Berliner Forsten. Nach ersten Schätzungen fielen im Berliner Wald dennoch etwa 10.000 Festmeter (ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter) Schadholz an. Die Forsten warnten davor, die Wälder zu betreten. Zu groß war die Gefahr, von losen oder angebrochenen Ästen und Baumkronen getroffen zu werden.