Reger Brücken-Tourismus

Die Zeit der Sackgasse ist jetzt wieder vorbei

Von Simone Jacobius

Die alte Fahlenbergbrücke wird zu ihrem neuen Standort transportiert.

Die Ablage ist bereits montiert, nun muss nur noch alles passend gemacht werden.

Geschafft: Die Anschlüsse passen, der Verkehr wird nun per Ampel einspurig über die Brücke geführt – steil bergauf.

CAROLA RADKE (2) SIMONE JACOBIUS (1)

Es war schön ruhig im Ort in der ersten Herbstferienwoche. Zwischen dem 21. und 28. Oktober war die Durchfahrt nach Gosen gesperrt. Grund war die Erschließung der neuen Umleitungsstraße für die neu zu bauende Fahlenbergbrücke über dem Gosener Kanal. Und natürlich der Brückenvorschub. Denn die alte Brücke wurde hundert Meter weiter südlich auf die dort bereits wartenden neuen Aufleger geschoben – mit Hilfe einer fast kanalbreiten riesigen Plattform und einer hydraulischen Hubvorrichtung. Die Straße führt jetzt über den Parkplatz.

Die Brücke wurde verschoben, um sie temporär als Ersatzbrücke zu nutzen. Viele Müggelheimer und auch Gosener verfolgten das Schauspiel. Ohnehin fuhren in der gesperrten Woche regelmäßig Radler Richtung Kanal, um sich ein Bild vom Baufortschritt zu machen.

Die Sperrung sorgte aber nicht nur für Ruhe in Müggelheim, sondern auch für große Umwege. Denn wer jetzt nach Gosen wollte, musste über Rahnsdorf und Erkner fahren, oder aber über Schmöckwitz. Zum Glück war es nur eine Woche und dann auch noch in den Schulferien, so dass die Schulkinder, die zur Docemus-Schule gehen, nicht betroffen waren.

Auch der Gosener Kanal war wegen der Arbeiten für den Schiffsverkehr voll gesperrt. An der riesigen Arbeitsplattform hätte sich auch niemand vorbeizwängen können. Seit einer Woche wird der Verkehr nun einspurig mit wechselseitiger Ampelregelung über die temporäre Ersatzbrücke geführt. Die Gesamtlänge der Behelfsumfahrung beträgt rund 700 Meter.

„So was sieht man nur einmal, das ist doch was ganz Besonderes“, sagt eine Müggelheimerin, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollte. Sie hat ihr Handy zum Filmen parat und wirkt fast ein bisschen aufgeregt. 

Für den Verschub der Brücke liegen zwei längsseits gekoppelte Prahme unterhalb der Fahlenbergbrücke und tragen eine hydraulische Einheit, mit deren vier Stempeln das Bauwerk aus den Widerlagern senkrecht emporgehoben wird. Je ein Schubkahn am nördlichen und einer am südlichen Ende des Verbandes werden die freischwebende Brücke an ihren neuen Platz schieben und ziehen.

Zentimeter um Zentimeter verlässt die Stahl-Beton-Brücke ihren angestammten Platz in Richtung Süden. Auf dem Schubverband wird ruhig agiert, und ebenso an Land. Die alte Fahlenbergbrücke hat ihre vorletzte Reise angetreten. Für die nächsten Monate erfüllt sie nochmal einen wertvollen Zweck, doch anschließend wird sie endgültig zurückgebaut und der Verwertung zugeführt.

Der Fuß- und Radverkehr kann unabhängig vom Fahrzeugverkehr die südliche Seite der Behelfsumfahrung samt Brücke nutzen. Es ist ein provisorischer Geh- und Radweg angelegt. Nur die installierten Fußgängerampeln wirken etwas deplaziert...

Die Fertigstellung und Freigabe der neuen Fahlenbergbrücke für den Verkehr ist für Mitte 2023 vorgesehen.  Das heißt, jetzt wird ordentlich rangeklotzt. Hoffen wir mal, dass über den Winter weitergebaut werden kann.Die Kosten der Gesamtmaßnahme betragen nach derzeitigem Stand etwa 10,55 Millionen Euro.

Noch aus einem anderen Grund ist es jetzt ruhiger gewesen und ein Überqueren der Straße einfacher. Am Müggelheimer Damm an der Einmündung Müggellandstraße wird der Verkehr mit Hilfe einer Baustellenampel einspurig auf die Gegenfahrbahn gelenkt. Angeblich sollen die Schachtdeckel in dem Bereich erneuert werden…– nur Arbeiter hat man in der ersten Woche vergeblich gesucht. 

Zurück zu den Brücken: Es geht langsam voran mit unseren Sorgenkindern. Auch die Salvador-Allende-Brücke ist fertig. Am 7. November wird sie offiziell eröffnet, dann kann der Verkehr wieder vierspurig über die Spree fahren. Das heißt dann hoffentlich auch, dass die langen Staus auf der Salvador-Allende-Straße ein Ende haben werden.