Zu: Montagsdemos auf dem Dorfanger

„Die Gedanken sind frei”  – Wer kennt diese Liedzeile nicht; und möglicherweise summen Sie jetzt die weiteren Zeilen schon: „wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten, kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen, es bleibet dabei, die Gedanken sind frei!“ 

Bisher hatte ich immer sehr gute Erinnerungen, wenn ich dieses Lied hörte.

Seit dem Spätherbst des letzten Jahres aber hadere ich mit mir und meiner Erinnerung an frühere Zeiten. Nachdem nämlich Müggelheimer, die sich seit dem Spätherbst montags auf dem Dorf- anger versammeln, immer dieses Lied singen, ist es mir vergällt. Denn die sich dort Versammelnden wollten mit ihrem Spaziergang und dem anschließenden gemeinsamen Singen gegen die Corona-Maßnahmen des Staates protestieren, gegen die damals „drohende“ Impfpflicht; – diese Müggelheimer empfanden, dass dieser Staat zu viel Zwang ausübe, ihnen ihre Selbstbestimmung nehmen wolle, ihre Freiheit. Natürlich meldeten diese Mitbürger ihre Versammlungen nicht an (was ihnen nach Artikel 8 des Grundgesetzes grundsätzlich erlaubt ist), – missachteten dabei aber die damals für alle Aufzüge bestehenden „Corona-Regeln“ (Masken und Abstand halten). Meine Freunde und ich haben diesen Protest nie verstanden, – aber es gilt: Die Gedanken sind frei! 

Nun, seit dem 24. Februar ist die Welt eine andere. Nicht mehr Corona-Beschränkungen oder die vermeintliche Oppression des Einzelnen durch unseren Staat bestimmen das Denken dieser Spaziergänger, sondern der Krieg des Aggressors Putin gegen den souveränen Staat Ukraine. Und der bewegt alle; fast jeden, auch mich und unsere Freunde. 

In unserer Hilflosigkeit, der Sorge, ja, auch der Angst um unsere Zukunft, aber besonders in der Hoffnung, Trost zu finden im Gespräch mit anderen, Möglichkeiten zu eruieren, wo wir helfen können, haben wir uns dann entschlossen, jeden Montag am Friedensstein an der Kirche zusammenzustehen, zu demonstrieren gegen den Krieg und für die Freiheit, den Frieden in der Ukraine. Wir meldeten unsere kleine Demonstration an und stehen seitdem jeden Montag ab 17.45 Uhr in sehr kleiner oder auch mal größerer Runde unter dem Schutz der Polizei auf dem Dorfanger. 

Auch die Spaziergänger treffen sich weiterhin; und einmal haben sie sogar mit uns zusammen gesungen – Anti- kriegslieder. Die von uns ausgegebenen „Richtlinien“, also Grenzen, die wir nicht überschritten wissen wollen –keine Diskussion über NATO, Waffen, Nazis in der Ukraine oder die Mitschuld Deutschlands – haben ihre „Fraternisierung“ schon eine Woche nach dem gemeinsamen Singen gestoppt. Auch sie sind gegen den Krieg. Doch scheint es ihnen aber darum zu gehen, der Ukraine vorzuwerfen, dass sie sich verteidigt und andere Länder sie dabei unterstützen. Frieden heißt hier dann wohl Unterwerfung unter den Willen Putins, für den man Verständnis haben müsse. 

Mit aggressiver Gestik und Mimik, ja  auch mit Sprüchen, wurde uns klar gemacht, dass wir „Kriegstreiber“ seien. Als sie in ihrer Runde dann skandierten: „Frieden schaffen ohne Waffen!“ konnten wir nur die Achseln zucken. Als sie aber dann lautstark sangen (zur Melodie „Sag mir, wo die Blumen sind?“): „Sag mir, wo die Demokratie (bzw. die Freiheit) ist, wo ist sie geblieben?“ waren wir geschockt und haben fluchtartig das Feld geräumt. 

Täglich sehen wir, wie in der Ukraine ein keinerlei Werte und völkerrechtliche Verträge achtender Imperialist unschuldige Menschen töten lässt, damit die noch junge und sicherlich nicht perfekte Demokratie in der Ukraine erstickt wird. Putin nennt das „Entnazifizierung“, droht mit Atomwaffen-Einsatz, wenn wir – also die in der NATO verbündeten Staaten – den Ukrainern helfen und ihnen Waffen zur Verteidigung ihrer Souveränität, ihrer Freiheit, ihrer Werte liefern. 

„Frieden schaffen ohne Waffen!“ – wenn für eine Partei nur das Recht des Stärkeren gilt? Wenn diese nicht ein Fünkchen der Werte, die uns wichtig sind, achtet? Wir dürfen keine Angst vor einem Atomkrieg haben; unsere Angst wird Putin stark machen.  

Die Gedanken sind frei: Wir hier in Deutschland leben heute in großer Freiheit, mit maximaler Daseinsvorsorge. Neben den uns gesetzlich verbrieften Rechten haben wir aber auch Pflichten; manche scheinen das in diesen Zeiten zu vergessen. Leider gerät mit dem zunehmenden Fokus auf sich selbst, auf sich allein, bei vielen Menschen der Aspekt der rechtlichen bzw. sozialen Pflichten, im Miteinander die Freiheit des anderen zu respektieren, anscheinend zu oft in Vergessenheit.  

In der Ukraine werden auch unsere Werte verteidigt.  UND – unser Staat beschützt uns und unterdrückt niemanden. Unsere Gesellschaft mag keine perfekte sein, aber wir alle sollten die Vorzüge unserer Demokratie schätzen. Hier wird kein Andersdenkender auf offener Straße erschossen, vergiftet oder für Jahrzehnte in „Arbeits“-Lager geworfen. 

Lasst uns hoffen, dass wir der Ukraine und den Ukrainern helfen können, damit sie – und damit letztendlich auch wir – nicht zugrunde gehen.

Lassen Sie uns reden – montags um 17.45 Uhr am Friedensstein (außer am Pfingstmontag) bei der angemeldeten „Stoppt-den-Krieg-Demonstration“!

    Hilla Uppenkamp


Zu: Frieden schaffen ohne Waffen

Kriege sind immer unmenschlich und zu verurteilen, denn sie bringen den Tod vieler unschuldiger Menschen, zerstören Städte, Kultur und die Natur. Unmenschlich ist auch der Krieg in der Ukraine und über die Ursachen und Gründe wird viel diskutiert. War es friedensstiftend, dass sich die NATO in Richtung Osteuropa, nahe der Grenze von Russland erweitert hat? Warum wurde Russland in die Friedenspolitik für Europa nicht eingebunden? Viele Fragen, aber das erste Opfer des Krieges ist immer die Wahrheit. Es gibt viele historische Beispiele, dass mit Lügen Kriege begonnen wurden, u.a.1964 USA-Angriff auf Vietnam wegen des sogenannten Tonkin-Zwischenfalls, 1991 Angriff der USA auf Irak wegen der Brutkastenlüge, 1999 NATO-Angriff auf Jugoslawien wegen der Lüge über Konzentrationslager in Serbien, 2003 USA-Angriff auf Irak wegen der Lüge über Massenvernichtungswaffen im Irak. 

Für mich ist dabei nicht zu erkennen, dass die NATO als Verteidigungs- und Sicherheitsbündnis gehandelt hat. 

Mit Sorge um den Frieden in unserem Land habe ich die Mitteilung gelesen, dass am 28. April die Mehrheit der Bundestags- abgeordneten für eine deutsche Waffenlieferung in die Ukraine gestimmt hat. Ich bin enttäuscht vom Handeln unserer Regierung und lehne die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland in die Ukraine sowie die Ausbildung ukrainischer Soldaten auf deutschem Boden ab.

Einen Tag später, am 29. April geht ein offener Brief von Intellektuellen an den Bundeskanzler Olaf Scholz, in dem verlangt wird, dass weitere Waffenlieferungen an die Ukraine gestoppt werden. Sie fordern diplomatische Verhandlungen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Die Zahl der Erstunterzeichner hat sich von fast 30 Menschen auf mehr als 270.000 vervielfacht.

Wegen der befürchteten Ausdehnung des Krieges auf Deutschland und auf andere Länder bis zu einem möglichen atomaren Weltkrieg sinkt die Zustimmung der Deutschen zu Waffenlieferungen und ich vermute, dass die Mehrheit der Deutschen die Waffenlieferung sogar ablehnt. Trotzdem werden mit unseren Steuergeldern verstärkt Waffen produziert und weltweit geliefert. Der Militärhaushalt wurde in Deutschland enorm aufgestockt

Auch bekannte Politiker sind gegen Waffenlieferungen in die Ukraine, denn sie verlängern den Krieg (Sahra Wagenknecht, Oskar Lafontaine, Hans-Georg Maaßen).

Hans-Georg Maaßen (langjähriger Geheimdienstchef): „Der Ukraine-Krieg ist nicht unser Krieg. Wir können kein Interesse haben, schleichend als ukrainischer Kriegsverbündeter in den Krieg mit Russland hineingezogen zu werden.“

Als Pazifisten dürfen wir uns nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen, der ansonsten zu noch mehr Todesopfern, Zerstörung und Armut führen würde. Wir müssen alles dafür tun, damit auch die ukrainische Bevölkerung bald wieder in Frieden leben kann. 

Ich will, dass unser Land bewohnbar bleibt und ich bin davon überzeugt, dass die Lieferung von immer brutaleren Waffen kein Weg zum Frieden ist, sondern der Weg zu einem endlosen Krieg. 

Ich wünsche mir eine Politik des Friedens in einem neutralen Deutschland, keine Kriegspropaganda, Verurteilung von Kriegstreibern, kein Geld für Rüstung, Stärkung der Friedensbewegung sowie Frieden, Freundschaft und Handel mit Russland.

Zu den Ursachen von Kriegen sollte sich jeder folgende Fragen stellen: Wer verdient an den Kriegen und wer sind die Leidtragenden? Wer hat ein Interesse daran, auch Deutschland wirtschaftlich zu zerstören? 

Anmerkung: Wir Deutsche sind doch gegen Gewalt, wie im Kleinen, z.B. bei der Erziehung unserer Kinder, Deeskalationsseminare für Behörden, Konfliktmanagement in Firmen – so im Großen… 

                René Palm 

Zu: Der Misthaufen auf dem Dorfanger

„Zeige mir Deinen Mist und ich sage Dir was für ein Bauer Du bist“. So heißt eine alte Bauernweisheit und bezogen auf den Misthaufen, den unser Bürgermeister und seine  Mitstreitern auf unsere Gasstation malen ließ, kann man auch hier diese Frage stellen. Schließlich ist dieser Mist- haufen nun symbolisch die Vollendung einer jahrelangen Erneuerung unserer Gasdruckstation auf dem Anger. Die allerdings laut denkmalpflegerischer Zielstellung dort gar nicht hingehört. So musste das Bauwerk trotzdem auf dem Anger stehen, dann wieder abgerissen werden um es doch wieder an der alten Stelle aufzubauen. Begleitet wurde es über Jahre durch Proteste, Unterschriftensammlungen und Pressekritik. 

Viele Dörfer haben einen Dorfanger aber auf keinem hat man dort seinen Mist hingefahren, so auch nicht in Müggelheim. Unser Dorfanger fand zwar schon recht unterschiedliche Nutzungen, wie beispielsweise als Schulgarten oder nach  1945 als Soldatenfriedhof, aber am sinnvollsten  und häufigsten trafen sich hier die Müggelheimer auf ihren Volksfesten. Gehört da ein Misthaufen hin? Schließlich gab es auch andere Vorschläge zur Außengestaltung dieses technischen Gebäudes, beispielsweise durch Rankwerk-Begrünung. Aber das kann ja noch kommen, wenn es erst wieder beschmiert und ein Schandfleck wird. Zum Glück ist nichts ewig, alles fließt, wie Heraklit schon sagte. Vielleicht wird sogar die Gasstation einmal nicht mehr gebraucht und wir können nur noch lachen über den Schildbürgerstreich unserer Zeit.

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