Allgemeine Hygieneregeln

Wie man Keimschleudern umgehen kann

Von MR Dr. Rolf Förster

Ich lasse einmal Corona außen vor und vwidme mich den nahezu vergessenen Grippeerkrankungen. Im Herbst 2021 habe ich mir den Grippeschutz-Impfstoff und mit Glück auch den gegen die Zoster- (Gürtelrose ) Neuralgie besorgt, mich aufs Sofa gesetzt und die Familie und mich selbst gepiekt.

Ich weiß, dass ich damit einen besonderen Vorteil genießen konnte, und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich auch noch „Arzt gelernt” habe. Wir konnten ein volles Wartezimmer meiden und damit auch die Wahrscheinlichkeit, vielleicht den einen oder anderen unschönen Infekt mit nach Hause zu nehmen. Warum, na weil Wartezimmer häufig reine Seuchenpfuhle und Inkubatoren von allem, was man nicht haben will, sind. Es wird gehustet, geschnäuzt, Kinder schnoddern  mitunter auf den Boden und Erwachsenen in die Hand. Die Hand greift zur Stuhllehne, zur Zeitschrift, zur Türklinke und auf den Anmeldetresen.

In manchen Praxen werden infektiöse Patienten in einem separaten Wartezimmer isoliert, einige warten vernünftigerweise freiwillig vor der Tür, damit sie ihre Viren nicht verbreiten. Aber meist fehlt der Platz und nicht alle Menschen sind so freundlich, ihre Viren für sich zu behalten. Und manche wissen verständlicherweise nicht, was ihnen fehlt und sie setzen sich mitten in die Menge. Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Heute Influenza, Noro, Rhino oder ein kleiner Rota vielleicht? Und jetzt auch noch Corona. 

Der propagierte Mundschutz schützt zwar wenig vor der Infektion mit den Viren, hilft aber, dass stark hustende Patienten ihre Viren nicht ins volle Wartezimmer schleudern und sich die Menschen nicht im Gesicht rumfummeln. 

Was mich schon immer beschäftigt, sind die jährlichen Grippewellen, die auch 20- bis 30.000 Menschenleben fordern. Hier genügt es manchmal durchaus, durch die Atemluft anderer Grippekranker zu laufen, um sich mit Influenza anzustecken. Und den meisten Menschen geht es richtig dreckig, viele können das Bett vor Gliederschmerzen nicht verlassen, haben tagelang sehr hohes Fieber, stärkste Kopfschmerzen und es können leider lebensbedrohliche Folgen auftreten wie Influenza-Lungen-, Herzmuskel- und Hirnentzündungen. Ferner sind Muskelentzündungen mit Muskelfaserauflösungen, schwere Mittelohrentzündungen möglich. 

Häufig pfropfen sich dann auf den immungeschwächten Organismus schwerwiegende bakterielle Superinfektionen auf. Anschließend benötigt der Körper fast zwei Wochen, bis er wieder ordentlich funktioniert. Aber nicht jeder hat das Glück, meine Familie hat unsere süße Enkelin an den Komplikationen einer Herzmuskelentzündung verloren, nur weil sie von einem impfmuffligen Arzt bei Leipzig nicht gegen Grippe geimpft wurde (und es war genau der Erreger Typ Singapur, gegen den der Impfschutz bestand). Nicht nur deshalb bin ich ein fanatischer Impfarzt, denn es bleibt dabei, Impfungen sind das Segenreichste, was die Medizin je hervorgebracht hat. Und je nach Virus verläuft die Grippewelle unterschiedlich stark. 

Eine Erkältung wird von anderen Viren, meist Rhinoviren, verursacht und verläuft mit milderen Symptomen. Während die Influenza wie ein Hammerschlag kommt. Klopft die Erkältung an und sagt: „Entschuldigung? Ich würde mich jetzt mal breit machen. So peu a peu.“ Was hilft sind Bettruhe, viel trinken, eventuell fiebersenkende Medikamente, Nase mit Kindernasenspray freihalten, Halswickel. Kinder dürfen keinesfalls ASS erhalten! Das Reye-Syndrom mit oft tödlichen Gehirn-und Leberschäden droht.

Jetzt aber: Neben den üblichen Hygienemaßnahmen (nicht in die Hände niesen/husten, regelmäßiges Hände waschen, sowie die schon zig Mal propagierten Cystus-, Erste Abwehr, Viruprotect, Algovir-Präparate): Impfen hilft!!! Denn die Influenza ist eine schwere, potenziell lebensbedrohliche, hochansteckende Erkrankung. Ich finde die Impfung mit den abgetöteten Viren generell für alle sinnvoll. Für jeden ab 6. Lebensmonat und besonders auch für Schwangere! „Ich war nach der Impfung erst recht krank“, kann schon sein. Aber dann war es nicht die Impfung, sondern eine Erkrankung durch einen der vielen anderen Viren, die in den überall und auch in Wartezimmern grassieren.