Gedanken aus Müggelheim

Von Simone Jacobius

Müggelheim galt einst als friedlichster Ortsteil Berlins. Auch als streitbar waren wir verschrieen, setzten sich doch einige aus den Initiativen vehement für unsere Interessen im Bezirksamt ein. Doch die Zeiten sind anscheinend vorbei. Nicht nur, dass die politische Gesinnung immer stärker in die rechte Ecke gleitet, jetzt muss man anscheinend schon Sorge um Hab und Gut haben. Zumindest macht mich nebenstehender Artikel sehr betroffen. 

Was kann jemand gegen Frieden haben, ist das nicht ein hohes Gut, dass uns allen am Herzen liegen muss? Warum wird dann in einer Nacht- und Nebelaktion die Friedensfahne von unserer Dorfkirche geklaut. Und nicht nur bei uns: In vielen umliegenden Gemeinden ist das in der Karwoche passiert. Identische Fahnen wurden geklaut, zerstört oder mit Hakenkreuzen beschmiert. Damit wären wir wieder in der rechten Ecke. 

Dennoch bin ich der Meinung, dass Frieden im Interesse jeglicher politischer Couleur liegen sollte. Egal, welche Hintergründe es gibt, welche Streitereien oder Einstellungen einem Konflikt zugrunde liegen: Krieg ist nie ein Mittel, Probleme zu lösen. Letztlich sind nur die „Untertanen” die Leidtragenden. Denn Krieg trifft leider immer diejenigen, die ihn nicht ausgelöst haben. Viel zu viele Menschen haben bereits ihr Leben verloren, auf beiden Seiten. Ganze Städte sind zerstört worden, Greultaten geschehen, mühsam erwirtschaftetes Eigentum ist nicht mehr vorhanden.

Auf einer der montäglichen Demonstrationen für Frieden in der Ukraine ging es darum, dass man wieder mehr zuhören müsste. Das stimmt. Und man muss miteinander reden und nicht locker lassen. Es ist schwierig, wenn ich zwar zuhöre, meine Meinung aber eine komplett andere ist. Wenn eine Schmerzgrenze überschritten wird, hilft nur die Trennung – aber ich drohe niemandem Prügel an oder Schlimmeres. Es obliegt meiner eigenen freien Entscheidung, wie ich damit umgehe. Auch das ist Demokratie. Uns wird keine Meinung übergestülpt, wir können alles frei äußern, dafür demonstrieren – und das wünsche ich mir auch von Machthabern.

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