Auf den Zahn gefühlt

Müggelheimer Zahnarzt hat lebensbegleitendes Dentalsystem erfunden

Von Simone Jacobius

Michael Krischollek ist Zahnarzt, Patentierer und Netzwerker. Der Rahnsdorfer betreibt gemeinsam mit seiner Frau in Müggelheim eine Praxis und hat parallel dazu das lebensbegleitende Dentalkonzept erfunden. Daraus wurde dann ein Start-up – Denton Systems. 

Doch was verbirgt sich dahinter? „Zähne sind nicht nur im Kindesalter eine wacklige Angelegenheit. Unser Gebiss verändert sich ständig, sei es durch Alter, Stress oder zahnmedizinische Eingriffe. Wenn dabei die gesunde Ausgangsposition des Gebisses verloren geht, können Langzeitfolgen wie CMD, also die Craniomandibuläre Dysfunktion entstehen. Diese Funktionsstörung kann beispielsweise Rücken- , Nacken- oder Hüftschmerzen, aber auch einfach Migräne oder Tinnitus verursachen”, erklärt der 51-Jährige. Aber vielen Menschen ist das Ausmaß, das die Zähne auf die gesamte Gesundheit haben, gar nicht bewusst.

Einer allein schafft es nicht, diese Funktionsstörung zu beseitigen. Denn das Problem ist, dass immer nur die Symptome behandelt werden, nicht aber die Ursachen. Häufig rennen die Patienten schon von Arzt zu Arzt mit ihren Problemen. „Da müsste jeder mal über den Tellerrand gucken und überlegen, wo die Probleme noch herkommen könnten. Deswegen habe ich ein Netzwerk in Köpenick ins Leben gerufen mit Orthopäden,  Physiotherapeuten, HNO-Ärzten und einem Optometristen”, sagt Krischollek. Wichtig ist die Kommunikation zwischen allen. Mit seinem neuen System kann das Gebiss mit einem speziellen Verfahren digital „eingefroren” werden, so kann die Ausgangssituation jederzeit rekonstruiert werden – und zwar orts-, zeit- und erstmals zahnreihenunabhängig. Dafür hat er auch die Patente. Das System ermöglicht es, jederzeit wieder den alten, optimalen Zustand der Zähne herzustellen, der Zustand, in dem es noch keine negativen Begleiterscheinungen wie Migräne, Rückenschmerzen oder ähnliches gab. Denn wenn Ober und Unterkiefer nicht mehr in der Ursprungsposition zueinander stehen, verschiebt sich das Gleichgewicht des gesamten Körpers.

Viele seiner Patienten lassen mit Anfang 20 ihr Gebiss für später digital einfrieren. Optimal ist es, wenn man noch keinen Zahnersatz oder größere Defekte hat. Aber es kommen auch Ältere zu ihm mit schlecht sitzenden Prothesen. Wenn der korrekte Biss wieder hergestellt wurde, kann dieser gespeichert und später immer wieder abgerufen werden, um Prothesen, Kronen und ähnliches passend zur ursprünglichen Stellung herzustellen. Dies spart zukünftig Folgekosten bei der Behandlung und reduziert die Anzahl von Behandlungsterminen. „Mit diesem Behandlungsansatz haben wir das erste lebensbegleitende Dentalkonzept initiiert”, sagt Krischollek. 

Doch wie kommt man auf die Idee, so etwas zu erfinden? „Ich habe mich schon kurz nach dem Studium gefragt, was mache ich eigentlich hier. Die Patienten kamen spätestens nach ein paar Jahren immer wieder mit denselben Problemen zu uns. Jede Prothese nutzt sich ab, ich fange jedesmal wieder von vorne an. Wenn etwas nicht richtig sitzt, hat das immer Auswirkungen auf die Muskulatur. Mit der Speicherung des optimalen Gebisses von jedem Patienten wird letztlich Zeit und auch Geld gespart”, erklärt Michael Krischollek. 

Inzwischen hat auch die erste Krankenkasse die Vorteile erkannt und bezahlt die Behandlung. Doch das Unternehmen, Dental Systems, ist auch an weiteren dran.

„Letztlich ist das Gebiss die größte Schwachstelle des Menschen. Es schraubt die Behandlungskosten immens in die Höhe, wenn es nicht mehr funktioniert – MRT, Physiotherapien, diverse Ärzte werden benötigt. Von daher ist es eigentlich im Interesse der Kassen”, sagt Krischollek. Dental Systems ist weltweit das erste Unternehmen, das so etwas anbietet.