Friedensplakat gestohlen

Kirchengemeinde entsetzt über die Aktion

Von Anke Schwedusch-Bishara 


„Wer macht denn so etwas?“, fragten sich Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde als das Verschwinden des Friedensplakates an der Kirchenwand bemerkt wurde. Drei Wochen lang hatte es groß und leuchtend als Aktion der Evangelischen Jugend dort gehangen. In der Karwoche ist es verschwunden. Ein spontaner „Dumme-Jungen-Streich“ kann es nicht gewesen sein, denn man braucht eine sehr lange Leiter, um das Plakat abzuhängen. Der Dieb oder die Diebe müssen sich also vorbereitet und im Dunkeln auf den Weg gemacht haben. Im besten Fall fand jemand das Plakat so schön, dass er oder sie es fürs eigene Heim wollte. Wir hätten gern die Bezugsquelle genannt und bei der Beschaffung geholfen, wenn uns jemand gefragt hätte.

Wahrscheinlicher ist aber, dass sich jemand an der Botschaft störte. Bloß warum? Ich wünsche den Menschen in der Ukraine und all den anderen Kriegsgebieten, zurzeit sind es etwa 18 auf der Welt, von Herzen Frieden und bete dafür. Und so haben es die Jugendlichen mit ihrer Aktion sicher gemeint. Wen erfüllt das so mit Widerwillen? Oder waren es die Regenbogenfarben? Der Regenbogen als Friedenssymbol stammt übrigens aus der Bibel und passt deshalb gut an eine Kirchenwand. Nach der Sintflut erstrahlte ein Regenbogen und die Menschen der Bibel interpretieren ihn so: Gott hat seinen Kriegsbogen weggelegt und in den Himmel gehangen. Und jeder Regenbogen soll fortan uns Menschen erinnern: Wer Krieg macht, kann sich nicht auf Gott berufen. Gott fördert das Leben, statt es zu vernichten.

Der Materialwert des verschwundenen Plakats ist gering. Es stimmt die Tatsache traurig, dass sich jemand feige daran vergriffen hat, statt das Gespräch zu suchen. Und es weckt Erinnerungen an Zerstörungswut und heimliche Angriffe von denen wir in den letzten Jahren einige auf dem Anger und an unserer Kirche hatten. 

Mich macht dieser Diebstahl aber auch hellhörig und wachsam, seit ich erfahren habe, dass das gleiche Plakat fast zeitgleich in den umliegenden Kirchengemeinden ebenfalls zerstört, gestohlen oder mit Hakenkreuzen besprüht wurde. Eines wäre auf jeden Fall falsch: Stillschweigend darüber hinwegsehen.     

PRIVAT

Das Plakat war nur mit einer Leiter zu erreichen.