Gedanken aus Müggelheim

von Dr. Rolf Förster

Schade, dass uns Bundespräsident Gauck verlässt, denn er ist ein guter Präsident gewesen, vor allem, weil er sich treu geblieben ist und dem Amt trotzdem Genüge getan hat. Es ist ihm gelungen, das richtige Maß zu finden zwischen Farbe bekennen und Zurückhaltung. Und er war kein Durchschnittspräsident. Joachim Gauck war der richtige Mann an der richtigen Stelle in unruhigen Zeiten.
Er war ein politischer Präsident im besten Sinne, der sich einmischt und Positionen bezieht, ein aktiver, orientierender Teil des demokratischen Diskurses. Es gehört zu seinen Verdiensten, dass er sich die verbreitete Politikverdrossenheit eben nicht zu eigen gemacht hat. Sich nicht gemein machte mit jenen, die abfällig über die da in Berlin reden. Von Anfang an hat er sich den Gegnern der Demokratie gestellt, er fand dabei einen kämpferischen Ton, der nichts mehr mit den präsidialen Sonntagsansprachen früherer Zeiten zu tun hat. „Mit aller Deutlichkeit: Euer Hass ist unser Ansporn. Wir lassen unser Land nicht im Stich. Wir schenken Euch auch nicht unsere Angst. Ihr werdet Vergangenheit sein und unsere Demokratie wird leben“. Er war ein Präsident mit Haltung, meinungsstark und wortgewaltig, auch ein Bürgerpräsident, der aus dem Osten kam – auch noch aus meinem geliebten Wustrow. Ein Präsident, der in der DDR früh bespitzelt wurde und für mich ein aufrechter, vorbildlicher Mensch ist und bleibt. Gauck war niemals übermütig, ich denke, er hat sein Amt vorbildlich geprägt!
Dankbar bin ich besonders, dass er die Täterrolle Deutschlands nie abstreifen wollte. Das erkennt man auch an seinem besonderen Bemühen um Versöhnung mit den von Deutschland überfallenen Nachbarländern, indem er der Blutspur von SS und Wehrmacht durch Europa folgt und um Verzeihung bittet. Joachim Gauck hat dem Amt wieder Ansehen verschafft. Er hat es mit der Freiheit – gut so, der Wert der Freiheit war sein Lebensthema und wenn er jetzt Abschied genommen hat, hat er seine geliebte, ganz private Freiheit wieder. Und das auch 85 Prozent der Deutschen am Ende finden, dass er alles gut gemacht hat, zeigt: Genau so muss ein Präsident sein. Es bleibt mir deshalb nur noch zu sagen: Man hat zu danken, Herr Gauck!
Aber auch der neue Präsident Frank-Walter Steinmeier hat eine vielversprechende Antrittsrede gehalten. Mit den Worten: „Mut ist das Lebenselixier der Demokratie – so wie die Angst der Antrieb von Diktatur und Autokratie ist. Die Staatsform der Mutigen – das ist die Demokratie”, hat er bei mir bereits Punkte gesammelt...