Vergessenes Relikt – der Komahafen

Er klingt ein bisschen unheimlich, aber macht auf jeden Fall neugierig. Der Begriff „Komahafen“. Wo kommt der Name für eine kleine Bucht eigentlich her und für welche Zwecke wurde der Hafen zu DDR-Zeiten genutzt? Und was ist eigentlich dran an einem Flughafen in Müggelheim? Diese Anfragen ereilten uns Anfang März von einem Mitglied des Forums für vergessene Plätze der Geschichte. Wir haben den Ball an den Heimatverein weitergespielt, der auch prompt Antwort wusste:
Auf einer Karte von Müggelheim aus dem Jahre 1780 ist die Kleine Krampe als Nebenarm des Seddinsees zu erkennen. Sie umfließt den sogenannten „Windwall“, eine Insel im Seddinsee. Auf einer alten Wassersportkarte aus den 1920er Jahren ist zu sehen, dass die Nordwest-Seite der Insel zum Ufer hin verlandet ist und der ehemals durchgängige Wasserarm als „Kleine Krampe“  (Länge ca. 2,5 bis 3 Kilometer) ein Nebengewässer des Seddinsees bildet.
Um 1900 herum kauften die „Tabbertschen Mörtelwerke“ Land am Ufer der Großen Krampe und beantragten die Schürfrechte für Sand und Kies. Diese Rechte wurden ihnen nicht erteilt, aber als Ausgleich eine Fläche in den Seddinbergen zugewiesen. Sie errichteten dort die „Sandschurre“ zum Abbau von Kies für den Bau der Häuser in Berlin. Zum Abtransport wurde eine Feldbahn zum Ufer des Seddinsees gebaut. Die Bahn endete auf einer auf Betonstelzen stehenden Verladerampe in einer dafür errichteten Anlagestelle für Lastkähne, sodass der Kies von den Loren direkt in die Lastkähne gekippt werden konnte.
Der Kiesabbau wurde Anfang der 50er Jahre eingestellt.
Zu etwa der gleichen Zeit begann man, Trümmerschutt aus Berlin (es galt die ca. 70-80 Millionen Kubikmeter Schutt des 2. Weltkrieges zu beseitigen)  mit Lastkähnen nach Brandenburg und in die Köpenicker Forsten zu verbringen. So wurde ein Teil des Wernsdorfer Sees und fast das gesamte Gebiet der Kleinen Krampe mittels Spülschiff mit dem Trümmerschutt verfüllt. Aus der Kleinen Krampe wurde im Laufe der Jahrzehnte eine Renaturierungsfläche und zum Seddinsee hin blieb lediglich eine Bucht mit dem Namen Kleine Krampe.
Weitere Schuttmassen wurden mit der Feldbahn von der ehemaligen Verladestation zur Sandschurre in den Seddinbergen gebracht und dort verfüllt. Nach Ende dieser Arbeiten wurde auf der so entstandenen Fläche, die tiefer lag als das umliegende Gelände, ein Schießplatz der „Deutschen Volkspolizei“ und der „Kampfgruppen“ angelegt. Die Sandschurre war eingezäunt. Der Begriff Komahafen, den andere Heimatforscher teilweise verwenden, ist in Müggelheim nicht bekannt und entspringt auch keiner Flurbezeichnung.

Flughafen Müggelheim

Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre begann in Müggelheim ein Projekt zur Düngung des Waldes aus der Luft.  Für die Agrarflieger der Interflug wurde auf der stillgelegten Landwirtschaftsfläche hinter der Schule an der Odernheimer Straße ein provisorischer Flugplatz angelegt. Da bei jedem Start und jeder Landung die Straße gesperrt werden musste und zudem der Unterricht in der Schule gestört wurde, hat man den Flugbetrieb nach zwei Jahren verlegt. Man nahm stattdessen den inzwischen stillgelegten Schießplatz in der Seddingrube und richtete ihn für die Belange her.
Damit wären die Fragen geklärt. Bleibt nur noch die Sache mit dem Namen. Ist irgendjemandem in Müggelheim der Name geläufig und kann die Ursprünge erläutern? Oder entspringt der Name der „Neuzeit” und ist den vielen Bootsanlegern geschuldet, die dort gerne liegen und feiern? sip/pb