Gedanken aus Müggelheim

Sommerzeit – Verständnislosigkeit – veränderter Blickwinkel

Als ich neulich an der Kasse bei Norma in der Schlange stand, wurde ich ungewollt Zuhörerin eines Gespräches zwischen zwei älteren Damen vor mir. Sie äußerten ihren Unmut darüber, dass die Post schon um 18 Uhr zu hat. Natürlich trug mich die Neugier nach meinem Einkauf an den Poststand und tatsächlich war der Schalter kurz nach sechs schon geschlossen. So viel ich weiß, sind die gültigen Öffnungszeiten 8 bis 19 Uhr.
Mein gut funktionierendes Gehirn fing postwendend zu rechnen, zu bewerten an und über die Situation zu urteilen. Ganz schnell erwuchs Unmut darüber, denn ich wollte ja selber noch ein paar Briefmarken kaufen. Als ich später den Grund für die frühe Schließung des Postschalters erfuhr, zielten meine Überlegungen jedoch in eine andere Richtung. Zwei der drei Verkäuferinnen fehlten seit einigen Tagen. Die eine ist krank und die andere im wohlverdienten Urlaub. Nur eine Kraft für ein Dorf mit knapp 6600 Einwohnern (Sommergäste nicht dazu gerechnet) und regem Besucherverkehr. Zudem kümmern sich die Beschäftigen zusätzlich um die Wäscheannahmestelle. Elfstundentage für mehrere Wochen kann ich von nur einer Angestellten unter diesen Bedingungen nicht erwarten.
Bedenken wir weiterhin, dass hier außerdem die Postbank einen Sitz hat. Auch mein Mann erfreut sich dieser Tatsache. Es fließen also Gelder von A nach B und umgekehrt. Ich glaube, keiner von uns wäre erfreut darüber, wenn hier Fehler passieren sollten. Wenn’s ums Geld geht, hört bekanntermaßen der Spaß auf. Der Inhaber trägt dann die volle Verantwortung.
Verspätet nahm ich die zwei Schilder für den Grund der frühen Schließung wahr, auf denen um Verständnis gebeten wird. Eine alte Weisheit besagt: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil! Freuen wir uns also, dass es in Müggelheim eine kleine, gut funktionierende Poststelle gibt und sogar ab und zu ein persönliches Gespräch zwischen Angestellten und Postbesuchern geführt werden kann. Ein Weg nach Köpenick wäre bestimmt nicht in unserem aller Sinn.