Serie für den Natur- und Gartenfreund

Seerosen besitzen etwas Magisches

Von kühlen, sonnenarmen Sommern zeigt sich die mittelstark wachsende, rosarote Froebeli gänzlich unbeeindruckt Foto: GMH/Petrowsky

Nebelschleier schweben über dem Röhricht. Ein Frosch verharrt reglos auf dem tauglänzenden Seerosenblatt. Noch ruht die Welt, nur ein Teichrohrsänger durchbricht vom ersten Sonnenlicht animiert die morgendliche Stille. Und dann, ganz allmählich, offenbart sich das Wunder der Nymphaea: Wie von Zauberhand öffnen sich überall auf der Wasserfläche Blütensterne von solcher Pracht und Anmut, dass selbst der muntere Teichrohrsänger das Schauspiel nicht stören mag.
Wer solche Momente selbst nach über 30 Jahren als Seerosengärtner noch genießen kann, der hat den wohl richtigen Beruf gewählt. „Wasser und Seerosen haben schon als Kind eine unglaubliche Faszination auf mich ausgeübt, sonst hätte ich es wohl nie riskiert, mich auf eine derartige Nische zu verlegen“, schmunzelt Jörg Petrowsky von der gleichnamigen Wasserpflanzengärtnerei in Eschede. Der gelernte Staudengärtner begann 1985 bei Null, als er beschloss, sich auf Seerosen zu spezialisieren. „Anfangs habe ich nicht wenig Lehrgeld bezahlt, denn es gibt keine eigene Ausbildung zum Seerosen- oder Wasserpflanzengärtner; mein heutiges Wissen ist hart erarbeitet. Aber es hat sich definitiv gelohnt und ich freue mich jedes Mal, wenn ich bei meinen Kunden die gleiche Begeisterung spüre, die ich nach wie vor für meine Seerosen empfinde.“
Sie machen es einem aber auch leicht, sie zu lieben, die Nymphaea, wie der botanische Name der Seerosen lautet. Perfekt in ihrer Symmetrie, unfassbar rein in ihrer Wirkung und dank der klaren Farben weithin sichtbar, schmücken die eleganten Blütenkronen die Wasseroberfläche je nach Sorte zwischen Anfang Mai und dem ersten Frost. „Was viele Menschen nicht wissen: Die einzelne Seerosenblüte hält nur drei bis fünf Tage, danach zieht sie sich unter die Wasseroberfläche zurück. Aber da sich immer neue Blüten bilden, fällt das kaum auf“, erläutert Petrowsky.Was Gartenbesitzern hingegen immer wieder auffällt, ist die streng am Sonnenstand ausgerichtete Blütezeit im Tagesverlauf. „Die meisten Sorten blühen von 10 bis 15 Uhr – wer immer erst um 16 Uhr von der Arbeit nach Hause kommt, bekommt dann schnell den Eindruck, seine Seerose blühe nie“, sagt der Seerosenspezialist. Denn es gibt sie ja, die Bandbreite an Sorten: früh im Jahr blühende, spät im Jahr blühende, Frühaufsteher und bis in die Nacht blühende. Und natürlich sowohl schwachwachsende als auch ausgesprochen wüchsige Sorten. „Wunderschön und robust sind sie alle – wenn man die für den jeweiligen Zweck passende Sorte auswählt“, meint Jörg Petrowsky und lässt den Blick über sein blühendes Reich schweifen. Der Himmel, er kann auch im Wasser liegen. GMH/BdS

Die passende Sorte

Für eine optimale Gesamtwirkung sollten die Seerosenblätter lediglich ein Drittel des Teichs bedecken. Für Besitzer kleiner Gärten bedeutet das: gezielt schwachwüchsige Sorten wie die weißblühende ‘Walter Pagels’ auswählen, die sich für Wassertiefen von 20 bis 50 Zentimeter eignet. „Sie benötigt in der Fläche gerade mal einen halben bis einen Quadratmeter und hat für eine schwachwüchsige Seerose recht große Blüten mit bis zu zehn Zentimetern Durchmesser“, sagt Spezialist Jörg Petrowsky.
Als eine der attraktivsten Sorten für größere Teiche empfiehlt er ‘Sunny Pink’, deren Blütenfarbe zwischen zartem Rosa, Apricot und warmem Gelborange changiert. Räumt man ihr mindestens zwei Quadratmeter Wasseroberfläche ein, garantieren die bis zu 20 Zentimeter großen Blüten Seerosenzauber vom Feinsten. Die absoluten Minis im Sortiment sind die gerade mal 2,5 bis 5 Zentimeter großen Blüten der Nymphaea tetragona. „Diese weißblühende Art eignet sich optimal für Mini-Teiche, sogar im Kübel, und blüht im Gegensatz zu den meisten Seerosen auch im Halbschatten zuverlässig.“ Sein Gestaltungstipp: „Man sollte die ohnehin begrenzte Wasserfläche nicht noch durch Rohrkolben oder ähnliche Wasserpflanzen verkleinern. Mit Gräsern außerhalb der Wasserfläche erzielt man einen ganz ähnlichen optischen Effekt.“