Zu: Freilaufenden Hunden

Mein Name ist Barry und ich bin ein 13jähriger Hund. Zusammen mit meinem Frauchen und meinem Herrchen wohne ich mein ganzes Leben lang am Waldrand in Müggelheim. Ich bin ein Rüde und eine Mischung aus Husky und zwei anderen Hundearten.
Jeden Tag geht mein Frauchen mit mir im Wald spazieren. Ich werde immer an einer Leine geführt. Manchmal verheddert die sich mang meinen Beinen, dann muss mein Frauchen mir helfen und ich soll warten. Ich würde natürlich gerne frei herum laufen.
An einem sonnigen Dienstag im Oktober sind mein Frauchen und ihre Freundin mit mir durch den Wald spaziert. Die beiden unterhielten sich und ich schnüffelte im Gras am Wegesrand während des Laufens herum. Als wir Drei eine halbe Stunde unterwegs waren, kamen wir an eine Weggabelung. Dort trafen wir auf einen anderen Hund, einen Jagdhund. Der andere Hund war nicht an der Leine und er kommt sofort angerannt. Sein Frauchen scheint irgendwas zu suchen, vermutlich Pilze. Der Jagdhund und ich beschnüffeln uns, da er direkt vor mir steht. Irgendwas muss gewesen sein, da er spontan an meine Seite springt und sich mit seinen Zähnen in meinem Hals verbeißt. Er lässt nicht mehr los. Ich habe versucht ihn wegzukriegen, aber es gelang mir nicht. Es tat mir sehr weh. Sein Frauchen rief laut nach ihm und kam angelaufen, doch er machte keine Anstalten zu hören, geschweige denn von mir abzulassen. Mein Frauchen rief auch sehr laut und war sichtlich besorgt um mich. Sie versuchte mir mein Halsband abzumachen, da sie nicht wollte, dass ich mich selbst erwürge. Das habe ich nicht verstanden und habe aus Versehen, weil ich mich eigentlich gegen den Jagdhund wehren wollte, ihr in die Hand gebissen. Meinem Frauchen geht es seitdem nicht so gut. Die Wunde blutete sehr und ihre Freundin musste mich an der Leine nach Hause begleiten. Seit dem Tag muss mein Frauchen jeden Tag ins Krankenhaus fahren, da der Verband täglich gewechselt werden muss. Sie hat Schmerzen und muss einiges an Tabletten einnehmen. Ich bin froh, dass ihre Familie und ihre Freunde sie unterstützen. Es tut mir sehr leid und ich verstehe nicht, dass meine Artgenossen nicht an der Leine geführt werden. Im Wald hinter meinem Zuhause gibt es wilde Tiere und so manch einen, der echt große Angst hat, wenn wir laut bellend auf ihn zugerannt kommen. Vielleicht aus Erfahrungen mit uns, wie dieser hier, von der ich gerade schreibe. Bitte lasst euch anleinen, es ist zu unserer aller Sicherheit. Euer Barry (Frauchen ist der Redaktion bekannt)


Zu: „Edeka-Markt wird doch abgerissen“, Ausgabe 10/17

Ich verstehe die Welt nicht mehr – Unsere Kaufhalle, später Edeka-Markt, wird abgerissen und dafür sollen dort Wohnungen gebaut werden. Ohne Geschäfte und ähnlichen Einrichtungen.
Diese hat der Bezirk abgelehnt. Damit wird die Ortsmitte, zu früheren Zeiten Ort der Begegnung vor allem auch für ältere Menschen, vollkommen vom kulturellen Leben entkernt. Die Alten müssen künftig bis zum „Discounterzentrum“ am Ortseingang laufen, um überhaupt etwas kaufen zu können. Oder in den Nachbarort nach Gosen fahren, wenn sie auch mal etwas hochwertigere Produkte erwerben wollen.
Wir hatten so auf die Wiederbelebung der Mittagessensversorgung wie im Edeka-Markt gehofft. Noch einen Kaffee und ein kleines Schwätzchen danach. Eine schöne Sache war das in der Zeit der Aufbruchstimmung nach „89“. Leider jetzt passé. Nun sollen da plötzlich Wohnungen erlaubt werden. Vor einigen Jahren wurde doch gerade die weitere Bebauung am Ludwigshöhewg wegen dem BER gestoppt. Und nun Wohnungen noch weiter in die Einflugschneisen hinein. Was ist das denn?
Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Oder weiß die linke Hand nicht mehr, was die rechte macht?
Fluglärm, vor der Umwelt abgeschirmte Schlafstätten und Billigdiscounter am Ortsrand. Eine tolle Planung ist das für Müggelheim! Gerhard Hochmuth


Zu: „Gedanken aus Müggelheim“, Ausgabe 10/17

In den letzten „Gedanken aus Müggelheim“ wurde in Anbetracht des Wahlergebnisses in Müggelheim folgende Frage gestellt:
„Was macht viele Müggelheimer so unzufrieden, dass sie anderen einen Denkzettel verpassen müssen?“ Und es stimmt ja, dass wir hier „in einem friedlichen wunderschönen Eckchen von Berlin“ leben. „Die meisten Müggelheimer verfügen über ein Eigenheim, die Gemeinschaft stimmt, man braucht keine Angst zu haben, wenn man im Dunkeln durch den Ort läuft. Es gibt keine Flüchtlingsheime und so gut wie keine Ausländer hier.“ Aber die Frage ist doch, ist dies ausreichend, um zufrieden zu sein? Vielleicht ist es doch gerade so: Wenn man mit den genannten Dingen keine übermäßigen Sorgen hat, ist man in der Lage, etwas weiter zu denken und sich zu fragen, wie sieht es in unserer großen Stadt Berlin aus, in unserem Land Deutschland und auch sogar in Europa. Und dann sieht es doch, so kann man sich leicht denken, mit der Zufriedenheit bei vielen Menschen nicht ganz so wunderbar aus, da gibt es auch Ängste. Und das kommt auch in so manchen persönlichen Gesprächen in mehr oder minder deutlicher Weise zum Ausdruck.
Allerdings kann man auch die Erfahrung machen, dass so mancher sich wohl überlegt, in welchem Kreise er seine Gedanken ausspricht und wo doch auch besser nicht. Schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand die Theorie der Schweigespirale. „Demnach hängt die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, von der Einschätzung des Meinungsklimas ab. Widerspricht die eigene Meinung der als vorherrschend betrachteten Meinung, so gibt es Hemmungen, sie zu äußern, und zwar umso stärker, je ausgeprägter der Gegensatz wird. Daher der Begriff der Spirale.“ (Wikipedia).
Es gibt für viele Menschen Gebiete, in denen die Politik der Regierung und besonders der Kanzlerin als zumindest problematisch empfunden wird, man unzufrieden damit ist und ein Wechsel für notwendig erachtet wird, obwohl sie oftmals als „alternativlos“ hingestellt wird. Es geht dabei um Fragen wie Asyl und Einwanderung, Islam und Identität, EU und Euro-Rettung, Schutz und Sicherheit der Bürger, Zukunft für Kinder und Familien. Und dann schaut man, bei welchen Parteien spielen denn diese Dinge eine Rolle. Und wenn man eine gefunden zu haben glaubt, dann wählt man sie. Und möglicherweise kommt ganz unbewusst noch etwas hinzu, wenn bestimmte Darstellungen von amtlicher Seite allzu einseitig daherkommen. Dann nämlich, das formulierte schon Goethe, bringt „jedes Lebendige“ etwas, was dem äußeren Eindruck entgegengesetzt ist, aus sich selbst hervor. Und weiter: man „genießt einer angenehmen Empfindung, wenn etwas der eigenen Natur Gemäßes von außen gebracht wird“. Somit ist denkbar, dass das Wahlergebnis doch eher vielschichtigere Ursachen hat, als es für manchen den Anschein hat. Und so gilt für diese Ursachen auch etwas, was Lessing im „Nathan“ im Gespräch zwischen dem Tempelherrn und dem Sultan Saladin so ausdrückt:
Tph.: „Daß doch in der Welt
Ein jedes Ding so manche Seiten hat!-
Von denen oft sich gar nicht denken läßt,
Wie sie zusammenpassen!“
Sal.: „Halte dich
Nur immer an die best‘ und preise Gott!
Der weiß, wie sie zusammenpassen“
Also: Man braucht sich vielleicht überhaupt nicht zu grämen, wenn man für sich keine einheitliche Erklärung für das Wahlergebnis finden kann.
Und dann stimmt es natürlich: „Häufig kann man Unzufriedenheit auch mit Eigen-Engagement bekämpfen. … Es fehlen Menschen, die aktiv sind, die nicht nur jammern, sondern etwas verändern wollen.“ Ob sie etwas verändern können, und wenn, in welchem Rahmen, das bleibt dabei jedoch die große Frage. Dr. Horst König